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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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hattest.“
    Der Fußboden verschwamm. Nach einer Weile fühlte Tony eine Hand auf seiner Schulter.
    „Wir sollten uns noch etwas hinlegen. Unsere Reise nach Germania Libera wird anstrengend werden.“
     
    Nur zwei Tage, nachdem er sich von Maius und Lauba verabschiedet hatte, winkten ihm schon wieder Menschen hinterher. Doch wie anders war diesmal alles! Der halbe Haushalt schien sich am Tor versammelt zu haben. Ein Ochse zog den Wagen, der mit strohgefüllten Körben voller Sigillata- Geschirr beladen war. Ein Sklave saß auf dem Bock und hielt die Zügel, Severus, Ildiger und Tony ritten auf ihren Pferden nebenher. An der Fähre würde der Sklave umkehren und den Ochsen samt Wagen wieder nach Hause bringen, denn auf der anderen Seite des Flusses würde ein germanischer Wagen auf sie warten, der einem Cousin von Marcia gehörte.
    Severus war es plötzlich schwer gefallen, die Verantwortung für sein Gut abzugeben.
    „Mach dir keine Sorgen“, hatte Gudullus ihn zu beruhigen versucht - bestimmt schon zum zehnten Mal. „Ich kümmere mich um alles.“
    Zum Glück hasste Severus Sentimentalitäten, und er hatte sich schließlich losgerissen. Bis auf Marcia, der es nicht ganz gelang, ihre Besorgnis zu verbergen, waren alle guter Dinge gewesen und hatten ihnen viel Erfolg gewünscht.
    Kaum hatten sie sich in Bewegung gesetzt, hatte Harpalos die Führung übernommen, und damit war klar, dass er ein Teil ihrer Reisegruppe sein würde. Severus betrachtete ihn stirnrunzelnd, sagte jedoch nichts.
    Flavia hatte Tony bereits im Haus umarmt und in sein Ohr geflüstert: „Ich hoffe von ganzem Herzen, dass ihr Bassus findet und dass er noch lebt.“
    Er hatte steif wie ein Stock dagestanden. Doch dann hatte er es immerhin noch geschafft, „Danke“ zu murmeln.
    Vermutlich hielt Flavia ihn jetzt für den letzten Idioten. Und wahrscheinlich dachte sie, dass sie ihm nichts bedeutete. Verflixt …
    Er wollte jetzt nicht weiter darüber nachdenken. Severus und Ildiger hatten ihm eingebläut, Severus nur ja nicht aus Versehen mit dessen richtigem Namen anzusprechen. Wenn Audica erfahren sollte, dass der römische Ehemann seiner einstigen Frau sich in Germania Libera aufhielt, würde es sehr gefährlich für sie werden. Auch Tony musste unter einem falschen Namen reisen und nannte sich jetzt Festus. Seinen Urlaubsschein von der Ala Noricorum hatte er auf dem Gut zurücklassen müssen.
    „Es darf von uns keine Verbindung zur römischen Armee geben“, hatte Severus ihm erklärt.
    „Aber es herrscht doch Frieden, und die Germanen wollen Audica genauso zur Strecke bringen wie die Römer.“
    „Sicher. Aber einige stehen eben doch auf Audicas Seite. Deshalb ist es besser, niemandem zu trauen.“
    Tony musste sich erst daran gewöhnen, dass Severus jetzt sein Verbündeter war. Verstohlen musterte er ihn.
    Severus konnte sich verdammt gut verstellen! Er war nicht mehr der Veteran und Gutsbesitzer, sondern der Bedienstete einer Töpferei. Die Verwandlung spiegelte sich nicht nur in der einfachen und zweckmäßigen Kleidung, sondern auch in seinem bescheidenen Auftreten. Es schien ihm regelrecht Spaß zu machen, in eine andere Rolle zu schlüpfen. Hin und wieder erschien wie ein kurzes Wetterleuchten ein stilles Lächeln auf seinem Gesicht. Auf einmal tat es Tony leid, dass er ihn so lange falsch eingeschätzt hatte. Severus war zwar kein Mann, der in seiner Freizeit Philosophen und Dichter las, trotzdem konnte Tony jetzt verstehen, warum er und Bassus befreundet waren.
    „Was denkst du gerade?“, fragte Severus ihn plötzlich.
    „Warum?“
    „Du hast mich zum ersten Mal angesehen, als ob ich ein menschliches Wesen wäre.“
    Tony holte tief Luft. „Ich musste daran denken, dass ich dir viel Kummer bereitet habe.“
    Severus schnaubte.
     
    Sie waren mitten auf dem Fluss, als Tony übel wurde. Der Rhein war so breit, dass er sich wie auf einem Meer fühlte. Die Wassermassen strömten mit ungeheurer Kraft nach Norden. Die Ruderer mussten sich gewaltig in die Riemen legen, um nicht allzu weit abgetrieben zu werden.
    Dank Severus’ Kontakten zur Flotte durften sie auf einer Militärliburne mitreisen. Tony war noch nie vorher seekrank gewesen, aber natürlich hatte er auch noch nie in einem Boot, das von einer Kompanie Soldaten gerudert wurde, einen derart reißenden Fluss überquert.
    Neben den Marinesoldaten waren auch zwei germanische Kundschafter einer fremden Ala an Bord. Tony beobachtete sie und stellte sich vor, wie Bassus und

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