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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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und Roland gingen sie nichts an. Außerdem: Wenn er ihnen die ganze Wahrheit erzählte, würden sie ihn am Ende vielleicht ebenfalls für Melanies Mörder halten. Nein. Das konnte er nicht riskieren.
    Aber all diese Dinge auszulassen und trotzdem eine plausible Geschichte zu erzählen, erwies sich als schwierig. Bassus und Severus begriffen schnell, dass er etwas Wesentliches verbarg.
    Und Tony geriet immer wieder ins Stammeln. Dazu kam noch dieses verdammte Latein. Manchmal wollten ihm einfach nicht die passenden Wörter einfallen.
    Es war offensichtlich, dass die beiden Römer Übung darin hatten, Menschen zu befragen . Severus ging dabei vor, als würde er annehmen, dass sein Gegenüber log. Das war Tony unangenehm, denn er log die beiden ja nicht an, er verschwieg lediglich vieles. Außerdem verhielt sich Severus äußerst herablassend, so als stünde Tony weit unter ihm.
    Bassus hingegen war heute viel netter. Er schien jedenfalls alles zu glauben, was Tony ihm erzählte. Doch dann kam er plötzlich mit Fragen, auf die Tony nicht vorbereitet war. Bassus tat dies so freundlich und aufrichtig interessiert, dass Tony höllisch aufpassen musste, nicht aus Versehen mehr preiszugeben, als er eigentlich wollte.
    „Was genau hat Gwanwyn gesagt, als sie dir das Medaillon gab?“, bohrte jetzt wieder Severus.
    „Nichts.“
    „Das kann nicht sein“
    Tony mochte Severus mit seiner spitzen Nase und dem langen Pferdegesicht von Minute zu Minute weniger. Er hoffte, dass er sein Haus bald wieder verlassen konnte. Hilfesuchend wandte er sich an Bassus. Aber der sah ihn nur interessiert an.
    „Eines Abends gab sie es mir einfach und bat mich, es immer zu tragen. Das ist alles. Ich schwöre es.“
    „Wie hast du dir ihr Verhalten erklärt?“, fragte Bassus.
    „Gar nicht. Sie wollte, dass ich das Ding trage, und weil ich ihr zu Dank verpflichtet war, habe ich es eben getan.“
    Bassus horchte auf. Scheiße, jetzt hatte er zu viel gesagt.
    „Zu Dank verpflichtet? Wofür?“
    „Nun, weil sie mir geholfen hatte.“
    „Wobei geholfen?“
    „Das ist nicht wichtig.“
    Jetzt mischte sich Severus wieder ein. „Du lügst. Wieso sollte eine Frau, der du zu Dank verpflichtet bist, dir ein Geschenk machen? In so einem Fall müsstest du ihr etwas schenken, nicht wahr?“
    Ja, das war eigentlich logisch.
    „Mehr hat sie nicht gesagt. Ehrlich.“
    „Erzähle uns noch ein bisschen mehr über Gwanwyn. Was macht sie in Britannia? Und warum ist sie in der Colonia zu Besuch?“
    Oh Mann! Er wurde bald wahnsinnig. Wie sollte er das erklären? In der Römerzeit gab es noch keine Universitäten. Ah, er wusste wie.
    „Sie ist Lehrerin an einer Akademie. Sie unterrichtet die Geschichte der Kelten. Und sie forscht und veröffentlicht Bücher darüber.“
    „Sie ist Geschichtsschreiberin? Wie Plutarch und Xenophon?“
    „So in etwa.“
    „Als Frau?“
    „Natürlich. Frauen sind schließlich genauso klug wie Männer.“
    Die Römer verzogen keine Miene.
    Und dann fragten sie wieder, zum hundertsten Mal: „Wie hast du Gwanwyn kennengelernt? Und wie kam es, dass sie dir das Medaillon geschenkt hat?“
    Und: „Warum wurdest du überfallen? Kanntest du die Angreifer? Hatten sie eine Rechnung mit dir offen? Hattest du dir etwas zuschulden kommen lassen?“
    Tony stöhnte schließlich auf und flehte: „Quaeso, können wir diese Fragerei nicht lassen? Es ist doch egal, wer ich bin. Ich möchte einfach wieder zurück in meine Zeit und das alles hier vergessen.“
    „Sicher, sicher“, sagte Severus.
    „Aber wie? Könnt ihr mir dabei helfen?“
    Tony sah Bassus an. Der zuckte mit den Achseln. „Ich habe keine Ahnung. Ich verstehe ja nicht einmal, warum du überhaupt hierher geraten bist.“
    Verzweifelt fragte Tony: „Was geschieht jetzt mit mir?“
    Severus stand auf. „Zuerst müssen deine Rippen heilen.“
    „Und dann?“
    „Dann werden wir weitersehen.“
     
    Severus verließ das Zimmer. Bassus blieb sitzen. Tony fiel auf, dass er sehr gut roch. Ihm wurde bewusst, dass er sich schon lange nicht mehr gewaschen hatte. Er hob den Arm und schnüffelte.
    „Ich stinke“, sagte er zu Bassus.
    Der lächelte zum ersten Mal. „Das stimmt“, sagte er und stand auf. „Komm mit.“
    Auf dem Flur klatschte er mehrmals in die Hände. Sofort erschien wieder der Junge, der in Tonys Zimmer gesessen hatte.
    „Das ist der Sklave Lentulus“, sagte Bassus und zog Tony mit sich.
    Lentulus folgte ihnen.
    Das Haus war größer, als es von außen

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