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Bartstoppelkuesse

Bartstoppelkuesse

Titel: Bartstoppelkuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Larf
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Arme und gingen gemeinsam in meine Wohnung. Stefan versuchte ständig Jana das Badehandtuch vom Hintern zu ziehen. Wir lachten in einer Tour und es schien, als wären wir wieder vierundzwanzig und noch auf der Uni. Gut, dass wir noch was zu trinken im Hause hatten.
    Stefan schmiss seinen Mantel mit gekonntem Schwung auf meinen Garderobenhaken, als wenn er Lebtags nie etwas anderes getan hätte. Ich hatte gemischte Gefühle, was dieses Wiedersehen anging. Irgendwie war es ja schon so wie in der Werbung: mein Haus, mein Auto, mein Pool, mein et cetera. Immerhin fuhr ich immer noch den alten Käfer von damals, auf dessen Rücksitzen wir es während unserer Studienzeit getrieben hatten.
    Aber Stefan war immer noch der fröhliche, herzensgute und unbekümmerte Mensch von früher. Obwohl wir uns eineinhalb Jahrzehnte nicht gesehen hatten, stellten wir fest, dass uns die lange gemeinsame Zeit geprägt hatte, denn es dauerte nur wenige Minuten und die alte Vertrautheit war wieder da. Wir sprachen uns aus über vertrackte Beziehungen und den Frust des Älterwerdens, den wir alle drei strikt von uns wiesen. Wir hechelten ehemalige Studienkollegen durch, von denen einige verheiratet oder gar andere geschieden oder schon tot waren.
    Stefan war nach dem Studium ins Ausland gegangen und hatte in Amerika in der Werbebranche gearbeitet. Nachdem er erfolgreich war und sich dort ein Standbein aufgebaut hatte, verliebte er sich in eine Amerikanerin aus dem Südwesten und heiratete. Die Tochter, die seine Frau nach zwei Jahren gebar, starb im Alter von acht Jahren bei einem Autounfall. Sie ließ sich scheiden wegen unüberbrückbarer Differenzen. Später kam Stefan zurück nach Deutschland und arbeitete seit dieser Zeit als Berater für Qualitätsmanagement mittelständischer Unternehmen.
    Er war entzückend. Ich beobachtete jede seiner Gesten und stützte dabei mein Kinn in die Handfläche. Mit meinem Fuß wackelte ich im Takt zum alten Melanie Thornton Cola-Weihnachtssong - Gott hab’ sie selig!
    Stefan war wirklich immer noch ein schöner, groß gewachsener Mann mit einer magischen, melancholischen Ausstrahlung. Seine braunen Augen blitzten. Ein zartes Lächeln umspielte seine Lippen, seinen wundervollen Mund. Die dunklen, etwas gewellten Haare mit den leicht ergrauten Schläfen passten gut zu seinem Dreitagebart, der ihm eine gewisse männliche Verwegenheit verlieh.
    Den Kahlgeschorenen hatte er mit Links abserviert, weil er seit acht Jahren Kampfsport betrieb. Ich musste an meinen nicht vorhandenen Waschbrettbauch denken!
    Jana war wie immer, kniff und buffte Stefan in die Seite so wie früher und ihm schien es Spaß zu machen. Ich hatte die beiden immer um die Tatsache beneidet, dass sie Sex gehabt hatten und dabei Freunde geblieben waren. Ich war das erste Mal seit Jahren fast stumm.
    „Ich zittere, Scarlett“, sagte Stefan leise, „Mich friert bei so viel Förmlichkeit!“
    Ich fing daraufhin an zu bibbern.
    Stefan erzählte, dass er es fertig brachte in einen Laden zu gehen und einfach die hübscheste Waschmaschine zu kaufen. Taten so was nicht nur Frauen?
    Er tauchte in die letzten Geheimnisse seines komplexen Innenlebens ab und hielt sich tapfer dabei. Immerhin war er ja ein Mann! Er lebte jetzt in München und als er das letzte Mal auf dem Hamburger Dom war, hatte er einen blauen Hasen gewonnen, der war so groß wie er selbst, also Einmeterneunzig. Die Lufthansa wollte auf jeden Fall, dass er ihm ein eigenes Ticket für den Rückflug nach München kaufen sollte. Und anstatt das Ding zu verschenken, nahm er ihn tatsächlich mit. Auf jeden Fall wartete in München ein Fiat Punto auf ihn. Ein bekanntlich kleines Auto, obwohl auch getuned sehr schnell, in welches er versuchte, den blauen Hasen zu verstauen.
    Großer Hase und großer Mann in kleinem Auto wuchs zu einem Problem heran!
    Aber clever wie er war, hatte Stefan sofort die Lösung: Der Hase musste auf den Beifahrersitz! Die Ohren windschnittig unters Autodach gebogen, dann noch fest angeschnallt, und das freundlich lächelnde Gesicht zur Fensterscheibe gedreht. Und dann auf die A8! Als bekennender Raser immer auf der linken Spur.
    „Nun stell dir vor, Scarlett, du fährst friedlich vor dich hin, wirst von einem blitzschnellen Punto überholt, schaust aus dem Fenster, dich grinst ein blauer Hase - ordentlich angeschnallt an ... wie viele Damen der Schöpfung verreißen in diesem Moment wohl das Lenkrad?“
    Ich hatte das Gefühl, ich war im falschen Film. Jana und

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