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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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wirkte. Eigentlich waren es vier Gebäude, die um ein Atrium mit einem Springbrunnen und Sitzbänken angeordnet waren. Der überdachte Flur war zum Atrium hin offen und wurde von Säulen gestützt. In einer Nische des Flurs entdeckte Tony eine bunt bemalte große Statue. Zu ihren Füßen standen verschiedene kleinere Statuen. Daneben leuchtete eine Öllampe. Welche Götter hier wohl verehrt wurden?
    Hinter der nächsten Tür erstreckte sich ein weiterer Gang, der in den Vorraum eines Nebengebäudes führte. Es war sehr warm dort, und es roch, als hätte jemand jede Menge Duftkerzen aufgestellt. Durch einen offenen Durchgang konnte Tony einen Raum mit einem Wasserbecken im Boden sehen.
    Bassus drehte sich zu Lentulus um. „Unser Gast kommt von sehr weit her und ist deshalb mit unseren Gebräuchen nicht vertraut. Du wirst ihm Dinge erklären müssen, die für uns selbstverständlich sind.“
    „Ich verstehe, Herr.“
    Zu Tony sagte Bassus: „Wir sehen uns später beim Abendessen“, und verschwand.
    Lentulus machte sofort Anstalten, Tony beim Ausziehen zu helfen. Er scheuchte ihn weg, und der Junge setzte sich auf eine gemauerte Bank an der Wand. Lieber wäre es Tony gewesen, Lentulus hätte den Raum ganz verlassen.
    Tony zog seine schmutzstarrenden Kleider aus. Der Fußboden war richtig heiß. Dann sah er sich um. Er konnte doch nicht so schmutzig in das Becken steigen? Unter einem Wasserhahn an der Wand entdeckte er einen Trog mit einem Abfluss. Der war groß und flach genug, dass man hineinsteigen konnte. Ein Schälchen daneben war mit einer Paste gefüllt.
    „Ist das Seife?“, fragte er Lentulus.
    Der schüttelte den Kopf. „Nitron. Das ist genauso gut. Aber wir haben auch Seife. Soll ich dir welche holen?“
    „Nicht nötig.“
    Besonders das Waschen der Haare war eine Erlösung. Das Fett ging mit dem Nitron problemlos heraus. Wenn Lentulus ihn nur nicht die ganze Zeit so anstarren würde!
    „Dreh dich um“, bat Tony.
    Lentulus gehorchte.
    Als er alles abgespült hatte, stieg er in das Wasserbecken. Er konnte darin sogar einige Züge schwimmen. Gott, tat das gut. Was machte denn Lentulus da mit seinen Kleidern? Gerade hob er die Jeans so vorsichtig hoch, als wären sie giftig. So verhielt er sich bei jedem Wäschestück. Am längsten brauchte er ausgerechnet für die Unterhose. Ihre Form und die Elastizität des Materials faszinierten ihn offenbar.
    „Lass das, die Kleider sind sehr schmutzig!“
    Lentulus grinste, sammelte alles auf und verschwand damit.
    Was sollte Tony jetzt anziehen?
    Gerade als er aus dem Wasser stieg, kam Lentulus wieder. Er trug ein sauber gefaltetes Bündel von Stoffen auf dem Arm und legte es auf einen Hocker.
    Eines der Stoffstücke stellte sich als Handtuch heraus. Während Tony sich abtrocknete, nahm Lentulus zwei Glasgefäße mit Öl aus einem Regal und hielt sie ihm abwechselnd unter die Nase. Igitt, wie süßlich! Tony schüttelte den Kopf. Lentulus stellte sie zurück und brachte zwei neue. Der Zitrusgeruch des zweiten war angenehm. Tony nickte. Lentulus schüttete sich etwas von dem Öl in die Handflächen und wollte ihn damit einreiben. Ausgeschlossen! Das würde er schon selber machen. Es dauerte, bis er Lentulus das klargemacht hatte und der Junge ihm erlaubte, sich selbst einzureiben. Kritisch verfolgte er jedoch jede von Tonys Bewegungen.
    Und er war nicht zufrieden.
    Anscheinend schmierte Tony für Lentulus’ Begriffe nicht genug von dem Öl auf die Haut. Sollte er denn vor Öl triefen? Dann begriff er. Lentulus brachte einen sichelförmig gebogenen Gegenstand aus Metall. Als er Tonys fragenden Blick sah, erklärte er: „Jetzt müsst Ihr das Strigilis benutzen“, und begann, das Öl damit wieder von Tonys Haut zu schaben.
    Tony nahm ihm das Gerät aus der Hand und probierte es selbst. Danach fühlte er sich großartig. Seine Haut war butterweich.
    Lentulus brachte ihm die anderen Stoffe. Er zeigte ihm, wie er eines der Stoffstücke zu einer Unterhose binden konnte. Dann reichte er ihm ein Leinenhemd, das bis zu den Knien ging, und zuletzt Sandalen und einen Gürtel.
    So, fertig.
    Nein. Zu früh gefreut. Lentulus drückte ihn auf einen Hocker. Was kam denn noch? Ein älterer Sklave erschien mit einer Art Rasiermesser. Routiniert schnitt er Tony damit die Haare und verschwand wieder.
    „So, jetzt sind wir fertig, Herr“, sagte Lentulus. „Ich bringe Euch zu den anderen, zum Abendessen.“
    Herr? Und er siezte ihn?
    „Ich bin kein Herr, Lentulus. Ich heiße

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