Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
rede, um mich von den Schmerzen abzulenken. Aber gleich lege ich den Ring an. Gleich…«
    Asmira unterbrach ihn: »Bei dem Überfall auf Marib sind Menschen umgekommen. Welcher Zauberer hat den Boten geschickt?«
    Schweiß rann über Khabas kahle Stirn. Er hielt den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger der Rechten und bewegte ihn auf den Ringfinger der Linken zu. »Wenn du’s unbedingt wissen willst – das war ich. Nimm’s nicht persönlich. Es hätte genauso gut einer meiner Kollegen sein können. Und der Bote war Ammet, der dich gerade festhält. Ist es nicht eine Ironie des Schicksals, dass Balkis’ Trotz zum Tod des einzigen Herrschers geführt hat, der den Ring niemals missbraucht hat? Ich werde nicht so zurückhaltend sein, das kann ich dir versichern!«
    »Khaba!« In seinem prächtigen weißen Gewand kam der Wesir Hiram auf die Brüstung zugerauscht. Mit verschränkten Armen und zornigem Blick stand er auf einem kleinen Teppich, den ein großer Dämon in Menschengestalt jetzt auf der Balkonbrüstung absetzte. Der Dämon hatte wehendes goldblondes Haar und gefiederte weiße Schwingen, deren Schläge wie Kriegstrommeln dröhnten.
    Sein Gesicht war schön, schrecklich und unnahbar, aber an den smaragdgrünen Augen erkannte Asmira die vormals kleine weiße Maus wieder.
    Hinter Hiram versammelten sich die anderen Zauberer und ihre Dämonen.
    »Was treibst du hier, Khaba?«, fragte der Wesir noch einmal in scharfem Ton. »Wo ist Salomo? Und was… was bitte hast du da in der Hand?!«
    Der Ägypter blickte gar nicht auf. Er konnte sich immer noch nicht überwinden, den Ring überzustreifen.
    »Zumindest hat meine Königin, wie auch ich, in guter Absicht gehandelt«, sagte Asmira unbeirrt. »Sie wird sich Euch niemals unterwerfen, ganz gleich, womit Ihr Saba droht!«
    Khaba lachte. »Da irrst du dich gewaltig! Gestern standen die Weihrauchsäcke im Palasthof von Marib zum Abholen bereit. Du warst nur eine Nebenfigur in diesem Spiel, mein Kind, deren Verlust deine Königin leicht verschmerzen kann. Da sie dich aber inzwischen für tot hält, hat sie den Tribut eben doch aufgebracht. So läuft das immer.«
    Asmira wurde schwindlig. Das Blut hämmerte ihr in den Ohren.
    »Leg den Ring weg, Khaba!«, rief Hiram. »Ich bin der Älteste der Siebzehn und ich verbiete dir, den Ring anzustecken. Er gehört uns allen.«
    Khaba hielt den Kopf hartnäckig gesenkt. »Ammet, ich brauche noch einen Augenblick. Bist du so gut und…?«
    Asmira sah durch ihre Tränen, wie der Dämon das zähnestarrende Maul aufriss – dann warf er sie in die Luft, fing sie mit der anderen Hand wieder auf, sodass sie nun neben Bartimäus festsaß.
    »Ich warne dich, Khaba!«, donnerte Hiram.
    Mit Asmira und dem Dschinn unter dem Arm richtete sich der Schatten auf und lehnte sich nach vorn. Er streckte den freien Arm aus und ließ die langen Finger spielen. Dann schnellte der Arm geschmeidig vor wie eine Peitschenschnur. Ein blitzschneller Hieb. Hirams Kopf fiel in die eine Richtung, sein Körper in die andere. Beide kippten über den Rand des Teppichs und stürzten in die Dunkelheit.
    Hirams weiß geflügelter Dämon gab einen Jubelschrei von sich und war verschwunden. Der Teppich trudelte führerlos in die Tiefe.
    Irgendwo jaulte einer der anderen Zauberer auf.
    Der Schatten zog sich wieder zurück und wandte sich seinem Herrn zu, der vornübergebeugt einen gurgelnden Schrei ausgestoßen hatte.
    »Habt Ihr Euch verletzt, liebster Herr? Was kann ich tun?«
    Erst gab Khaba keine Antwort. Er hatte genug mit sich zu tun. Er hielt den Kopf fast bis zu den Knien gebeugt, dann hob er ihn plötzlich ruckartig und richtete sich langsam auf. Sein Gesicht war maskenhaft starr, der Mund zu einem schaurigen Grinsen verzerrt.
    »Nichts, mein guter Ammet. Du musst gar nichts mehr tun.«
    Khaba hielt die Hand hoch. An seinem Finger glitzerte es golden.
    Asmira hörte Bartimäus ächzen: »Na toll! War ja wieder klar, dass ich ausgerechnet jetzt zu mir komme!«
     

Asmira
     
    33
     
    D er Ägypter wandte sich nach dem Garten um. Im Schein der Sterne sah man die anderen Zauberer unschlüssig auf ihren fliegenden Teppichen stehen. Einer rief herausfordernd etwas herüber, aber Khaba ging nicht darauf ein. Stattdessen hob er die Hand und drehte bedächtig den Ring an seinem Finger.
    Wie schon zuvor in Salomos Observatorium knackte es in Asmiras Ohren. Bartimäus sog vernehmlich Luft durch die zusammengebissenen Zähne, sogar der Schatten, der sie beide gepackt

Weitere Kostenlose Bücher