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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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auch nicht gerade aus der Steinzeit, Bartimäus, aber eine Wesenheit wie du ist mir echt noch nicht untergekommen. Ghule 42 sind schlimme Finger, Kreischer 43 desgleichen – sie haben allesamt schauderhafte Manieren –, aber beim Zeus, wenigstens quatschen sie nicht ständig dazwischen und benehmen sich gegenüber ihren Herren derart dreist wie du. Ich sag’s, wie’s ist: Dein bloßer Anblick treibt jeden vernünftigen Geist in den Wahnsinn.«
    Ob mir nun noch der Schreck in den Gliedern saß oder ob mich Faquarls hämisches Grinsen ärgerte – jedenfalls verlor ich die Beherrschung. Abermals loderten auf meinen Fingern Flammen auf und ich ging auf den Nubier los.
    Faquarl schnaubte ungehalten. Grüne Blitze zuckten um seine Wurstfinger. »Schlag dir das aus dem Kopf. Gegen mich kommst du nicht an.«
    »Ach nein? Dann hör mir mal gut zu, Freundchen…«
    Ich stockte, meine Detonation verlosch. Auch Faquarl ließ die Hände sinken. Wir standen einander stumm gegenüber und spitzten die Ohren. Wir spürten beide dasselbe: ein kaum merkliches Erzittern der Ebenen, dazu hörte man es mehrmals dumpf dröhnen. Dieses Geräusch kannten wir nur zu gut.
    Es war das Dröhnen, das eine Beschwörung begleitet.
    Unser Streit war vergessen, wir verwandelten uns und schwangen uns in die Lüfte.
    Zwei Adler (der eine abstoßend dick, der andere ein Musterbild von Anmut und Schönheit) stiegen zwischen den Steilwänden auf. Wir kreisten über dem kargen Land, das in der Sonne braun und weiß leuchtete.
    Ich überprüfte die höheren Ebenen, wo die Farben gedämpfter sind und einen weniger ablenken, und krächzte triumphierend. Weiter südlich erkannte ich schimmernde Umrisse. Die Wesenheiten – es waren mehrere – sammelten sich dort, wo die Gewürzstraße durch einen Hohlweg führte.
    In wortlosem Einverständnis flogen beide Adler eine Schleife, dann schossen wir Seite an Seite auf die Straße zu.
     

Bartimäus
     
    15
     
    K urz darauf sah man zwei bärtige Reisende König Salomos Landstraße entlangwandern. Der eine war jung und gut aussehend, der andere dick und unansehnlich. Beide waren vom Staub und Sand vieler Meilen bedeckt. Sie trugen gefärbte Wollgewänder und hatten schwere Bündel über den Schultern. Jeder stützte sich beim Gehen auf einen dicken Eichenstock.
    Tock, tock, latsch, latsch – da kamen Faquarl und ich angetrottet und gaben uns alle Mühe, schutzlose Menschen zu verkörpern. Um unsere tatsächlichen Fähigkeiten zu verbergen, hatten wir die Verwandlung auf fünf Ebenen durchgeführt und obendrein Blendezauber eingesetzt, die auf den beiden obersten Ebenen unsere wahre Natur verschleierten.
    Müde schlurften die beiden Männer südwärts. Je weiter sie vorankamen, desto enger wurde die Straße von Felsen umschlossen. Noch aus der Vogelperspektive hatten wir festgestellt, dass die Felswände reichlich Vorsprünge und Überhänge aufwiesen, in deren Schutz man sich in den Hinterhalt legen konnte. Falls man so etwas vorhatte.
    Faquarl und ich hatten uns nämlich dazu entschlossen – auf unsere Art.
    Irgendwo über uns mussten sich die Dschinn herumtreiben, die wir von Weitem erspäht hatten, aber noch ließen sie sich nicht blicken. Nichts rührte sich, nur zwei Geier kreisten träge am Himmel. Nach einem flüchtigen Blick befand ich sie für echt. Wir schlurften weiter, setzten einen bleischweren Fuß vor den anderen.
    In der Mitte der Hügelkette standen die Felsen nicht mehr so dicht am Weg und die Straße ging in einen breiten Hohlweg über. Die Hänge zu beiden Seiten waren mit schroffem Geröll bedeckt.
    Zum ersten Mal blieben die einsamen und ach so schutzlosen Wanderer stehen. Faquarl tat so, als kramte er in seinem Bündel. Ich zupfte an meinem Bart und sah mich unauffällig um.
    Stille.
    Wir packten unsere Wanderstöcke fester und setzten unseren Weg fort.
    Hinter uns kollerten Steinchen bergab. Wir drehten uns nicht um.
    Hinter uns rumpelten Geröllbrocken den Hang bis auf halbe Höhe herunter. Faquarl kratzte sich versonnen die Knollennase. Ich pfiff unmelodisch vor mich hin.
    Ein lautes Poltern, Krallen scharrten über Stein. Wir schleppten uns weiter.
    Jetzt hörte man Schuppen leise übereinanderschaben. Urplötzlich stank es nach Schwefel. Einen Augenblick lang wurde es in dem Hohlweg stockfinster. Wir vernahmen ein dämonisches Kichern…
    Jetzt war es so weit!
    Faquarl und ich fuhren mit gesträubten Bärten und erhobenen Stöcken verteidigungsbereit herum – aber da war

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