Bassus (German Edition)
stundenlang.
„Könnte ihm etwas zugestoßen sein?“, fragte Tony.
Bassus schüttelte den Kopf. „Nein. Er muss sich Zeit lassen. Die Informationen, die er sammelt, müssen so präzise wie möglich sein.“
Tony bemühte sich, genauso geduldig dazusitzen und zu warten wie die anderen. Dann, endlich, kam Galarius zurück. Er reichte ihnen den genauen Lageplan, den er unterwegs gezeichnet hatte, und berichtete:
„Sie haben Wachposten, aber in der anderen Richtung. Sie erwarten, dass mögliche Verfolger den Fluss herauf kommen.“
Tony war erleichtert. Das war das, was sie gehofft hatten.
„Aber was ist mit Flavia?“, fragte er bang.
„Ich glaube, ich konnte das Gebäude identifizieren, in dem sie vermutlich gefangen gehalten wird. Jedenfalls deutet einiges darauf hin, dass jemand dort festgehalten wird.“
„Ist es ein Gebäude, in dem sich ein Keller mit einem Verlies befinden könnte?“
Tonys Stimme zitterte leicht.
Galarius sah ihn verwundert an. „Das bezweifle ich. Es sind alles sehr einfache Häuser.“
„Was genau hast du dort beobachtet?“, fragte Bassus.
„Das Haus, das ich meine, steht in der Mitte. Audica wohnt zusammen mit einer Frau im Haus daneben. Diese Frau ist mit Essen und einem Becher Wasser zu dem Haus in der Mitte gegangen und später wieder mit dem leeren Tablett herausgekommen.“
„Was ist das für eine Frau, die mit Audica zusammen lebt?“, fragte Bassus. „Hattest du den Eindruck, dass sie dazu gezwungen wird?“
Galarius dachte nach. „Schwer zu sagen. Sie machte jedenfalls keinen glücklichen Eindruck. Aber ob Audica dafür die Ursache ist?“ Er zuckte mit den Schultern.
„Hast du Perpenna gesehen?“, fragte Bassus jetzt.
Galarius schüttelte den Kopf. „Ich habe nur Germanen gesehen. Nichts, was auf die Anwesenheit eines römischen Sklavenhändlers hinweisen könnte.“
„Gut“, sagte Bassus. „Dann schlage ich vor, dass wir jetzt erst einmal ein Floß bauen und es am Flussufer verstecken.“
Es war dunkel geworden. Tony und Bassus würden noch bis Mitternacht warten, bis sie mit dem Fernglas losziehen würden. Bassus hatte ihm vorgeschlagen, noch etwas zu schlafen, aber das konnte Tony nicht. Er saß an einen Baum gelehnt und sah Bassus im dünnen Strahl des Mondlichts, das gerade noch durch die dichten Baumkronen drang, am nächsten Baum sitzen. Inzwischen konnte auch Tony aus dem Stand der Gestirne die Himmelsrichtungen und die ungefähre Zeit bestimmen. Außerdem hatten sie, wie alle Soldaten, ein Stundenglas dabei. Es stand neben einem abgedeckten kleinen Öllämpchen, das sie hin und wieder aufdeckten, um zu sehen, ob der Sand schon durchgerieselt war.
Nur noch wenige Minuten, und der letzte Durchlauf würde zu Ende sein. Zeit, den ersten Mann zu wecken, der in ihrer Abwesenheit Wache halten musste. Bassus berührte sanft seine Schulter. Der Mann war sofort wach und setzte sich auf.
„Tony und ich ziehen jetzt los“, flüsterte Bassus ihm zu.
Der Soldat nickte. „Mögen die Götter euch beistehen“, flüsterte er.
Alles klappte wie am Schnürchen. Ihre Taschen, Waffen und Kleider schoben sie auf dem Floss vor sich her. Neben ihnen paddelte Harpalos. Tony spürte die Kälte des Wassers nicht. Jetzt, wo es passierte, war er völlig gefühllos und schwamm mit denselben ruhigen Bewegungen wie Bassus. Als das Dorf in Sichtweite kam, hielten sie an. Bassus beobachtete die Häuser mit dem Nachtfernglas. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf. Keine Wächter auf dieser Seite.
Sie stiegen ans Ufer und zogen sich wieder an. Das Floß machten sie fest. Bassus flüsterte ihm zu, dass sie ihre Umhänge ins Wasser tauchen sollten. Mit dem nassen Stoff konnten sie im Notfall durch Flammen laufen.
Danach kam der schwierigste Teil: Sie mussten durch das gesamte Dorf bis zu dem Haus in der Mitte, ohne dass Hunde bellten oder Gänse schnatterten. Harpalos musste zurückbleiben. Bassus befahl ihm, am Ufer sitzen zu bleiben und auf sie zu warten. Er gehorchte, aber glücklich schien er nicht zu sein.
Geduckt schlichen sie auf den verschlungenen Pfaden, die Galarius für sie ausgekundschaftet hatte. Manchmal robbten sie sogar auf dem Bauch.
Endlich waren sie an der grob gezimmerten Holztür des Hauses angelangt. Tony tastete nach seinen Laserpointer, den er an einer Schur um den Hals trug. Bassus drückte die schwere Tür vorsichtig auf. Drinnen war es stockdunkel. Mit dem Nachtfernglas ging er langsam hinein. Tony folgte und hielt sich an
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