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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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erblickte einen feisten Nubier. Er fläzte sich auf einem Felsen und pulte sich das Flugeis von den Klauenfingern, wobei er mich belustigt musterte. Er trug Flügel nach Art mesopotamischer Dschinn – gefiedert, aber vierteilig wie Käferflügel.
    »Du bist heute aber schreckhaft, Bartimäus, mein Alter!«, begrüßte mich Faquarl.
    Ich schaute ihn dümmlich an. Dann drehte ich mich wieder um und spähte bergab. Die Felswände lagen friedlich da – unbewegte Flächen aus Licht und Schatten. Keiner der Schatten hatte einen vertrauten Umriss. Keiner bewegte sich.
    Die blauen Flammen auf meinen Fingern verloschen knisternd. Ich kratzte mich ratlos am Kopf.
    »Anscheinend hast du was Spannendes entdeckt«, fuhr Faquarl fort.
    Ich ging nicht darauf ein. Der Nubier kam zu mir herüber und musterte das Schlachtfeld mit erfahrenem Blick. »Sieht dir gar nicht ähnlich, dass dich ein bisschen Blut und Sand so aus der Fassung bringen. Zugegeben, es ist kein schöner Anblick, aber überhaupt kein Vergleich mit Kadesch. 40 Da haben wir beide schon Schlimmeres gesehen.«
    Ich hatte mich immer noch nicht von meinem Schreck erholt und drehte mich noch einmal nach allen Seiten um. Bis auf ein paar Stofffetzen, die traurig zwischen den Felsen flatterten, rührte sich nichts.
    »Sieht nicht so aus, als wäre einer der Überfallenen mit dem Leben davongekommen…« Faquarl trat zu dem geköpften Leichnam und stupste ihn mit der Sandale an.
    Dann fragte er lachend: »Was hat dir der arme Kerl denn getan, dass du ihn so zugerichtet hast, Bartimäus?«
    Ich kam wieder zu mir. »Den hab ich schon so gefunden! Was willst du damit andeuten?«
    »Ich würde mir niemals anmaßen, dich zu kritisieren, alter Freund. Wir haben schließlich alle unsere schlechten Angewohnheiten.« Faquarl klopfte mir auf die Schulter. »War doch bloß Spaß. Ich weiß doch, dass du keine Leichenköpfe frisst.«
    Ich nickte angespannt. »Stimmt.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, ziehst du ein saftiges Gesäß vor.«
    »Allerdings. Ist auch viel nahrhafter.«
    »Wie dem auch sei, die Wunden sind schon älter. Der Bursche liegt schon mindestens vierundzwanzig Stunden hier, so weit kenne ich mich mit Menschenleichen dann doch aus.« 41
    »Auch die Magie ist schon erkaltet«, sagte ich und deutete mit dem Kinn auf die Verwüstung. »Überwiegend Detonationen – und zwar ziemlich hochkarätige, aber ein paar Schüttler waren auch dabei. Nichts Raffiniertes, dafür ausgesprochen brutal.«
    »Was meinst du… Utukku?«
    »Hätte ich auch getippt. Ich habe da hinten einen Fußabdruck gefunden: ziemlich groß, aber für einen Afriten zu klein.«
    »Tja, dann haben wir die Fährte endlich aufgenommen, Bartimäus! Ich schlage vor, wir kehren sofort zu unserem Herrn zurück und erstatten ihm Bericht. Allerdings wird er von dir am liebsten gar nichts mehr hören wollen.«
    Ich schaute mich wieder um. »Apropos Khaba«, sagte ich leise, »ich hatte gerade ein seltsames Erlebnis. Ist dir vorhin außer mir nichts aufgefallen?«
    Faquarl schüttelte den speckig glänzenden Schädel. »Du bist mir so einsam und allein vorgekommen wie immer, wenn auch schreckhafter als sonst. Warum fragst du?«
    »Na ja, ich hatte den Eindruck, Khabas Schatten ist hinter mir her…« Ich unterbrach mich und fluchte. »Quatsch! Ich hatte nicht nur den Eindruck… es war so. Der Schatten ist durch die Schlucht hinter mir hergekrochen. Eben war er noch da! Er hat sich nur verzogen, weil du aufgetaucht bist.«
    Faquarl runzelte die Stirn. »Echt? So was Blödes.«
    »Wieso?«
    »Weil das ja wohl heißt, dass ich dich vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt habe. Erzähl das bitte nicht weiter, Bartimäus, ich habe einen Ruf zu verlieren.« Er rieb sich nachdenklich das Kinn. »Merkwürdig, dass sich Khaba ausgerechnet hier draußen an dich ranmachen wollte«, sinnierte er. »Warum nicht im Lager? Wozu die Heimlichtuerei? Das ist wirklich komisch.«
    »Du magst es komisch finden«, knurrte ich, »ich persönlich finde es lebensgefährlich!«
    Der Nubier grinste. »Tja, was hast du denn gedacht? Offen gestanden wundert es mich sowieso, dass du immer noch lebst. Nach dem peinlichen Vorfall mit dem Nilpferd im Röckchen stehst du ganz oben auf Khabas schwarzer Liste. Dazu kommen die ständigen Probleme mit deinem Charakter. Das sind schon zwei gute Gründe, dir den Garaus zu machen.«
    Ich warf ihm einen scheelen Blick zu. »Was stimmt denn mit meinem Charakter nicht?«
    »Da fragst du noch? Ich bin

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