Bassus (German Edition)
eine Art Feldweg abbogen. Unglaublich weit weg, so schien es ihm jedenfalls, sah er ein winziges Licht leuchten. Es kam mit der Zeit näher und verwandelte sich in mehrere Lichter. Tony konnte Gebäude erkennen, die weitläufig von einem hohen Zaun umschlossen waren. Vor einem mit Wachtürmen flankierten Tor hielten sie an. Bassus wechselte mit den Wächtern einige Worte, dann ging das Tor auf.
Kaum hatten sie den Hof betreten, kamen mehrere Männer angerannt und halfen ihnen. Einer der Männer führte die Pferde zu einem Seitengebäude, dessen großes, hölzernes Tor offen stand. Leises Schnauben drang von dort heraus.
Tony wurde mit Bassus und Donatus zum Hauptgebäude dirigiert, einem einstöckigen, lang gestreckten Haus mit einem Ziegeldach. Die gesamte Vorderseite entlang zog sich eine Terrasse. Das Dach überdeckte sie völlig und wurde von Säulen gestützt.
Die Eingangstür ging auf, und ein großer, schlanker Mann in einem bodenlangen, hellen Gewand trat heraus und breitete die Arme aus. Auch er wirkte durchtrainiert, sah jedoch einige Jahre älter aus als Bassus.
„Ave, mein Freund!“, rief er.
„Ave, Severus“, erwiderte Bassus. Die beiden umarmten und küssten sich.
Der Hausherr wandte sich an Donatus. „Ave, Lucius Mamilius. Ist deine Verletzung schlimm?“
„Ave, Publius Flavius. Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.“ Donatus verneigte sich und legte dabei die rechte Hand auf sein Herz.
Jetzt fiel der Blick des Hausherrn auf Tony. Dessen seltsame Erscheinung weckte sichtlich sein Misstrauen. Bassus stellte Tony vor und berichtete, dass er ihm und Donatus das Leben gerettet habe. Severus begrüßte ihn daraufhin höflich, aber zurückhaltend, und bat sie einzutreten.
Im Flur hielten ihnen zwei Frauen Schüsseln mit Wasser zum Händewaschen hin und reichten ihnen Handtücher. Ein Mann und eine Frau kamen mit Krügen. Tony atmete auf. Es war frisches Wasser. Gierig trank er, bis ihr Gastgeber in die Hände klatschte und der Mann und die Frauen wieder verschwanden.
Zwei Kinder liefen herbei, ein etwa fünfjähriger, dunkelhaariger Junge und ein Mädchen in Melanies Alter mit blauen Augen und langen blonden Haaren. Severus strich ihnen über die Köpfe.
„Ave“, grüßten sie fröhlich in die Runde.
Zuletzt kam eine Frau, die ihre hellbraunen Haare in einem Zopf um den Kopf geschlungen hatte.
„Salve, Bassus! Salve, Donatus! Bei Jupiter, deine Wunde scheint noch immer zu bluten!“
„Salve, Marcia Flavia“, antworteten Tonys Begleiter.
Donatus und die Frau verneigten sich voreinander. Bassus umarmte sie.
Besorgt sagte sie zu Donatus: „Der Lehrer Herklides ist heilkundig. Er soll sich deine Wunde gleich einmal ansehen.“
Dann wandte sie sich Tony zu. Warmherzig sagte sie: „Ave, Junge. Du bist schrecklich blass. Ich glaube, du brauchst …“
In Tonys Ohren rauschte es auf einmal. War es, weil er müde war, oder weil er seit Stunden nichts mehr gegessen hatte? Er schwankte und fiel.
Severus saß mit den beiden Soldaten um den Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer. Donatus trug einen neuen Verband.
„Wie fühlst du dich?“, fragte Severus.
„Das köstliche Abendessen hat mir neue Kräfte verliehen.“
Severus lachte.
Mehrere Öllampen und Kerzen brannten. Griffel und Wachstafeln, eine Schreibfeder auf einem Stapel Papyrusblätter und ein Gefäß mit Tinte auf dem Schreibtisch waren zur Seite geschoben, um Platz zu machen für den Inhalt von Tonys Rucksack. Daneben lagen sein Anorak und seine Sportschuhe und die Dinge, die sie aus den Taschen des Anoraks und seinen Hosentaschen genommen hatten.
Sie hatten jeden einzelnen Gegenstand ausgiebig untersucht und darüber gerätselt, wofür er wohl gebraucht wurde. Die Taschenlampe, das Schnappmesser, der Schlüsselbund, Geldmünzen, Schreibhefte und die Zündholzschachtel leuchteten ihnen ein. Mit dem Rest wussten sie nichts anzufangen.
„Er muss uns alles genau erklären und vorführen“, sagte Severus.
„Jedenfalls kleidet man sich seltsam in seiner Zeit und hat viele Dinge erfunden, die das Leben erleichtern“, sagte Bassus. „Zum Beispiel diese Flasche, sie ist durchsichtig wie Glas, dabei aber ganz leicht und stabil.“
„Ja, sehr praktisch“, bestätigte Severus.
„Ebenso diese Tasche, die man auf dem Rücken trägt, mit ihren vielen Verschlüssen.“
„Mir gefallen besonders die Schuhe“, sagte Donatus, „mit diesen dicken, biegsamen Sohlen.“
Severus nahm wieder das seltsame Ding mit den
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