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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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offenbar nicht nur auf Unterdrückung, sondern er achtete auch darauf, dass man seiner Wohltätigkeit wegen gut von ihm sprach. Das war ja legitim, aber für Asmira bedeutete es unterm Strich, dass sie nicht an ihn herankam. Selbst wenn es ihr wider Erwarten gelingen sollte, sich dem König bei der nächsten Audienz zu nähern, so klang es doch nicht danach, als käme sie ihm auch nur annähernd nah genug. Sie musste aber ausreichend dicht an ihn herankommen, dass weder er noch seine Dämonen rechtzeitig reagieren konnten. Anderenfalls waren ihre Erfolgsaussichten verschwindend gering.
    Sie musste sich etwas einfallen lassen.
    Das Stimmengewirr verebbte, die Hände der Tafelnden verharrten über den Tellern. Asmira bekam eine Gänsehaut. Sie spürte, dass jemand hinter ihr stand.
    Leichenfinger fassten sie am Ärmel, Weinatem streifte ihren Nacken.
    »Weshalb in aller Welt sitzt Ihr hier?«, fragte der Zauberer Khaba.
    Er trug einen eleganten grauschwarzen Rock und einen kurzen grauen Umhang. Sein Gesicht war vom Trinken gerötet. Als er die Hand nach ihr ausstreckte, fielen ihr seine langen, krummen Fingernägel auf.
    Asmira rang sich ein Lächeln ab. »Der Wesir Hiram hat gesagt…«
    »Der Wesir ist ein Schwachkopf und gehört aufgehängt. Ich warte schon seit einer halben Stunde am Ehrentisch auf Euch! Kommt, Cyrine! Nein, lasst Euren Becher stehen, Ihr bekommt einen neuen. Ihr sollt mit den Zauberern speisen, nicht mit diesem Gesindel.«
    Die Umsitzenden starrten Asmira an. »Da hat wohl jemand ganz feine Freunde«, sagte eine Frau spitz.
    Asmira winkte ihnen zu und folgte dem Zauberer zwischen den Tischreihen hindurch auf ein Podest. Dort, an einem Marmortisch, auf dem sich die Leckereien nur so türmten, und diskret bedient von im Hintergrund wartenden Dschinn, saß eine Anzahl kostbar gekleideter Männer und Frauen, die Asmira ausdruckslos entgegenschauten. Sie strahlten die gelassene Selbstsicherheit aus, die Hand in Hand mit der Macht geht. Der eine oder andere hatte ein kleines Tier auf der Schulter sitzen. Am gegenüberliegenden Ende der Tafel saß der Wesir Hiram. Wie Khaba und die meisten anderen Zauberer hatte er dem Wein bereits reichlich zugesprochen.
    »Das sind die Siebzehn«, verkündete Khaba, »beziehungsweise das, was nach Ezechiels Tod davon übrig ist. Setzt Euch zu mir, dann können wir ein wenig plaudern und uns noch besser kennenlernen.«
    Als Hiram Asmira erblickte, machte er über dem Rand seines Bechers große Augen und seine Maus rümpfte das Naschen. »He, Khaba, was soll das?«
    Eine Frau mit herben Zügen und langen Zöpfen sagte mit finsterer Miene: »Das ist Rubens Stuhl!«
    »Der arme Ruben hat Sumpffieber«, erwiderte Khaba. »Er hockt in seinem Turm und behauptet, er müsse sterben.«
    »Auch kein großer Verlust«, grunzte ein kleiner Mann mit rundem Gesicht. »Der Bursche drückt sich sowieso, wo er kann. Trotzdem, Khaba… wer ist das Mädchen?«
    »Sie heißt Cyrine«, antwortete Khaba, griff nach seinem Weinbecher und schenkte auch Asmira ein. »Sie ist Priesterin in… in irgendeiner Stadt. Ich habe sie heute bei dem Überfall in der Wüste gerettet.«
    »Davon habe ich gehört«, sagte ein anderer Zauberer. »Dann hat Euch Salomo also wieder in Gnaden aufgenommen? Das ging aber schnell.«
    Khaba nickte. »Findet Ihr das verwunderlich, Septimus? Ich habe den Banditen wie befohlen den Garaus gemacht. Bei der nächsten Audienz werde ich dem König darüber Bericht erstatten.«
    »Nehmt Ihr mich dann mit?«, hakte Asmira rasch ein. »Ich muss den König wirklich dringend sprechen!«
    Ein paar Zauberer schnaubten empört. Khaba dagegen blickte nur schmunzelnd in die Runde. »Da seht ihr’s – der Tatendrang unserer lieben Cyrine ist kaum zu bändigen! Verehrte Priesterin, man kann sich Salomo nicht unaufgefordert nähern. Ich will mein Bestes tun, Eure Angelegenheit zu befördern, aber Ihr müsst Geduld haben. Am besten kommt ihr morgen in meinen Turm. Dann können wir alles Weitere besprechen.«
    Asmira neigte den Kopf. »Vielen Dank.«
    »Khaba!« Der Wesir bückte finster zu ihnen hinüber und pochte mit dem Zeigefinger auf den Tisch. »Ich staune, wie überzeugt Ihr seid, dass Salomo Euch noch einmal empfängt. Schön – Ihr habt ein paar Räuber zur Strecke gebracht, aber Euer Verhalten auf der Tempelbaustelle hat den König sehr verärgert und er wird umso reizbarer, je älter er wird. Glaubt bloß nicht, dass Ihr so ungeschoren davonkommt.«
    Asmira schaute Khaba

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