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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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vor und schaute Asmira mit seinen Glubschaugen eindringlich an, »unter der Bedingung, dass ich Eure Gesellschaft heute beim Abendessen abermals genießen darf. Dabei werden auch noch andere Würdenträger anwesend sein, ebenso wie meine Zaubererkollegen.«
    »Der König auch?« Diesmal war Asmiras Interesse echt.
    »Gut möglich. Es wäre nicht das erste Mal. Aber hier kommt ein Diener. Ich habe für Euch ein Gästezimmer zurechtmachen lassen. Doch vorher… noch ein Glas Wein? Nicht?« Asmira war schon aufgestanden. »Ach, Ihr seid müde. Das verstehe ich natürlich. Wir sehen uns dann beim Abendessen.« Khaba stand ebenfalls auf und verbeugte sich. »Dann werden wir uns – so hoffe ich – noch viel näherkommen.«
     
    Es klopfte an die Tür des Gästezimmers. Asmira war sofort hellwach. Sie tastete noch einmal nach den Dolchen unter ihrem Gewand, dann öffnete sie.
    Im Flur stand ein Mann in einem sternförmigen Lichtfleck. Die eigentliche Lichtquelle konnte Asmira nicht ausmachen. Der Mann trug das bodenlange weiße Gewand eines hohen Würdenträgers. Er war klein und schmächtig und von sehr dunkler Hautfarbe. Er mochte aus Kusch stammen oder vom oberen Nil. Auf seiner Schulter hockte eine weiße Maus mit smaragdgrün funkelnden Augen. Die Maus legte das Köpfchen schief und schaute Asmira an.
    »Priesterin Cyrine«, sagte der Mann, »ich bin Hiram, Salomos Wesir. Ich heiße Euch im Palast meines Herrn willkommen. Wenn Ihr mir bitte folgen wollt… ich möchte Euch eine Erfrischung anbieten.«
    »Das ist sehr zuvorkommend von Euch, vielen Dank. Ich warte allerdings auf eine Audienz beim König. Könnt Ihr mir vielleicht…«
    Der kleine Wesir unterbrach sie mit erhobener Hand und lächelte verkniffen. »Kommt Zeit, kommt Rat. Geduldet Euch noch ein wenig. Zunächst darf ich Euch zu einem Bankett im Magiersaal einladen, das gleich eröffnet wird. Bitte sehr!« Er wies den Flur entlang.
    Als Asmira aus der Tür trat, quiekte die weiße Maus aufgeregt, machte Männchen und piepste dem Zauberer laut ins Ohr.
    Der Wesir legte die Stirn in Falten und blickte Asmira unter schweren Augenlidern hervor an. »Nichts für ungut, Priesterin«, sagte er bedächtig, »aber mein Sklave, der große Tybalt, teilt mir mit, dass Ihr unverkennbar Silber bei Euch tragt.« Die Maus fuhr sich mit der Pfote über das Schnäuzchen. »Tybalt meint, er muss davon niesen.«
    Asmira spürte die Silberdolche an ihrem Oberschenkel. »Vielleicht stört ihn das hier«, entgegnete sie lächelnd und zog die Silberkette aus dem Gewand. »Der Anhänger ist ein Symbol des Sonnengottes, der schon mein Leben lang über mich wacht. Ich trage die Kette seit meiner Geburt.«
    Der Wesir verzog das Gesicht. »Wenn Ihr das Schmuckstück vielleicht trotzdem ablegen könntet? Im Palast halten sich außer Tybalt noch viele andere Geister auf, und die sind in solchen Dingen recht empfindlich und reizbar.«
    »Ich möchte den Sonnengott lieber nicht erzürnen. Habt Ihr hier in Jerusalem keine solchen Bräuche?«
    Der Zauberer zuckte die Achseln. »Ich kenne mich da nicht so gut aus, aber ich glaube, die Israeliten beten eine andere Gottheit an. Jedenfalls möchte ich mich nicht in Eure Glaubensdinge einmischen. Still jetzt, Tybalt!« Die Maus hatte ihm schrill ins Ohr gequiekt. »Die Dame ist unser Gast, wir haben ihre Eigenheiten zu respektieren. Folgt mir nun bitte, Priesterin Cyrine.«
    Von seinem Lichtstern begleitet, ging der Zauberer den schummrigen Flur entlang. Asmira folgte ihm. Die weiße Maus drehte sich um und beäugte die junge Frau argwöhnisch von Kopf bis Fuß.
    So durchquerten sie den Palast. Der Zauberer in seinem langen Gewand humpelte ein wenig. Er führte Asmira durch andere fackelbeschienene Flure, Marmortreppen hinunter, an Fenstern vorbei, die auf einen dunklen, baumbestandenen Garten hinausgingen, durch prächtige Wandelgänge, die bis auf ein paar Sockel mit Überresten uralter Standbilder leer waren. Im Vorübergehen erkannte Asmira ägyptische und nordarabische Stücke, andere waren ihr fremd. Es gab Skulpturen von Kriegern, Frauen und tierköpfigen Geistern, Reliefs von Schlachten, Prozessionen und Feldarbeitern.
    Der Wesir bemerkte ihre Neugier. »Salomo ist ein Sammler. Das ist seine größte Leidenschaft. Er beschäftigt sich mit versunkenen Kulturen. Seht Ihr den riesigen Kopf dort drüben? Er stammt von einer Kolossalstatue des Pharao Thutmosis III. Salomo entdeckte die vergrabenen Bruchstücke unweit von hier in Kanaan und

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