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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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war der Geruch.
    Desinfektionsmittel!
    Dann hörte er das leise Piepsen und rhythmische Ticken von elektrischen Geräten und schließlich einen Blasebalg. Er zischte bei jedem Atemzug.
    Jemand zog seine Laken zurecht. Dieser Jemand hielt auf einmal inne und berührte seine Schultern.
    „Tony?“, fragte eine sanfte weibliche Stimme.
    Oh Gott, nein. Sie wissen, wer ich bin.
    „Tony?“, wiederholte die Stimme. Sie klang nett.
    Er würde sich tot stellen.
    „Gabi“, raunte die nette Stimme jetzt, „komm mal her.“
    Gummisohlen näherten sich.
    „Ist er wach?“, fragte die nette Stimme. Sie hatte einen leichten ausländischen Akzent.
    Jemand beugte sich über ihn.
    „Du könntest Recht haben, Natascha. Ich habe jedenfalls noch nie erlebt, dass jemand im Koma weint.“
    Er weinte?
    „Sieh nur, wie die Tränen jetzt fließen. Tony, hörst du uns?“
    Warum weinte er, wenn er doch eigentlich schreien wollte?
    Die Schritte verließen den Raum. Kurz danach kamen andere Schritte herbei. Der Raum füllte sich. Jemand hob seine Augenlider und leuchtete in seine Pupillen. Dann war es, als würde ihm die Luft aus den Lungen gesogen. Sie rissen etwas aus seinem Rachen. Sein Hals tat schrecklich weh.
    „Wir müssen sofort Herrn Fuhrmann anrufen“, sagte eine männliche Stimme.
    Er begann zu brüllen.
     
    Alles war wie in Watte verpackt. Mit betroffenen Gesichtern näherten sie sich. Roland sah blendend aus. Überzeugend spielte er die Rolle des liebenden Vaters und rückte einen Stuhl ans Bett. Seine Mutter hingegen war um Jahre gealtert und wusste offenbar nicht, wie sie sich verhalten sollte. Ihre Augen waren blutunterlaufen. Sie roch nach Alkohol.
    Die beiden Ärzte und die Schwestern sahen seine Eltern mitleidig an. Als Roland sich über ihn beugte, schloss Tony die Augen. Mehr konnte er nicht bewegen. Dafür sorgten die Medikamente.
    Dann waren sie wieder weg. Er hielt seine Augen weiterhin geschlossen. Später hörte er, wie eine Krankenschwester sagte: „Der arme Vater. Einen Sohn, der seine Schwester getötet hat, und eine Frau, die trinkt.“
    Sie liefen hin und her.
    Die Schwester fuhr fort: „Herr Fuhrmann sieht verdammt gut aus.“
    „Etwas glatt.“ Es war die Stimme der Netten. Natascha.
    „Ich glaube, er gibt sich nur große Mühe, nicht zusammenzubrechen.“
    „Auf mich macht er nicht den Eindruck eines gebrochenen Menschen“, erwiderte Natascha.
    „He, was hast du gegen ihn?“
    Natascha zögerte. „Nichts“, sagte sie schließlich.
    Sie gingen.
    Tony schlief fast ein. Er öffnete die Augen. In seinem Handrücken steckte eine Kanüle, aus der ein Plastikschlauch zu einer Flasche führte. Sie konnten ihn also jederzeit mit allem vollpumpen, wonach ihnen der Sinn stand. Diesen Zustand musste er beenden. Aber wie? Und: Wie schwer verletzt war er?
    Aber vor allem: Wie war er hierher gekommen?
    Wichtige Fragen. Gleichzeitig hatte Tony das Gefühl, Stunden zu brauchen, um sie zu formulieren. Das erinnerte ihn an die Zeit in der psychiatrischen Klinik. Sobald seine Wunden geheilt waren, würden sie ihn sicher wieder dorthin zurückbringen. Das musste er unbedingt verhindern. Denn diesmal würden sie besser auf ihn aufpassen, und folglich würde die Flucht ungleich schwieriger werden. Er hatte also nur Zeit, bis seine Wunden verheilt waren. Verdammt, wie schlimm war es? Er musste diese Natascha fragen. Vielleicht konnte er sie zu einer Verbündeten machen.
    Was noch?
    Wieder kämpfte er gegen den Schlaf. Er musste wach bleiben und eine Strategie ausarbeiten.
    Er musste so schnell wie möglich fliehen und zu Bassus zurück. In die Römerzeit. Nach Hause.
    Zuerst jedoch musste diese verdammte Kanüle raus. Er würde beweisen, dass er geistig wieder voll da war und dass er ein umgänglicher, freundlicher Junge war. Es sollte offensichtlich sein, dass er nicht psychisch gestört war. Das würde beim Krankenhauspersonal Zweifel an seinen Eltern wecken.
     
    Er träumte und sah sich als angehenden Medicus. Er sah das Castellum Durnomagus, die Siedlung, das Gut von Severus. Er sah, wie die Menschen ihrer Arbeit nachgingen. Und er sah Flavia auf der Liburne stehen, Harpalos neben ihr. Dann sah er den Germanen mit dem erhobenen Schwert hinter Bassus.
    War Bassus tot?
    Tony wachte auf. Die Augen hielt er geschlossen. Er fühlte nichts. Und doch wusste er, dass alles, was er in seinem Traum gesehen hatte, ungeheuer wichtig war.
    War Bassus tot?
    Denn wenn er tot war, dann …
    „Tony, du weinst ja wieder“,

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