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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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niemand.
    Wir schauten nach unten.
    Zu unseren Füßen stand der kleinste, popligste Foliot, den unsere Augen je erblickt hatten. Ertappt hielt er den erhobenen Fuß in der Schwebe. Er hatte die Furcht einflößende Erscheinung einer Spitzmaus in einem ausgeleierten Gewand gewählt. Die Waffe in seiner pelzigen Pfote erinnerte an eine Gabel.
    Ich ließ den Stock sinken und starrte ihn ungläubig an. Er glotzte aus feuchten braunen Augen zurück.
    Die Spitzmaus sah auf allen sieben Ebenen gleich aus, allerdings besaß sie auf der siebten zwei Reißzähne. Ich schüttelte verwundert den Kopf. War das jenes abscheuliche Ungeheuer, das über die Karawane hergefallen war?
    »Rückt eure Wertsachen raus und sprecht ein letztes Gebet!«, quäkte die Spitzmaus und fuchtelte mit der Gabel. »Aber dalli, wenn ich bitten darf. Von der anderen Seite kommt noch eine Karawane. Ich will eure Leichen rasch wegschaffen und mich wieder meinen Kameraden anschließen.«
    Faquarl und ich wechselten einen kurzen Blick. Ich hob die Hand. »Verzeihung, ich hätte vorher noch eine Frage. In wessen Auftrag handelst du? Welcher Zauberer hat dich beschworen?«
    Die Spitzmaus warf sich in die Brust. »Mein Herr dient beim König der Edomiten. Und jetzt gebt endlich eure Sachen her. Ich will nicht, dass sie Blutflecken abkriegen.«
    »Aber Edom ist doch mit Israel befreundet«, wandte Faquarl ein. »Weshalb sollte sein König dem großen Salomo schaden wollen?«
    »Meinst du jenen Salomo, der jedes Jahr einen gewaltigen Tribut von Edom verlangt, weshalb die Schatzkammer des Königs leer ist und das Volk unter der Last der Schulden ächzt?« Die Spitzmaus zuckte die Achseln. »Trüge Salomo nicht den Ring, hätte sich Edom längst gegen ihn erhoben. So aber müssen wir uns mit Banditenüberfällen begnügen. So viel zu den internationalen Beziehungen, kommen wir jetzt zu eurem bedauerlichen Ableben…«
    Ich lächelte nachsichtig. »Eine Kleinigkeit noch. Überprüf doch mal die Ebenen.« Gleichzeitig nahm ich unauffällig eine Änderung vor. Auf der ersten Ebene war ich weiterhin der staubbedeckte Wanderer. Auf den oberen Ebenen nahm ich jedoch eine ganz andere Gestalt an. Faquarl machte es genauso. Das Fell der Spitzmaus sträubte sich und ergraute. Der Foliot zitterte derart, dass seine Gabel summte.
    Die Spitzmaus trippelte rückwärts. »Lasst uns noch mal drüber reden, Jungs…«
    Ich grinste breit. »Nicht nötig.« Ich schnippte mit den Fingern und mein Stock verschwand. Aus meiner ausgestreckten Hand schoss donnernd eine Detonation. Die Spitzmaus sprang zur Seite, der Boden vor ihren Pfötchen barst unter der Wucht eines roten Flammenstrahls. Mitten im Sprung stieß die Spitzmaus mit der Gabel zu. Aus den Zinken fegte ein dünner grüner Lichtstrahl und traf Faquarl in den großen Zeh. Faquarl hüpfte fluchend auf einem Bein und errichtete schleunigst einen Schutzschild. Die Spitzmaus flitzte quiekend davon. Ich schickte ihr eine Salve Schüttelkrämpfe hinterher, die hier und dort Lawinen in den Hohlweg donnern ließen.
    Die Spitzmaus flüchtete sich hinter einen Felsen, streckte die Pfote mit der Gabel hervor und wedelte damit herum. Noch mehr grüne Blitze regneten auf uns herab und prallten knisternd von unseren Schutzschilden ab. Faquarl revanchierte sich mit einem extrastarken Schüttler, und der Felsen zerstob zu Schotter. Die Spitzmaus flog mit schwelendem Fell durch die Luft und ließ die Gabel fallen. Als sie sich wieder aufgerappelt hatte, fluchte sie piepsig und huschte den Geröllhang hoch.
    Faquarl brüllte: »Du verfolgst den Burschen – ich schneide ihm drüben den Weg ab.«
    Mit qualmenden Händen und wehendem Bart sprang ich auf einen flachen Felsbrocken, von dort auf den nächsten und immer so weiter bergauf. Meine Füße berührten kaum den Boden und ich kam dem panisch Haken schlagenden braunen Fleck rasch näher. Ein Blitz schnellte aus meinen Fingern, bohrte sich in die Erde und verschaffte mir zusätzlich Schubkraft.
    Die Spitzmaus hatte den Hang erklommen, ihr flauschiger Umriss zeichnete sich gegen den Himmel ab. Leider duckte sie sich rechtzeitig, weshalb meine Detonation sie um Haaresbreite verfehlte.
    Ich ließ mir gefiederte Flügel wachsen, schneeweiß und zweiteilig wie bei einem Schmetterling. 44 Damit segelte ich über die Anhöhe. Sonnenwärme umflutete meine Substanz. Unter mir sah ich die Spitzmaus den steilen Abhang hinunterhuschen und -schlittern. In einer kleinen Senke erblickte ich ein

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