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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Hand übers Gesicht. »Ihr spinnt wohl!«, zischte er. »Habt ihr vergessen, wer unser Meister ist? Man nennt ihn nicht Khaba den Grausamen, weil er drückebergerischen Geistern mit liebevoller Nachsicht begegnet! Er hat uns streng verboten, tagsüber Pausen einzulegen. Bei Tag schuften, bei Nacht ausruhen. Das begreift ja wohl der Dümmste!«
    »Euretwegen landen wir noch alle im Substanzkäfig!«, knurrte Tivok.
    Faquarl winkte verächtlich ab. »Der Ägypter ist bloß ein boshafter Mensch aus Fleisch und Blut, wogegen wir edle Geister sind – und ich verwende den Begriff ›edel‹ hier im allerweitesten Sinne, damit sich Bartimäus nicht ausgeschlossen fühlt. Warum sollten wir uns für Khaba abplagen? Lasst uns lieber überlegen, wie wir ihn außer Gefecht setzen können!«
    »Du lehnst dich ja ganz schön weit aus dem Fenster«, sagte Tivok mürrisch, »aber mir fällt auf, dass der Zauberer nirgends zu sehen ist.«
    Xoxen nickte. »Richtig. Sobald Khaba hier auftaucht, hämmert ihr garantiert doppelt so eifrig. Sollen wir inzwischen melden, dass eure ersten Quader noch nicht ganz fertig sind? Sagt uns Bescheid, wenn ihr so weit seid, dann schleifen wir die Steine zur Baustelle.«
    Damit stolzierten sie davon. Faquarl und ich schauten ihnen nach.
    »Schöne Kollegen!«, murrte ich. »Feiglinge, alle beide.« 27
    Faquarl nahm sein Werkzeug und erhob sich schwerfällig. »Na ja, du und ich sind nicht viel besser. Wir lassen uns genauso von Khaba rumscheuchen. Leider fällt mir auch nichts ein, wie wir uns dagegen wehren könnten. Khaba ist mächtig, er ist rachsüchtig, er hat die verfluchte Peitsche und er hat…«
    Wir wechselten einen Blick. Dann sandte Faquarl einen kleinen magischen Impuls aus, der sich ausdehnte, bis wir in einer grün leuchtenden Glocke der Stille standen. Das Schaufelklirren unserer Dschinnkollegen verstummte. Wir waren allein, niemand konnte uns mehr hören.
    Trotzdem senkte ich vorsichtshalber die Stimme. »Ist dir etwas an seinem Schatten aufgefallen?«
    »Du meinst, dass der ein bisschen dunkler ist als üblich?«, raunte Faquarl. »Und auch ein bisschen länger? Und immer eine Idee zu langsam, wenn Khaba sich bewegt?«
    »Genau.«
    Der Nubier verzog das Gesicht. »Alle Ebenen sind unauffällig, demnach haben wir es mit einem sehr wirksamen Tarnschleier zu tun. Fest steht, dass der Schatten Khabas Schutz dient. Wenn wir uns den Kerl schnappen wollen, müssen wir erst rausfinden, was es mit seinem Schatten auf sich hat.«
    »Wir behalten die Sache im Auge«, sagte ich. »Irgendwann wird er sich schon verraten.«
    Faquarl nickte. Dann schwang er den Meißel und die Stilleglocke zerbarst in einem Regen grüner Tropfen. Wortlos machten wir uns wieder an die Arbeit.
     
    Ein paar Tage ging alles seinen Gang. Die Hügelkuppe wurde eingeebnet, Büsche und Gestrüpp wurden gerodet und die Fundamente ausgehoben. Unten im Steinbruch hämmerten Faquarl und ich eine ansehnliche Anzahl 1-a-Kalksteinquader zurecht, rechtwinklig, symmetrisch und so ebenmäßig, dass der König persönlich davon hätte speisen können. Trotzdem fanden die Prachtstücke nicht die Zustimmung von Khabas grässlichem Aufseher Gezeri, der sich auf einem Felsvorsprung über uns materialisierte und unser Werk skeptisch begutachtete.
    »Das ist Pfusch, Jungs«, verkündete er und schüttelte den dicken grünen Kopf. »Ihr müsst die Kanten noch mal glatt schmirgeln. So kann der Boss die Lieferung nicht abnehmen, auf gar keinen Fall.«
    »Sei doch so gut und zeig mir die mangelhaften Stellen«, sagte ich freundlich. »Meine Augen sind nicht mehr so gut wie früher.«
    Der Foliot hüpfte von seinem Vorsprung und kam angeschlendert. »Ihr Dschinn seid doch alle gleich. Aufgeblasene, nutzlose Säcke, sag ich immer. Wäre ich euer Meister, ich würde euch schon aus Prinzip jeden Tag mit einer Pestilenz bombardieren – ey!« Er kam nicht dazu, uns weitere Perlen seiner Weisheit vorzuwerfen, weil ich die Kanten der Quader mit seinem Gesicht abschmirgelte. Als ich fertig war, glänzten die Steinblöcke wie ein Kinderpopo und Gezeris Gesicht war flach wie ein Amboss.
    »Du hattest recht«, sagte ich. »Die Blöcke sehen viel besser aus. Du übrigens auch.«
    Der Foliot hüpfte zornbebend auf und ab. »Wie kannst du es wagen! Ich verpetze dich bei Khaba! Ihr beide seid ihm längst aufgefallen, er wartet nur auf einen Vorwand, euch ins Schreckensfeuer zu werfen. Wenn ich erst oben bin und ihm alles erzähle…«
    »Nur zu!« In einer

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