Bassus (German Edition)
legte den Kopf schief. Dann drückte er seine Schnauze an Flavias Hüfte. Sie weinte.
Ihm war auch nach Weinen.
„Ich komme wieder!“, brüllte er.
„Versprich es!“
„Großes Ehrenwort!“
Tony jagte Bassus und seinen Männern hinterher. Aber gegen Abend musste er sich eingestehen, dass er ihre Spur verloren hatte. Er hatte es bis zu einem Dorf geschafft, das sie am Tag davor passiert hatten. Hier hätten sie wieder vorbeikommen müssen. Aber die Dorfbewohner hatten die Kundschafter nicht gesehen.
Tony versuchte es in der Schenke. Einer der Germanen, die dort saßen und tranken, winkte ihn zu sich her.
„Ich bin den römischen Kundschaftern am frühen Nachmittag begegnet. Sie waren auf dem Weg hierher. Aber dann kam ein germanischer Reiter, sprach mit ihnen, und sie ritten zusammen mit ihm davon.“
„In welche Richtung sind sie geritten?“
„Keine Ahnung.“
Es half nichts. Tony musste hier übernachten und am nächsten Tag die Gegend absuchen, bis er Bassus’ Spur wieder gefunden hatte.
Er legte sich im Stall neben Julia ins Stroh. Aber schlafen konnte er lange nicht.
Wenn nur Bassus nichts zustieß! Sobald sie wieder zuhause waren, würde er Bassus bitten, seinen Abschied zu nehmen. Auch er würde nach seiner Ausbildung die Armee verlassen und sich als freier Arzt niederlassen. In einigen Jahren würde er Flavia heiraten und eine Familie gründen. Sie mussten nur diese letzte Mission heil überstehen. Das war alles.
Am nächsten Morgen war Tony wie gerädert. Trotzdem ritt er die gesamte Umgebung ab. Aber nirgends hatte man Bassus und seine Männer gesehen. Als er in das Dorf ritt, in dem sie Audicas Mann befragt hatten, kam ihm auf einmal Fabius Pudens entgegen. Hinter ihm die Männer seiner Turma. Tony war erleichtert.
„Wo ist Bassus?“
„Das fragen wir uns auch“, wetterte Pudens. „Und was machst du noch auf dieser Seite des Rheins? Wo ist Flavia?“
„Flavia und Gudullus haben mit der Liburne abgelegt. Ich versuche seither, Bassus zu finden.“
Pudens’ Zorn verwandelte sich in Sorge. „Er und seine Männer hätten wieder zu uns stoßen müssen, aber sie kamen nicht.“
„Sie sind mit dem germanischen Boten geritten.“
„Was für ein Bote? Ich habe keinen geschickt.“
„Dann vielleicht einer der Germanen?“
„Warum sollten sie? Sie sind wieder in ihre Dörfer zurückgekehrt. Audicas Leute sind nicht mehr aufgetaucht. Wir glauben, dass er und hoffentlich auch Perpenna in dem Feuer ums Leben gekommen oder zumindest so schwer verletzt sind, dass sie jetzt andere Sorgen haben.“
„Was war das dann für ein Bote?“
Fabius Pudens schloss kurz die Augen.
„Unter den befreundeten Germanen gab es also doch einen Agenten Audicas“, murmelte er.
Er fasste sich wieder und wandte sich an seine Männer. „Es tut mir leid, Leute. Unsere Mission ist noch nicht zu Ende.“
Keiner murrte. Die Reitersoldaten nahmen Haltung an und warteten auf weitere Befehle.
Wieder waren sie in einem dichten, dunklen Wald unterwegs. Bassus’ Trupp war am Morgen gesehen worden, gesund und munter. Sie ritten jetzt in dieselbe Richtung.
Auf einmal stutzte Tony. Da vorne, das gab es doch nicht! Dort standen vier Pferde, eines mit einem steilen, geflochtenen Zopf zwischen den Ohren, und ihre Reiter saßen auf dem Boden und ruhten aus.
„Wie? Ihr kommt uns entgegen?“, fragte Bassus Fabius Pudens verwundert.
Dann entdeckte er Tony.
„Was machst du hier?“, rief er alarmiert.
Pudens unterbrach ihn. „Achtung, wir sind in eine Falle gelaufen. Niemand von uns hat euch einen Boten geschickt.“
Bassus und seine Männer griffen sofort nach ihren Helmen und Waffen und sprangen auf ihre Pferde. Tony trieb Julia an. Er hatte nur einen Gedanken: Er musste Bassus das Medaillon zurückgeben!
In diesem Moment brachen sie aus dem Dickicht.
Ein Stein traf Bassus am Kopf. Er war mit solcher Wucht geschleudert worden, dass er von Teres stürzte. Tony wollte zu ihm, Aber jemand packte ihn am Gürtel und zerrte ihn von Julia herunter. Während er fiel, sah er hinter dem benommenen Bassus einen Germanen mit gezogenem Schwert.
„Bassus!“, schrie er.
Dann war es dunkel und still.
XIII
Diesmal war die Dunkelheit vollkommen. Kein Lichtstreifen unter einer Tür, kein Aufflackern eines Irrlichts. Auch keine Stimmen. Nichts.
Das erste, das er schließlich wahrnahm,
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