Bassus (German Edition)
die Flucht ergriff.
Gegen Mittag wurde es heller. Sie waren zu Fuß eines Berges an einer Stelle angelangt, die früher einmal gerodet war und wieder zuwuchs. Dazwischen lagen Ruinen von Häusern. Bassus hielt an und sprang vom Pferd. Er stieg auf einen Felsen und wartete, bis alle sich um ihn versammelt hatten.
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, rief er. „Das ist das verlassene Dorf, von dem Audicas Gefolgsmann uns berichtet hat.“
Pudens und Baudio kletterten zu ihm.
Bassus fuhrt fort: „Wir bleiben in diesem Dorf. Audicas Lager ist auf der anderen Seite des Berges, eine halbe Tagesreise nach Osten. Es ist nur zu Fuß zu erreichen, denn ein Stück weiter kommt ein Hang, der auf unserer Seite komplett aus lockerem Felsengeröll besteht.“
Ein Reiter der Ala Noricorum hob die Hand. „Bedeutet das, dass Audica keine Pferde bei sich hat?“
„Er hat Pferde. Es gibt einen einfacheren Weg zu seinem Lager, der mit Pferden begehbar ist.“
Baudio ergänzte: „Das hier ist eine Abkürzung und unsere einzige Chance, Audica zu überraschen.“
Fabius Pudens fuhr fort: „Nur Bassus und seine Kundschafter ziehen von jetzt an weiter. Sie sollen feststellen, wo genau Flavia gefangen gehalten wird. Sollten sie eine Möglichkeit sehen, sie zu befreien, werden sie es tun. Wenn es zu riskant ist, kehren sie um, und wir überlegen, wie wir weiter vorgehen. Doch jetzt ruhen wir erst einmal aus und gönnen uns ein richtiges Essen.“
Bassus deutete mit der Hand nach links. „Dort hinten muss ein größerer Bach sein. Angeblich ist er breit und tief genug, um darin zu baden.“
Die Männer blickten sofort sehnsüchtig in die Richtung, warteten jedoch geduldig, bis ihre Anführer sie entließen.
Nachdem Julia getrunken hatte, wälzte sie sich auf dem Rücken im Sand. Auch Tony fühlte sich wie erlöst, als er endlich ausgiebig trinken und sich waschen konnte. Harpalos schien es ähnlich zu gehen. Nachdem er getrunken und im Wasser geplanscht hatte, raste er aufgeregt durch das Lager und sprang immer wieder in die Luft.
Während Tony wie alle anderen auch seine getragenen Kleider wusch, stiegen ihm allmählich die Düfte eines Eintopfes aus frischem Wildschweinfleisch, Kräutern, Nüssen und Wurzelgemüse in die Nase.
Nach dem Essen sah er sich nach Bassus um und entdeckte ihn ein Stück entfernt von den anderen. Harpalos lag neben ihm. Tony ging zu den beiden hinüber und setzte sich.
„Das hat gut getan“, seufzte er. „Trotzdem würde ich am liebsten sofort wieder weiter ziehen. Ich möchte Flavia keine Minute länger in Audicas und Perpennas Händen wissen.“
„Wir machen uns heute noch auf den Weg. Aber vorher möchte ich etwas mit dir besprechen.“
Bassus Stimme klang sehr ernst.
„Sicher. Worum geht es?“
Bassus griff unter sein Halstuch und zog das Medaillon heraus.
„Unsere Mission ist sehr gefährlich. Ich möchte, dass du das hier wieder trägst.“
Tony verschränkte die Arme vor der Brust. „Was soll das? Ich will es nicht mehr haben.“
„Bitte, Tony.“
„Es gehört dir. Der Druide hast es dir geschenkt.“
„Du bist mein Sohn, und jetzt möchte ich, dass du es trägst.“
„Nein!“
Auf einmal standen Tränen in Tonys Augen.
Bassus legte ihm die Hand auf die Schulter. „Warum denn nicht?“
Warum? Er wusste es selbst nicht. Aber er fühlte sich immer elender.
„Es ist, als würdest du mich wegschicken“, sagte er schließlich.
„Das würde ich niemals tun.“
„Aber was, wenn es mich in einem Moment der Gefahr wieder in die Zukunft bringt?“
„Du wolltest doch immer zurück.“
„Das ist lange her. Warum habe ich dir das Medaillon wohl zugesteckt?“
„Das habe ich schon verstanden. Aber ich muss auch immer daran denken, dass du nicht freiwillig in unsere Welt gekommen bist.“
„Wenn ich jetzt wählen könnte, würde ich mich für ein Leben hier entscheiden.“
„Es ist leicht, so etwas zu sagen, wenn man nicht wirklich eine Wahl hat.“
Tony verstand nicht, warum er auf einmal so wütend wurde. „Ich will es nicht mehr!“
„Es ist doch gar nicht erwiesen, dass es dich wieder in die Zukunft zurückbringen würde.“
„Und wenn doch?“
„Nun, immerhin gibt es dort etwas, das du gerne erledigen würdest.“
Roland.
„Ich werde damit leben können, dass es unerledigt bleibt.“
Bassus gab nicht auf. „Ich möchte dich nicht wegschicken, Tony. Es würde mir das Herz brechen, dich zu verlieren. Aber falls wir in Lebensgefahr geraten
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