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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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Hand. „Auch das ist natürlich möglich. Sobald wir mit Tony reden können, werden wir klüger sein.“ Er sah ihr in die Augen. „Du magst den Jungen, habe ich recht?“
    Marcia nickte. „Ich habe vorhin eine Weile bei ihm gesessen. Möglicherweise werden wir es nicht einfach haben mit ihm. Aber in seinem Gesicht ist nichts, was mir Angst macht.“
    „Du hast ein gutes Herz, Marcia. Hoffentlich irrst du dich nicht“, sagte Bassus.
    Während Severus nach der Weinkaraffe griff, fragte er Bassus auf einmal: „Marcia und ich wundern uns oft, warum du dir nach Orbianas Tod nicht wieder eine Frau gesucht hast. Du lebst seither wie eine männliche Vestalin.“
    Bassus schwieg. Severus ließ nicht locker: „Außerdem sollte ein Mann Kinder haben .“
    „Und wenn er keine zeugen kann?“, brach es aus Bassus heraus.
    Einen Moment lang war es totenstill.
    Dann fragte Severus: „Du sprichst von dir selbst?“
    Weil Bassus wieder schwieg, legte er ihm die Hand auf den Arm. „Ist es das, was dich seit Jahren bedrückt?“
    „Es bedrückt mich schon lange nicht mehr. Es ist eben so.“
    „Bist du da sicher? Es könnte doch auch an den Frauen gelegen haben.“
    „Ich hatte vor Orbiana schon einmal eine Freundin, und auch mit ihr hat es nicht geklappt. Als sie sich nach mir einem anderen Mann zuwandte, wurde sie sofort schwanger.“
    Voller Mitgefühl sagte Marcia: „Ich kann dir nicht sagen, wie leid mir das tut. Trotzdem finde ich, dass du nicht aufgeben solltest. In der Nähe von Moguntiacum gibt es eine wundertätige Quelle. Sie ist der Göttin …“
    „Nein, Marcia! Ich habe viele Jahre gebetet und geopfert. Es reicht. Die Götter wollen nicht. Ich muss es akzeptieren.“
    „Das heißt aber nicht, dass du ohne Liebe leben musst.“
    „Doch. Ich möchte nicht noch einmal eine Frau unglücklich machen, indem ich sie vor die Wahl stelle, zwischen ihrer Liebe zu mir und ihrem Wunsch nach Kindern zu wählen. Orbiana hatte sich für mich entschieden und damit das Opfer gebracht, als kinderlose Frau zu sterben.“
    Marcia sah ihn eindringlich an. „Orbiana war sehr glücklich mit dir, Bassus. Sie hätte nichts dagegen, wenn du ein neues Glück fändest.“
    Aber Bassus hob abwehrend die Hände. „Nach ihrem Tod habe ich beschlossen, mein Herz nie wieder zu öffnen.“
    Er stand auf. „Das Thema ist für alle Zeit erledigt. Gute Nacht!“
     
    Tony hielt seine Augen noch eine Weile geschlossen. Wenn der Spuk nur vorbei wäre und er wieder in seiner Zeit aufwachen würde! Doch die Geräusche und Gerüche sagten ihm etwas anderes. Jemand flüsterte. Jemand, der ganz nah war. Ein feuchtes Tuch wurde auf seine Stirn gelegt. Das tat gut. Er öffnete die Augen.
    Es war immer noch Nacht. Auf einem Hocker stand eine Öllampe, und auf seiner Bettkante saß ein älterer Mann in einem knöchellangen Gewand, der eine Decke um sich geschlungen hatte. Er lächelte Tony an und reichte ihm Käse und Fladenbrot. Tony richtete sich auf und verspürte sofort wieder diesen stechenden Schmerz. Er fasste an seine Seite und fühlte einen Verband.
    „Ich habe Eure Rippen etwas fixiert“, erklärte der Mann.
    „Bist du Arzt?“
    „Nein, Herr. Ich bin der Hauslehrer. Aber ich habe mir einige medizinische Kenntnisse angelesen. Ich heiße Herklides.“
    „Bist du Grieche?“
    „Ja, Herr.“
    „Warum nennst du mich Herr?“
    „Weil ich ein Sklave bin und Ihr ein freier Gast des Hauses.“
    „Ich heiße Tony.“
    „Ich weiß, Herr.“
    Tony war das peinlich. Aber das Essen schmeckte köstlich. Gierig aß er. Dazwischen schenkte ihm Herklides aus einem Krug immer wieder mit Wasser verdünnten Wein ein. Tony war zwar nicht sicher, ob das für seinen Kopf das Richtige war, aber auch das Getränk schmeckte.
    Als er das nächste Mal aufwachte, fühlte er sich großartig. Es war taghell. Er sah auf seine Uhr. Sie war weg! Vorsichtig richtete er sich auf. Bis auf die Kleidung, die er am Körper trug, waren all seine Sachen verschwunden. Er griff in die Taschen seiner Jeans. Leer.
    Aus einer Ecke des Zimmers kam leises Rascheln. Dort hatte ein etwa zehnjähriger Junge gesessen, der Tony jetzt ängstlich ansah. Jetzt rannte er zur Tür und rief hinaus, dass Tonianus Furmanus wach sei. Kurz danach näherten sich energische Schritte. Bassus und Severus traten ein. Sie schickten den Jungen weg. Dann rückten sie zwei Stühle vor Tonys Bett und setzten sich.
    Tonys Gedanken rasten. Sie würden jetzt alles über ihn wissen wollen. Aber Melanie

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