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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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dich wieder zu sehen.“
    „Ich freue mich auch“, murmelte er beschämt.
    Marcia betrachtete ihn von oben bis unten. „Du siehst nicht mehr aus wie ein Junge“, sagte sie schließlich. „Man sieht dir an, dass du Schreckliches hinter dir hast.“
    Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er war ja jetzt auch schon vierzehn. Und im Sommer würde er fünfzehn werden. Zum Glück kam eine Sklavin mit der Wasserschüssel und einem Handtuch, und er wusch sich erst einmal die Hände.
    Marcia fuhr fort: „Wir wissen, was du bei Perpenna durchgemacht hast. Es tut uns sehr leid.“
    „Nun, dank der Ala Noricorum habe ich es überlebt.“
    „Aber nur beinahe, wie wir hörten.“
    „Papperlapapp“, sagte eine männliche Stimme unwirsch. „Unkraut vergeht nicht.“
    „Severus!“, rief Marcia entrüstet.
    „Vater!“, rief auch Flavia vorwurfsvoll.
    Severus hob die Hände, als würde er sich ergeben. „Schon gut. Da ist er ja jetzt wieder und kann uns neuen Ärger bereiten.“
    Tony schluckte. Wenn Severus wüsste! Tony wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen. Auf einmal fiel ihm auf, dass jemand fehlte.
    „Wo ist Aurelius?“, fragte er.
    „Er ist krank“, sagte Marcia, „und ich würde mich sehr freuen, wenn du einmal nach ihm sehen könntest.“
    Er war bestürzt. „Natürlich. Sofort. Aber leider habe ich keine vollständige Ausrüstung dabei. Ich bin nur auf Verletzungen eingestellt.“
    „Er ist nicht schwer krank“, beruhigte ihn Flavia.
    „Trotzdem. Kommt, lasst uns zu ihm gehen“, drängte er. Er war es schließlich gewohnt, dass immer gleich das Schlimmste passierte.
    Doch Flavia hatte recht gehabt. Aurelius hatte zwar Fieber, aber es kam eindeutig von einer Erkältung. Seine Mandeln waren gerötet und seine Nasenhöhlen verstopft.
    „Das wird wieder“, sagte Aurelius großspurig.
    „Stimmt.“
    Tony verordnete kalte Wadenwickel und Gurgeln mit Essigwasser. Wenn das Fieber nachließ, sollte Aurelius eine Kräutermischung inhalieren.
    „Du machst dich gut als Medicus“, sagte Flavia und strahlte ihn an.
    „Ach, du könntest das auch lernen.“
    Hoffentlich wurde er nicht wieder rot! Und wohin sollte er mit seinen Händen?
    Severus rettete ihn.
    „Setz ihr keine Flausen in den Kopf“, knurrte er und fügte hinzu: „Außerdem habe ich Hunger. Lasst uns essen.“
    Er eilte hinaus. Marcia und Flavia folgten ihm. Gerade als auch Tony das Zimmer verlassen wollte, entdeckte er Lentulus, der still in einer Ecke saß. Der Sklavenjunge sah ihn vorwurfsvoll an.
    „Wie geht es dir?“, fragte Tony ihn.
    „Gut. Aber ich habe damals, als du weggelaufen bist, ganz schön Ärger bekommen. Niemand hat mir geglaubt, dass ich nichts bemerkt hatte.“
    „Das tut mir leid. Wirklich. Bitte sei mir nicht mehr böse.“
    Er hielt ihm die Hand hin. Lentulus sah sie verwundert an.
    „Da, wo ich herkomme, schütteln sich Menschen, die böse aufeinander waren und sich wieder versöhnen, die Hand. Zum Zeichen, dass alles wieder gut ist.“
    Er streckte noch einmal seine Hand aus. Und diesmal funktionierte es. Lentulus musste jedoch losprusten, als er Tonys Hand schüttelte und ihm dabei fast das Handgelenk auskugelte. Auch Aurelius kicherte.
     
    Im Esszimmer traf Tony auf den Wächter vom Tor und lernte drei weitere Germanen kennen. Der ältere war ein Zwillingsbruder von Marcia und hieß Gudullus. Wie Marcia war er schlank und nicht besonders groß, wirkte jedoch viel strenger als sie. Die drei jungen Männer, richtige Hünen mit breiten Schultern, waren Marcias Neffen. Sie waren vor allem für die Sicherheit des Gutes zuständig.
    Gudullus, der während des Essens neben Tony saß, erklärte stolz: „Ich habe in einer Ala gedient und erst vor kurzem, nach den Erlass über die 25 Dienstjahre, gekündigt.“
    „In welcher Ala warst du?“
    „Der Ala Indiana in Burungum.“
    „Ihr seid nach einem Germanen namens Julius Indus benannt, nicht wahr?“
    „So ist es. Er war von Stamm der Treverer und hat die Römer im Kampf gegen andere germanische Stämme unterstützt.“
    „Ich dachte, es gibt längst keine rein germanischen Alae mehr.“
    „Ich war einer der wenigen Germanen in der Ala Indiana. Genau wie in den anderen Alae kommt die Mehrzahl der Reiter aus weit entfernten Provinzen.“
    „Dann warst du Kundschafter?“
    Gudullus lächelte stolz. „In der Tat.“
    Tony hätte gerne nach Marcias erstem Mann gefragt, hielt aber den Mund. Das wäre in Severus’ Gegenwart nicht besonders diplomatisch

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