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Bartstoppelkuesse

Bartstoppelkuesse

Titel: Bartstoppelkuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Larf
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Stefan amüsierten sich prächtig. Ich hätte mich auch gut fühlen müssen. Es war Weihnachten und ich war nicht allein. Wir drei hörten Mucke im Dreivierteltakt und die Zeit schien still zu stehen. Was war also das Problem? Zumindest konnte ich nach der zweiten Flasche Wein nicht mehr gucken. Ich hatte platte Ohren, von dem Gesabbel.
    Da hielt keine Brille mehr.
    Ich legte mich ins Bett und betrieb innere Augenpflege, in der Hoffnung, wenn ich aufstehen würde, wäre wenigstens dieses Massen-Psychofest fast vorbei. Lange noch hörte ich das leise Gemurmel von Stefan und Jana aus dem Wohnzimmer, ihr fröhliches Lachen.
    Es war drei Uhr nachts, als ich mit einem faden Geschmack im Mund wach wurde. Es war still und ich konnte nach zu kurzer Nachtruhe kaum die Augen aufkriegen.
    Aber ich erkannte dennoch seine kräftige Gestalt, die sich in einem bizarren Schattenspiel am Ende meines Futonbettes gegen die Wand abzeichnete.
    Da saß er nun - Stefan! Ganz still und leise auf einen Arm abgestützt und hatte mich offensichtlich im Schlaf beobachtet. Wo war Jana?
    „Wo ist Jana?“, fragte ich ihn leise und wischte mir den Schlaf aus den Augen.
    „Die pennt auf dem Sofa“, war seine lapidare Antwort.
    „Warum schläfst du nicht, Stefan?“
    „Ich wusste nicht wo, Scarlett“, antwortete er leise.
    Ich schaute ihn durch die Dunkelheit an und konnte sein Gesicht kaum wahrnehmen, nur seine Augen leuchteten ein wenig.
    „Dann komm doch her“, sprach irgendjemand mit meiner Stimme und im gleichen Moment musste ich an meinen Mundgeruch denken und wünschte mir eine Zahnbürste, ein ganzes Dentalcenter!
    Stefan kroch über meine Bettdecke und kuschelte sich an mich, so als hätte es die verlorenen Jahre niemals gegeben.
    „Du hast Mundgeruch“, flüsterte er und kniff mir grinsend in die Seite.
    Na, klasse!
    „Der Zungenreiniger hat gerade Ausgang“, wisperte ich zurück und versuchte möglichst wenig zu atmen. „Was ist eigentlich damals aus deiner Liebschaft mit der Professorin geworden?“
    Stefan lachte über mein Ablenkungsmanöver.
    „Die hat einen fetten Mann geheiratet und ist Mutter von vier Kindern!“
    Wir mussten beide lachen.
    „Wieso bist du hier, Stefan? Und woher hast du meine Adresse?“
    „Die habe ich mir von deinen Eltern in Berlin geholt. Die wohnen ja immer noch in derselben Straße.“
    Da er offensichtlich zu der Kategorie Mann gehörte, die Zweitfragen zuerst beantworteten und die andere im Raum stehen ließen, stand ich auf, ging auf die Toilette und benutzte vorsichtshalber Oral-frisch. Die Handvoll Wasser, die ich der Irren im Badezimmer ins Gesicht schlug, brachte keine weitergehende Erleuchtung. Mit dem Handtuch in der Hand ging ich zurück ins Schlafzimmer, vorbei an der auf dem Sofa schnarchenden Jana und blieb vor ihm stehen.
    „Warum bist du hier, Stefan?“, wiederholte ich meine Frage nachdrücklich.
    Er setzte sich auf, stützte sich auf seinen Ellenbogen und bewegte sich nicht. War das jetzt die Antwort, oder wie?
    Die Situation war schon irgendwie komisch. Ich lächelte also nur, wusste aber genau, dass er verstand, was ich gefragt hatte. Nun setzte ich mich an das Ende des Futonbettes und wartete. Mir kamen Gedanken in den Sinn, wie dieser Mann früher gewesen war, als junger Bursche. Stefan war ein toller Typ gewesen. Verspielt, süchtig nach großen Gefühlen, verrückt, attraktiv und klug.
    Wir hatten ein h albes Jahr lang dieses Dreiecksverhältnis mit Jana gehabt, verwerflich, weil Three's A Crowd . All das fiel mir in dieser komischen Nacht zum sechsundzwanzigsten Dezember ein, als Prinz Eisenherz in meinem Bett saß und schweigend vor sich hinstarrte.
    Und als ich schon ni cht mehr mit einer Antwort rechnete, sagte Stefan ruhig: „Ich habe dich niemals vergessen können, Scarlett. Den Teil meines Herzens, den ich dir damals schenkte, den bewohnst du noch immer. Hauptsache ist, dass ich weiß, dass du hier bist.
    Du hast mir gefehlt!“

Donnerfaust
     
    Ich saß wie vom Donner gerührt auf der Bettkante und hatte das Gefühl, mich traf ein Tomahawk. Da tauchte dieser Typ nach fünfzehn Jahren aus dem Nichts wieder auf und sprach über Gefühle! Sein tiefer Blick in meine Augen, seine zärtlichen Küsse auf meinen Lippen, all das war wieder da. Seine Zuneigung in dieser Dreierbeziehung, die immer mehr mir galt, als Jana. All das hatte ich nicht vergessen, nicht wirklich! Er war damals ein tiefer Teil meiner Seele, und als er einfach nach Amerika verschwand, ohne ein

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