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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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wirklich am schnellsten? Fährt denn kein Wagen…«
    »Bist du allein unterwegs?«, unterbrach sie der Alte.
    »Ja.«
    »So, so.« Er klappte den zahnlosen Mund auf und kicherte.
    Asmira fragte wütend: »Was gibt’s da zu kichern?«
    Der Alte zuckte die knochigen Schultern. »Du bist jung und, wenn dein Tuch keine unangenehmen Überraschungen verbirgt, recht hübsch. Obendrein bist du ohne Begleitung unterwegs. Das sind meiner Erfahrung nach keine guten Voraussetzungen, Eilat unbehelligt zu verlassen oder gar unversehrt in Jerusalem anzukommen. Darum lass es dir lieber gut gehen, solange du noch am Leben bist und Geld in der Tasche hast. Willst du mir nicht noch einen Fladen abkaufen?«
    »Nein danke. Ich will nach Jerusalem.«
    Der Alte musterte die junge Frau eindringlich. »Unsere Sklavenhändler verdienen gutes Geld…«, sinnierte er. »Manchmal tut es mir leid, dass ich nicht diesen Beruf ergriffen habe.« Er leckte seinen Zeigefinger an, streckte den behaarten Arm aus und ordnete die Fladenbrote in den Körben neu. »Du willst wissen, wie du am schnellsten nach Jerusalem kommst? Wenn du eine Zauberin wärst, könntest du auf einem Teppich hinfliegen. Das geht schneller als mit einem Kamel.«
    »Ich bin aber keine Zauberin.« Asmira rückte den schweren Lederbeutel zurecht, den sie an einem Riemen über der Schulter trug.
    Der Alte brummte: »Da kannst du von Glück sagen, denn wenn du auf einem Teppich nach Jerusalem fliegen würdest, würde Er dich mithilfe seines Ringes sofort bemerken. Ein Dämon würde dich abfangen und du würdest ein schreckliches Schicksal erleiden. Willst du nicht wenigstens eine Brezel kaufen?«
    Asmira räusperte sich. »Ich würde lieber einen Wagen mieten.«
    »Nur Königinnen fahren im Wagen«, erwiderte der Brotverkäufer, riss den Mund weit auf und lachte. »Und Zauberer.«
    »Ich bin weder das eine noch das andere.«
    Asmira nahm ihr Brot und ging davon. Kurz darauf drängte sich ein hagerer Mann in hellem Gewand durch die Kunden des Fischstandes und trat wieder hinaus ins helle Tageslicht.
     
    Der Bettler saß schon seit dem frühen Morgen auf seinem Stammplatz vor dem Basar, dort, wo die Gezeiten immer neue Schiffe an die Kais von Eilat trugen. Wie jeden Tag spazierten Kaufleute mit schweren Geldbörsen am Gürtel vorüber, und der Bettler versuchte sie auf zweierlei Art um ihre Bürde zu erleichtern. Sein Geschrei und sein Flehen, begleitet von der demonstrativen Zurschaustellung seines wulstigen Beinstumpfs, sorgten dafür, dass ihm der eine oder andere ein paar Schekel hinwarf. Derweil wanderte sein Kobold zwischen den Gaffern umher und bediente sich aus so vielen Taschen und Börsen, wie er zu fassen bekam. Die Sonne brannte, die Geschäfte gingen gut, und der Bettler überlegte eben, ob er sich zur nächsten Weinschenke aufmachen sollte, als ein hagerer Mann in langem hellem Gewand auf ihn zukam. Der Hagere blieb vor dem Bettler stehen und schaute zu Boden.
    »Hab ein lohnendes Opfer entdeckt«, sagte er.
    Der Bettler zischelte: »Wirf mir erst eine Münze hin, dann kannst du mir Bericht erstatten. Wir müssen schließlich den Schein wahren!« Er wartete ab, bis der Hagere gehorcht hatte, dann sagte er: »Jetzt spuck’s aus. Was ist er für einer?«
    »Es ist kein Er, sondern eine Sie «, erwiderte der Hagere mürrisch. »Eine junge Frau, heute Morgen aus dem Süden gekommen. Reist allein. Will nach Jerusalem. Sie feilscht gerade mit den Händlern um ein Kamel.«
    »Meinst du, bei ihr ist was zu holen?«, fragte der Bettler verschlagen blinzelnd. Dann fuchtelte er unvermittelt mit dem Stock und zeterte: »Geh mir aus der Sonne, Elender! Ich bin lahm, nicht blind!«
    »So lahm nun auch wieder nicht – nach dem, was man so hört«, entgegnete der Hagere und trat ein Stück zur Seite. »Unter dem Umhang ist sie gut gekleidet, und der Beutel, den sie dabeihat, dürfte auch einen Blick wert sein. Auch sie selber würde einen guten Preis erzielen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Und sie ist ganz allein?« Der Beter schaute die Straße entlang und kratzte sich das stopplige Kinn. »Tja, vor morgen brechen die Karawanen nicht auf, das steht mal fest, da wird sie die Nacht wohl oder übel in der Stadt verbringen müssen. Wir müssen uns also nicht zu sehr beeilen. Sieh zu, dass du Intef auftreibst. Wenn er gesoffen hat, hau ihm ein paar runter, bis er wieder nüchtern ist. Ich geh zum Markt und schau mich mal um.« Der Bettler schaukelte zweimal vor und zurück und

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