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Bartstoppelkuesse

Bartstoppelkuesse

Titel: Bartstoppelkuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Larf
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Vorabend. Was Tom wohl machte an Weihnachten? Ob er bei seiner Familie war?
    Verdammt... verdammt... es wurde Zeit, dass ich ihn endlich abhakte. Wahrscheinlich wollte er sich nur in Erinnerung bringen, damit ich ihm die Absolution für sein beschissenes Verhalten erteilen konnte.
    Aber ich war nicht die Kirche!
    Ich fing mich langsam wieder und schaute aus meinem Fenster im vierten Stock. Unten auf dem Hof standen ein paar Kahlgeschorene um eine Tonne herum, in der ein Feuer brannte und kippten sich billigen Fusel in den Kopf. Jana war in die Wanne gegangen und sang abscheuliche Weihnachtslieder, während ich meinen Gedanken freien Lauf ließ.
    Der eine Kahlgeschorene schlug einem Penner, der gerade vorbeikam, mit einer langsamen, sparsamen Bewegung auf die Schnauze. Dann nahm er ihm die Pulle weg und soff sie leer.
    Ich wurde melancholisch. Das Jahr war bald zu Ende und was hatte ich erreicht?
    Ich hatte mit Nadelstreifenblau geschlafen, einen Basketball-Landesmeister in eng anliegenden Nike-Shirts meine Küche ruinieren lassen, einen Nickelbrillenträger und einen Lachsfänger kennen gelernt und mir von einem Gott den CD-Ständer plündern lassen, nachdem er mir den Fön vor die Füße geworfen hatte. Der Bekloppte mit dem Kressesamen war dann die Krönung gewesen! Wozu suchte ich eigentlich immer noch nach einem Mann? Männer bedeuteten immer personifizierten Ärger. Sie konnten dich mit ihrem Stursinn oder mit ihrem Schweigen strafen. Ihre emotionellen Bedürfnisse blieben mir ein unlösbares Kreuzworträtsel. Wolltest du humorvoll sein, wie von ihnen gewünscht, warfen sie dir Albernheit vor. Warst du still und ernst, glaubten sie, dass du einen anderen hattest. Ich kam zu der Einsicht, dass man sich nicht auf eine Beziehung einlassen sollte, weil es die bessere Alternative zum alleine sein war.
     
    Unten brodelte das Chaos und in meinem Badezimmer trällerte Jana vor sich hin. Als ich den letzten Schluck aus der Weinflasche nahm, kam ein Mann durch das Tor zum Hinterhof.
    Die ganze Szene kam in Bewegung, die Ka hlgeschorenen fingen das Grölen an und einer von ihnen ging mit hektischen Schritten durch die frühe Dunkelheit auf ihn zu. Ich rechnete mit dem Schlimmsten, konnte mich von meinem Platz aber einfach nicht bewegen. Es war fast so wie im Kino und ich hatte definitiv den besten Platz.
    Ich beobachtete, wie der Mann aufmerksam die Umgebung des Kahlgeschorenen betrachtete und auf ihn einsprach, ganz ruhig. Ich musste an blutige Schlägereien denken, die als Ergebnis einer allgemeinen sozialen Desorientierung b ezeichnet wurden. In diesen verdammten statistischen Auswertungen. Ich sprang ins Badezimmer und riss Jana, die nur mit einem Badetuch und Puschen bekleidet war, ohne lange Erklärungen mit in das Treppenhaus.
    Zwei Säuferinnen auf dem Weg nach unten!
    Als wir hechelnd im Hof ankamen, standen die Kahlgeschorenen wie angewachsen um ihre glühende Tonne. Der Mann rammte dem Angreifer sein Knie mit voller Wucht in den Unterleib. Dieser klappte zusammen wie ein Tasc henmesser und der Unbekannte nutzte die Chance, um ihm einen Kinnhaken zu verpassen, der ihn nach hinten auf das Kopfsteinpflaster warf. Der Kahlgeschorene blieb bewusstlos liegen und der Mann sah an sich herunter und strich seine Kleidung glatt. Die anderen Kahlgeschorenen verließen schlagartig den Hof und Jana stand in ihrem Badehandtuch und mit rosa Pantoletten vor ihm und ich barfuß. Fror mir die Zehen ab.
    Wir müssen unheimlich bescheuert ausgesehen haben, weil der Mann anfing schallend zu lachen. Im Bruchteil einer Sekunde erkannte ich dieses Lachen. Es erinnerte mich an früher. Die Figur war auch noch immer dieselbe, aber vor allem diese wundervollen Augen, an denen man sich einfach nicht satt sehen konnte, strahlten wie vor fünfzehn Jahren in einer unglaublichen Intensität.
    „Stefan?“, fragte ich unsicher und beugte meinen Kopf nach vorne.
    „Hallo Scarlett, hallo Jana.”
    Seine Stimme war echt der Hammer! Fast so genial wie das Teil mit dem brummenden Flaschenöffner, das ich heute von Jana geschenkt bekommen hatte. Stefan sprach tief, angenehm ruhig und er ließ mich leicht erschauern. Dies konnte allerdings auch an der Kälte und an meinen bloßen Tretern liegen. Ich schaute ihn verblüfft an und er schenkte mir ein zauberhaftes Lächeln.
    Wenn ich an Weihnachten glauben würde, hätte ich gedacht, dass der Erzengel auf dem Kiez gelandet war.

Drei (im) Vierteltakt
     
    Wir sahen uns an, fielen uns staunend in die

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