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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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würden sie ihm indiskrete Fragen über sein Liebesleben stellen. Nein, das brauchte er jetzt nicht auch noch.
    Gut, dass er heute Nacht verschwand. Wo würde er morgen um diese Zeit sein? In einem der wenigen Gasthöfe, von denen ihm andere Exploratores im Lager erzählt hatten? Angeblich musste man dort mit dem Vieh im selben Raum schlafen. Doch das war ihm egal.
     
    Tony sah ein letztes Mal nach Aurelius. Der hatte wieder Fieber und leichte Kopfschmerzen. Lentulus machte ihm gerade frische Wadenwickel. Tony steckte einen Finger in die Schüssel mit dem Essigwasser.
    „Das ist viel zu warm“, sagte er, „die Wickel können nur dann das Fieber senken, wenn sie eiskalt sind.“
    „Ich dachte, der Essig bewirkt das. Deswegen habe ich extra viel rein getan.“
    „Es ist die Kälte. Den Essig kannst du zur Not auch weglassen. Außerdem trocknet zu viel Essig die Haut aus.“
    Lentulus lief mit der Schüssel hinaus. Tony setzte sich auf die Bettkante. Würde er es auf Dauer aushalten, Menschen leiden zu sehen, ohne ihnen Schmerztabletten zu geben? Andererseits - er wusste, dass es auch in seiner Zeit Millionen von Menschen gab, die keinen Zugang zu den einfachsten Medikamenten hatten und Schmerzen litten oder an Krankheiten starben, die man leicht heilen konnte.
    Lentulus kam zurück. Er hielt Tony die Schüssel hin, damit er die Temperatur prüfen konnte.
    „Perfekt.“
    Lentulus strahlte.
    „Bekommst du eigentlich noch Unterricht, Lentulus?“
    „Ja, jeden Tag. Die Herrin sorgt dafür.“
    Tony war beruhigt. Aber wenn er jetzt nicht bald zur Latrine kam, würde ein Unglück geschehen. Und so machte er sich auf den Weg, in der Hoffnung, dass niemand mehr dort war.
    An der Tür traf er auf Ildiger. Tony wollte ihn gerade fragen, ob auch er die ruhigeren Phasen bevorzugte, als Ildiger erfreut ausrief: „Ah, ich bin nicht allein! Latrinen sind trostlose Orte, wenn man keine Gesellschaft hat.“
    Obwohl sie die einzigen waren und es zwanzig freie Sitzplätze gab, setzte sich Ildiger direkt neben ihn.
    „Als angehender Medicus kannst du sicher auch lesen und schreiben?“, fragte er sofort.
    „Natürlich.“
    „Ich wollte, ich hätte wenigstens einige Grundkenntnisse. Dann hätte ich in der Armee bessere Chancen aufzusteigen.“
    „In der römischen Armee?“
    „Natürlich.“
    „Aber als Germane würdest du in eine Ala kommen, die sehr weit weg stationiert ist.“
    „Ich weiß. Und ich freue mich darauf. Ich möchte wissen, wie es woanders zugeht.“
    „Die Menschen sind überall dieselben“, hörte Tony sich sagen.
    „Mir kommen sie sehr verschieden vor. Die Römer zum Beispiel sind im Vergleich zu uns Germanen wirklich zivilisierte Menschen.“
    „Inwiefern?“
    „Nun, hier gibt es zum Beispiel diese Latrinen mit Wasserspülung.“
    Er lachte schallend. Tony lachte etwas leiser mit.
    Ernster fuhr Ildiger fort: „Und erst ihr Staatswesen! Überall im Imperium gelten dieselben Gesetze. Wir dagegen sind von unseren Heerführern abhängig.“
    „Aber findest du es nicht merkwürdig, dass zu einem Imperator wie zu einem Gott gebetet wird?“
    Ildiger sah ihn verwundert an. „Überhaupt nicht. Das gilt doch nicht der Person des Imperators, sondern seinem Amt.“
    Tony schwieg. Er erinnerte sich an das, was er in der Schule über die römische Geschichte gelernt hatte: dass einige Caesaren darauf bestanden hatten, auch persönlich für Götter gehalten zu werden. Ob Trajan zu ihnen gehört hatte, wusste er nicht mehr. Schade, dass er kein Geschichtsbuch im Rucksack hatte! Er hätte gerne gewusst, wie Trajanus von der Nachwelt beurteilt wurde. War er ein guter oder ein schlechter Kaiser?
     
    Diesmal ging alles viel leichter. Was Tony brauchte, steckte bereits in den Satteltaschen bei den Pferden im Stall. Nur das Nachtfernglas fehlte noch.
    Fröstelnd betrat er mit seiner Öllampe das Arbeitszimmer und ging schnurstracks zur Truhe. Diesmal entdeckte er keine Holzkassette mit Münzen. Severus war wohl vorsichtig geworden.
    Da lag auch schon das Fernglas, liebevoll eingewickelt in ein Stück Stoff. Tony hängte es sich um den Hals und machte sich auf den Weg zum Stall.
    Die Pferde ließen sich problemlos beladen. Es lief alles wie geschmiert. Tony blies die Flamme der Öllampe aus. Ab jetzt brauchte er beide Hände und wollte kein Feuer auslösen, indem er eine brennende Lampe herumstehen ließ. Den Weg aus dem Stall würde er auch so finden. Er tastete nach den Zügeln der beiden Pferde und ging langsam

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