Bassus (German Edition)
sollten, folge Harpalos!“
Flavia verschwand in der Dunkelheit.
Bassus war sofort wieder an Tonys Seite. Audica und Perpenna brannten lichterloh. Geblendet durch den Laserpointer waren sie umhergewankt und in die Flammen geraten. Perpenna kroch auf dem Boden und tastete nach dem Ausgang.
Audica schrie germanische Worte, während ihm Tränen über die Wangen liefen.
„Weg hier! Schnell!“, rief Bassus.
Sie rannten hinaus. Das ganze Dorf war jetzt auf den Beinen.
Immer wieder drehte Tony sich um und leuchtete mit dem Laserpointer in die Augen ihrer Verfolger.
Als sie wieder bei ihrem Floß angelangt waren, war von Flavia und Harpalos nichts zu sehen.
„Flavia!“, rief Tony.
„Da bin ich!“
Sie tauchte mit dem Hund aus dem Dunkel auf.
Bassus und Tony schwammen und zogen das Floß mit Flavia und dem Hund. Am anderen Ufer liefen sie im seichten Wasser flussauf und zogen das Floß an einem Strick hinter sich her. Sie wussten, dass sie fürs Erste in Sicherheit waren. Audicas Leute hatten jetzt andere Sorgen. Sie mussten dafür sorgen, dass nicht das komplette Dorf abbrannte.
Bassus‘ Männer kamen ihnen entgegen. Sie hatten den Widerschein des Feuers am Himmel gesehen und sich Sorgen gemacht. Nachdem das Floß versenkt war, machten sie sich sofort auf den Rückweg.
Gegen Mittag erreichten sie das Felsenmeer. Der kräftigste von Bassus‘ Männern trug Flavia auf dem Rücken. Sie hatte zwar eine Schnittwunde am Hals, aber wenn sie sich nicht entzündete, würde Flavia das überstehen. Tony hatte sie jedenfalls mit seiner Wundsalbe behandelt und ihr einen Verband angelegt.
Er war so aufgedreht, dass er, ohne es zu merken, über die gefährlichen Felsbrocken geklettert war. Jetzt stand er unten und verfolgte ängstlich die Mühen des Kundschafters, der Flavia trug. Doch seine Sorgen waren unnötig. Der Mann kletterte so ruhig und besonnen, als hätte er jahrelang nichts anderes getan, als mit jungen Mädchen auf dem Rücken Felslawinen zu überqueren.
Wieder bei den anderen, schilderten sie ihre Erlebnisse. Bassus berichtete, dass Audica immer wieder nach seinem Vater gerufen und nach Wasser geschrieen hatte.
Sie vermuteten, dass er als Kind in dem Festsaal dabei war, als dessen Türen versperrt worden waren, um die germanischen Rebellenführer zu töten. Es musste seinem Vater gelungen sein, Audicas Kleidung mit Wasser zu tränken und ihn dann in ein Versteck zu schieben.
Am nächsten Morgen drängte Fabius Pudens sie noch vor Sonnenaufgang zur Eile. Er und die anderen wollten sich Audicas Leuten entgegenstellen – falls die überhaupt noch kamen. Ihre kleine Gruppe hingegen sollte zusammen mit Gudullus auf dem kürzesten Weg zum Rhein reiten. Tony sollte mit Flavia und Gudullus übersetzen, und Bassus mit seinen Männern umkehren und wieder zu den anderen stoßen.
Unterwegs hatte Tony keine einzige ruhige Minute mit Flavia. So sehr beeilten sie sich.
Schon nach vier Tagen hatten sie den Rhein erreicht.
Ungeduldig warteten sie auf eine Liburne der Flotte. Königlich und bunt bemalt tauchte endlich eine am Horizont auf.
Die Kundschafter sprangen auf ihre Pferde. „Wahrscheinlich kommt es gar nicht zu einem Kampf“, sagte Bassus. „Dann sind wir in wenigen Tagen zurück.“
Tony winkte ihm nach, bis die kleine Gruppe verschwunden war. Dann wurde er auf einmal unruhig. Irgendetwas an Bassus war anders gewesen. Tony schloss kurz die Augen. Was war es nur?
Doch zum Nachdenken war keine Zeit. Die Liburne legte an. Während er Flavia und Harpalos an Bord begleitete und dem Offizier erklärte, was vorgefallen war, brachte Gudullus ihr Packpferd und sein Reitpferd auf das Boot. Jetzt musste Tony nur noch Julia holen.
Er zog sie bereits hinter sich her, als ihm einfiel, was ihn beschäftigte: Er hatte das Medaillon nicht um Bassus‘ Hals gesehen!
Wenn Bassus es nicht trug, wo war es dann? Hatte er es etwa verloren? Tony griff mit zitternden Händen in seine Umhängetasche.
„Bitte lass es nicht da sein“, flüsterte er zu irgendeinem unbekannten Gott. „Bitte lass es ihn bei sich haben.“
Dann fand er es. Ganz unten. Er stöhnte.
Langsam richtete er sich auf. Der Kapitän der Liburne wartete schon ungeduldig. Tony schüttelte den Kopf.
„Ich folge den anderen!“
Der Offizier nickte. Dann winkte er ihm kurz zu und ließ die Holzplanke einholen. Die Liburne legte ab.
Flavia sah entsetzt zu ihm herüber. Harpalos bellte.
„Bleib bei Flavia!“, rief er dem Hund zu.
Harpalos
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