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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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er das Ding vom Gürtel.«
    Ich nickte. »Hast recht. Gestern Abend hat er mir schon wieder eins damit verpasst. Dabei war das Ganze reiner Zufall.«
    »Wieso?«
    »Als er sich gebückt und sich die Sandalen zugebunden hat, habe ich rein zufällig ein lustiges Geräusch von mir gegeben.« Ich seufzte und schüttelte bedauernd den Kopf. »Gut, es hat wie ein Donnerschlag durchs Tal gehallt. Außerdem standen ein paar von Salomos Hofschranzen daneben und drehten sich sofort aus Khabas Windrichtung weg. Trotzdem! Der Typ hat null Humor, das ist sein Problem.«
    »Freut mich, dass du noch so gute Manieren hast wie früher, Bartimäus«, sagte Faquarl gleichmütig.
    »Man bemüht sich.«
    »Scherz beiseite, wir müssen mit diesem Khaba echt aufpassen. Was er uns in der Kugel gezeigt hat… das könnte jeder von uns sein.«
    »Weiß ich.«
    Der Nubier warf den Steinsplitter weg. Wir glotzten einträchtig auf das gleißend weiße Gestein.
     
    Einem Nichteingeweihten mag oben geschilderter Dialog nicht besonders bemerkenswert erscheinen, dabei ist er eine echte Rarität, weil er mich und Faquarl bei einer der seltenen Gelegenheiten zeigt, da wir einander weder a) offen beschimpfen, b) mit fiesen Anspielungen hänseln noch c) schlicht und einfach umzubringen versuchen. Eine solche Harmonie kam im Lauf der Jahrhunderte nur höchst selten vor. Genau genommen hatten sich in den Pausen zwischen unseren kultivierteren Begegnungen ganze Kulturen aus dem Urschlamm erhoben, hatten sich die Künste des Schreibens und der Astronomie verfeinert und waren nach und nach wieder in Dekadenz versunken.
    Unsere Wege hatten sich zum ersten Mal in Mesopotamien gekreuzt, zu den Zeiten der endlosen Kriege zwischen den Stadtstaaten. Mal hatten wir Seite an Seite gekämpft, mal hatten wir einander als Feinde in der Schlacht gegenübergestanden. Das war an sich keine große Sache – dergleichen gehörte zum Schicksal eines jeden beschworenen Geistes und entzog sich unserem Einfluss, da wir von unseren Meistern dazu gezwungen wurden –, aber irgendwie rasselten Faquarl und ich immer wieder aneinander.
    Warum eigentlich, war nicht ganz klar, denn wir hatten eine Menge gemeinsam.
    Zunächst einmal waren wir beide uralte Dschinn von hervorragendem Ruf, obwohl Faquarl (typisch!) darauf bestand, dass er ein bisschen älter wäre als ich. 24
    Zweitens waren wir beide begeisterungsfähig, mächtig, einfallsreich und kampferprobt – nicht zu unterschätzende Gegenspieler unserer jeweiligen Meister. Unter uns gesprochen, wir hatten beide schon eine beträchtliche Zahl von Zauberern abgemurkst, die in ihren Pentagrammen Lücken gelassen, sich bei der Beschwörungsformel versprochen, ein Hintertürchen in den Bedingungen eines Auftrags übersehen oder das gefahrvolle Geschäft, unsereinen herbeizurufen, anderweitig verbockt hatten. Unsere vielen hervorragenden Fähigkeiten hatten allerdings den Nachteil, dass fähige Zauberer, die unsere Vorzüge erkannten und sie für ihre eigenen Zwecke einsetzen wollten, uns immer öfter beschworen. Was dazu führte, dass Faquarl und ich die beiden meistbeschäftigten Geister dieses Jahrtausends waren, zumindest unserer Einschätzung nach.
    Darüber hinaus teilten wir zahlreiche Interessen, insbesondere für Architektur, Politik und regionale Küche. 25 Man hätte also denken sollen, dass Faquarl und ich unterm Strich gut miteinander ausgekommen wären.
    Stattdessen gingen wir einander entsetzlich auf den Zeiger, 26 und zwar von Anfang an.
    Trotzdem waren wir im Allgemeinen bereit, unsere Meinungsverschiedenheiten vorübergehend zu vergessen, wenn ein gemeinsamer Feind auf der Bildfläche erschien – eine Bezeichnung, die auf unseren derzeitigen Meister einwandfrei zutraf. Ein Zauberer, der acht Dschinn auf einmal beschwören konnte, war ein harter Brocken, und die Substanzpeitsche machte die Sache nicht einfacher. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass an Khaba noch mehr dran war.
    »Eins finde ich an Khaba komisch«, sagte ich unvermittelt. »Ist dir auch aufgefallen…?«
    Faquarl verpasste mir einen Rippenstoß und deutete mit dem Kinn auf den Weg zum Steinbruch. Dort kamen zwei unserer Kollegen, Xoxen und Tivok, mit ihren Schaufeln angeschlurft.
    »Faquarl! Bartimäus!«, rief Xoxen ungläubig. »Was macht ihr denn da?«
    Tivoks Augen funkelten tückisch. »Die beiden machen ein Pauschen.«
    »Setzt euch doch zu uns«, sagte ich.
    Xoxen stützte sich auf seinen Schaufelstiel und wischte sich mit der schmutzigen

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