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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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er ihn wieder losließ, sagte Hampus leise: „Wir sind da. Aber sag mir, Festus, warum brauchen zwei Händler für Sigillatageschirr einen eigenen Medicus?“
     
    Severus kochte. „Wie konntest du so blöd sein!“
    „Wir haben uns nur unterhalten.“
    „Du bist der Kunst eines Kundschafters aufgesessen. Du hast gedacht, dass du ihn ausgefragt hast, aber in Wirklichkeit war er es, der dich für seine Zwecke benutzt hat.“
    „Er hat nichts Wichtiges erfahren.“
    „Von wegen. Er weiß jetzt, dass wir nur vorgeben, Geschirr zu verkaufen. Und er weiß, wer du bist.“
    „Wieso das?“
    „Du hast ihn gefragt, ob der Medicus aus seiner Ala Grieche oder Kelte ist. Den Griechen Wackeron und den Kelten Morvran kennt in dieser Gegend jeder Soldat.“
    „Aber es könnte doch auch ein Zufall sein, dass ich diese beiden Völker genannt habe.“
    „Ein Kundschafter glaubt nicht an Zufälle. Er zählt eins und eins zusammen. Außerdem ist bekannt, dass der Adoptivsohn des verschwundenen thrakischen Kundschafters bei Wackeron in die Lehre geht.“
    „Wieso soll das außerhalb der Ala Noricorum bekannt sein?“
    „Weil es keine Einrichtung gibt, in der so viel getratscht wird wie in der Armee.“ Severus wurde immer wütender. „Wenn Soldaten aus verschiedenen Alae oder Kohorten zusammentreffen, geht das Gerede sofort los.“ Er äffte die Stimmen nach: „‘Wie ist es bei euch denn so? Und wie ist euer Decurio? Warum haben sie neulich bei euch einen Duplicarius degradiert?‘ Es ist zum Kotzen. Sie sind schlimmer als Waschweiber. Man kann es ihnen einfach nicht abgewöhnen.“
    „Na und? Dann weiß dieser Hampus es eben. Ist doch nicht schlimm. Er ist ein Kundschafter von einer anderen Ala, ein Kollege also, und will dasselbe wie wir.“
    „Das wissen wir nicht. Er könnte gleichzeitig ein Spion Audicas sein.“
    „Ist das nicht etwas weit hergeholt?“
    „Weil er dir sympathisch war? Komm schon. Du weißt doch selbst am besten, dass es Menschen gibt, die nicht die sind, als die sie sich ausgeben!“
    Das saß! Doch Severus war noch immer nicht fertig.
    „Sobald wir wieder zurück sind, werde ich mich bei der Ala Longiniana nach diesem Hampus erkundigen. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Er war es, der dich zuerst angesprochen hat. Dich, einen Vierzehnjährigen.“
    Tony wusste in seinem tiefsten Inneren, dass Severus recht hatte.
    „Es tut mir leid“, brummte er nach einer Weile leise.
    „Wie war das?“ Severus hielt die Hand wie einen Verstärker an sein Ohr.
    „Es tut mir leid!“, brüllte Tony giftig.
     
    Eines musste man Severus lassen. Wenn ein Thema erledigt war, dann war es erledigt. Allmählich entspannte Tony sich wieder. Immerhin hatte Severus ihre Reise nicht abgeblasen. Also hielt auch er es für unwahrscheinlich, dass ihnen von Hampus tatsächlich Gefahr drohte.
    Tony konnte sich also endlich auf die neue Lage konzentrieren.
    Marcias Cousin, ein großer, blonder Mann namens Baudio, holte sie mit einem von zwei kräftigen Pferden gezogenen Wagen ab.
    Die Sonne schien strahlend hell, und der Schnee taute zusehends. Obwohl die Temperatur sicher nur wenig über null war, hatten sie die Ärmel ihrer Wollhemden hochgekrempelt, um mehr von den Sonnenstrahlen abzubekommen.
    In Germania Libera sah bereits auf den ersten Blick vieles anders aus als auf der römischen Seite. Es gab zwar hier wie dort viele Felder und Äcker und hin und wieder einen Wald. Aber die Straße, wäre auf der anderen Seite nur als Feldweg durchgegangen. Und die einsetzende Schneeschmelze verwandelte sie in einen Schlammpfad, auf dem sie nur mühsam vorwärtskommen würden. Die Äcker waren auch ganz anders aufgeteilt als auf der römischen Seite, wo sie von oben wahrscheinlich so regelmäßig aussahen wie ein Schachbrett. Hier hatten sie alle möglichen Formen. Das konnte er an den Reihen von blattlosen Windschutzhecken und einigen Holzzäunen ablesen.
    Auch die einzelnen Gehöfte, an denen sie bisher vorbeigekommen waren, sahen anders aus als die, die Tony bisher kennen gelernt hatte. Spitze Dächer und Fachwerk kannte er bereits aus Durnomagus, aber hier hatten die Häuser auch Dächer, die bis zum Boden reichten. Einige Nebengebäude steckten sogar einen Meter tief in der Erde, als wären sie im Lauf der Zeit eingesunken.
    An fast jedem Gehöft hielten sie an. Tony und Severus bauten den Klapptisch auf und stellten das Geschirr zur Schau. Danach hielten sie sich im Hintergrund auf. Harpalos legte sich so lange unter den

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