Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
Khabas Unruhestiftern«, sagte der König nachdenklich. »Wo steckt Khaba eigentlich?«
    Das war eine gute Frage, die auch wir uns seit Tagen stellten. Im selben Augenblick wurden die Höflinge unruhig und mein Herr erschien auf dem Schauplatz. Seine erhitzten Wangen und das vor Schweiß glänzende Gesicht verrieten, dass er gerannt war.
    »Großer Salomo!«, keuchte er. »Euer Besuch… ich wusste ja nicht…« Seine feuchten Augen wurden groß, als sein Blick auf mich fiel, und er stieß einen wölfischen Schrei aus. »Elender Sklave! Wie kannst du es wagen, mich mit dieser Gestalt zu blamieren! Tretet zurück, großer König! Lasst mich die Kreatur züchtigen.« Er griff nach der Substanzpeitsche an seinem Gürtel.
    Doch Salomo hob abermals die Hand. »Still, Zauberer! Wo hast du dich herumgetrieben, während deine Untergebenen meine Anweisungen missachtet haben? Mit dir befasse ich mich gleich noch.« Khaba sank in sich zusammen. Sein Mund stand offen, er rang nach Atem. Mir fiel auf, dass sein Schatten diesmal klein und harmlos wirkte, ein dunkles Pfützchen um die Füße seines Besitzers.
    Der König wandte sich wieder mir zu. Ach, wie sanft seine Stimme wurde… samtweich wie ein Leopardenfell. Und wie bei einem Leopardenfell mochte man nicht gegen den Strich darüberstreichen. »Weshalb machst du dich über meine Befehle lustig, Bartimäus?«
    Das Zwergnilpferd räusperte sich. »Äh… das finde ich ein bisschen zu krass ausgedrückt. Ich würde nicht sagen, dass ich mich darüber lustig mache, o Herr, ich würde eher sagen, ich habe Eure Befehle einen winzigen Augenblick lang vergessen. Das wäre der treffendere Ausdruck – und er hätte nicht ganz so verhängnisvolle Folgen.«
    Ein anderer von Salomos Zauberern, namenlos, dicklich, mit einer Visage wie eine zerquetschte Feige, verpasste mir daraufhin einen Schüttelkrampf. »Elender Dämon! Der König hat dir eine Frage gestellt!«
    »Ja klar, die wollte ich grade beantworten.« Ich wand mich in Qualen. »Und was für eine Frage das war! So treffend formuliert. So kurz und bündig. So…« Ich hielt inne. »Wie lautete sie doch gleich?«
    Salomo beherrschte offenbar die Kunst, niemals die Stimme zu erheben und niemals schnell zu sprechen, was kein schlechter rhetorischer Trick war. Auf diese Weise wurde man gezwungen, ihm gut zuzuhören. Jetzt sprach er in einem Tonfall mit mir wie mit einem Säugling. »Wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind, Bartimäus, wird hier das größte Heiligtum meiner Religion und meines Reiches stehen. Aus diesem Grund, und das habe ich in meinen Anweisungen eindeutig formuliert, wünsche ich, dass dieser Tempel… ich zitiere: ›mit allergrößter Sorgfalt, unter Vermeidung jeglicher magischer Mittel, respektlosen Betragens und nicht menschlicher Erscheinungsformen‹ errichtet wird.«
    Das Nilpferd im Baströckchen fragte baff: »Wer würde auch nur eines davon wagen?«
    »Du hast keine einzige dieser Vorgaben eingehalten. Warum?«
    Mir fiel sofort eine ganze Reihe Ausreden ein. Manche waren durchaus glaubhaft. Andere ziemlich witzig. Wieder andere zeugten von einem gewissen Vergnügen an Wortspielen und waren zugleich offenkundig erstunken und erlogen. Aber Salomos Weisheitsmasche war irgendwie ansteckend. Ich beschloss, die Wahrheit zu sagen, wenn auch in leicht schmollendem Ton.
    »O Herr, mir war langweilig und ich wollte die Sache rasch hinter mich bringen.«
    Der König nickte, worauf sich der betäubende Duft von Jasminöl und Rosenwasser ausbreitete. »Und das vulgäre Lied, das du gesungen hast?«
    »Ähm – welches vulgäre Lied war das noch? Ich singe den lieben langen Tag solche Lieder.«
    »Das über mich.«
    »Ach, das!« Das Nilpferd schluckte. »Dem schenkt Ihr am besten gar keine Beachtung, o Herr usw. Seit Menschengedenken singt man Spottlieder über große Heerführer. Das ist ein Ausdruck der Verehrung. Ihr hättet mal das Lied hören sollen, das wir auf Hammurabi gedichtet haben. Beim Refrain hat er immer mitgesungen.«
    Zum Glück schien mir Salomo die Geschichte abzukaufen. Er richtete sich auf und blickte streng um sich. »Hat einer der anderen Sklaven meine Befehle ebenfalls missachtet?«
    Ich hatte die Frage vorausgeahnt. Ich schaute meine Gefährten nicht offen an, spürte aber trotzdem, dass sie sich im Schutz der Menge ganz klein machten – Faquarl, Menes, Khosro und die anderen – und mich mit stummen, inbrünstigen Bitten bombardierten. Seufzend erwiderte ich: »Nein.«
    »Bist du sicher?

Weitere Kostenlose Bücher