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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Wir Palastwächterinnen brauchen zusätzliche Waffen. Es gibt gewisse Worte, Asmira, gewisse Zauberformeln und Beschwörungen, mit denen man niedere Dämonen im Zaum halten kann.« Die Ältere hielt die Kette höher, sodass der pendelnde Anhänger das Licht einfing. »Du hast ganz recht, alle Geister verabscheuen Silber, und Dschinnfänger wie diese hier verleihen einer Zauberformel zusätzlich Nachdruck. Wenn du willst, bringe ich dir das alles bei. Dafür müssen wir allerdings zu Übungszwecken Dämonen beschwören.« Sie wies mit ausholender Gebärde auf den voll gestopften Raum. »Die Königin hat uns eine Ausnahmegenehmigung erteilt.«
    »Ich fürchte mich nicht vor Dämonen.«
    »Geister zu beschwören, ist gefährlich, Asmira, und ich wiederhole: Wir sind keine Zauberinnen. Wir erwerben nur ein Grundwissen, mit dem die Wirkung unserer Schutzmaßnahmen und Abwehrzauber überprüft werden kann. Wer nicht aufpasst und leichtsinnig wird, der zahlt dafür einen schrecklichen Preis. Wächterinnen der unteren Ränge brauchen diese Kunst nicht zu erlernen. Ich kann dich nicht dazu zwingen. Wenn es dir lieber ist, kannst du diese Kammer auf der Stelle und ein für alle Mal verlassen.«
    Das Mädchen betrachtete die kleine sich drehende Sonne. Das Aufblitzen des Silbers spiegelte sich in ihren Augen wie auflodernde Flammen. »Beherrschte meine Mutter diese Kunst?«
    »Allerdings.«
    Asmira griff nach dem Anhänger. »Dann will ich sie auch erlernen.«
     
    Als sie zu dem Gasthof zurückging, in dem sie übernachten wollte, wandte Asmira den Blick nach oben zum sternfunkelnden Himmel. Die meisten Sternbilder waren ihr unbekannt, weil es sie in ihrer südlichen Heimat nicht gab. Da sauste plötzlich ein Lichtschweif über den Himmel, blitzte auf und erlosch. Eine Sternschnuppe? Oder einer von Salomos Dämonen, der in fernen Landen Angst und Schrecken verbreiten sollte?
    Asmira biss die Zähne zusammen und grub die Fingernägel in die Handflächen. Erst in zehn Tagen konnte sie in Jerusalem eintreffen – und das auch nur, wenn kein Sandsturm die Karawane aufhielt. Zehn Tage! In zwölf Tagen würde Salomo seinen Ring drehen und Saba dem Erdboden gleichmachen! Asmira schloss die Augen und atmete tief durch. Sie hatte gelernt, ihre Gefühle zu bezähmen. Es klappte, sie wurde ruhiger.
    Als sie die Augen wieder öffnete, stand ein Mann vor ihr.
    Er hielt einen langen Stoffstreifen in den Händen.
    Asmira blieb stehen und schaute ihn an.
    »Ganz ruhig«, sagte der Mann. »Wehr dich nicht.« Als er lächelte, schimmerten seine Zähne blendend weiß.
    Hinter sich vernahm Asmira Schritte. Sie warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. Drei weitere Männer kamen eilig auf sie zu, einer war ein Krüppel mit unter den Arm geklemmter Krücke. Asmira sah die Stricke, den bereitgehaltenen Sack, die Messer in den Hosenbünden, die gierig glänzenden Augen, die feucht lächelnden Münder. Auf der Schulter des Krüppels hockte ein kleiner schwarzer Kobold und ließ die schmutzigen gelben Klauen spielen.
    Asmiras Hand wanderte unter ihren Umhang.
    »Immer langsam«, sagte der Mann mit dem Stoffstreifen. »Sonst muss ich dir wehtun.«
    Er trat noch einen Schritt auf Asmira zu, dann stieß er ein dumpfes Ächzen aus und brach zusammen. Die Dolchklinge in seiner Augenhöhle blinkte im Schein der Sterne.
    Noch ehe er auf dem Boden aufschlug, war Asmira herumgewirbelt, hatte sich unter einer zupackenden Hand weggeduckt und dem Mann, der ihr am nächsten stand, das Messer entwunden. Tänzelnd wich sie dem plumpen Versuch des dritten aus, ihr eine Drahtschlinge über den Kopf zu werfen, dann erstach sie beide Männer mit flinken Stößen und drehte sich nach dem vierten um.
    Der Krüppel war ein Stück weiter weg stehen geblieben und sah sie verblüfft an. Dann stieß er ein kehliges Knurren aus und schnippte mit den Fingern. Der Kobold flatterte auf und stürzte sich kreischend auf Asmira. Asmira ließ ihn kommen, ergriff mit einer Hand ihre Silberkette und sprach eine kurze Formel. Der Kobold zerbarst in einer Feuerkugel, die davontrudelte und in einem Funkenregen an einer Mauer zerstob.
    Die Funken waren noch nicht erloschen, da hatte der Krüppel schon die Flucht ergriffen und hastete mit aufs Pflaster hämmernder Krücke davon.
    Asmira ließ das besudelte Messer fallen. Sie ging vor ihrem Beutel in die Hocke, löste die Kordel, holte noch einen Silberdolch heraus und ließ ihn spielerisch zwischen den Fingern kreisen. Dann drehte sie

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