Bassus (German Edition)
heiraten, nachdem sie das römische Bürgerrecht erworben haben.“
Wieder sah er zu Tony hinüber. Keine Reaktion.
Er redete einfach weiter: „Doch sie werden geduldet. Niemand erwartet ernsthaft, dass die Männer 25 Jahre lang abstinent leben.“
Sie bogen in die Straße ein, in der die Wohnung lag.
„Imperator Trajanus hat vor kurzem eingeführt, dass Soldaten nach 25 Jahren sogar den Dienst quittieren dürfen. Aber nur wenige machen davon Gebrauch.“
„Warum nicht?“, fragte Tony plötzlich.
Bassus war von der Frage so überrascht, dass er stehen blieb.
„Dann wären sie doch frei“, fuhr Tony fort.
Endlich, dachte Bassus erleichtert, Tony interessiert sich wieder.
„Sie empfinden den Militärdienst nicht als Gefangenschaft, Tony. Im Gegenteil. Sie sind stolz darauf, zu einer Elite des Imperiums zu gehören.“
Er wartete auf Widerspruch. Aber es kam nichts mehr. Dafür ging an einem lang gezogenen, einstöckigen Fachwerkhaus eine Tür auf, und ihr zukünftiger Vermieter winkte ihnen zu.
Decimus Julius Maius war ein Veteran der Ala und wohnte mit seiner germanischen Frau Lauba in der linken Hälfte des Hauses. Bassus und Tony sollten in die rechte Hälfte einziehen.
„Kommt herein und seht euch die Wohnung an“, sagte Lauba, die sich inzwischen zu ihrem Mann gesellt hatte.
Bassus betrat den Flur, Tony folgte. Maius öffnete eine weitere Tür, und sie betraten eine große Wohnküche mit einem offenen Herd. Dahinter ging es weiter in zwei Schlafkammern mit je einem Fenster. Durch das eine sah man auf die Straße, das andere führte auf den Hof. Das Fenster der Wohnküche zeigte ebenfalls zur Straße.
Zusammen mit Maius und Lauba sahen sie alles an. Dann ließen die beiden sie allein. Sie setzten sich an den Holztisch der Küche.
„Wie gefällt dir die Wohnung?“, fragte Bassus Tony.
„Gut.“ Dabei sah er auf die Tischplatte.
„In welchem der beiden Zimmer möchtest du schlafen?“
„Das ist mir egal, wie du möchtest.“
„Komm schon, Tony, du hast doch sonst immer zu allem eine eigene Meinung.“
„Es ist deine Wohnung, du entscheidest.“
„Es ist unsere Wohnung. Und ich möchte, dass du dich wohlfühlst.“
„Ich werde mich wohlfühlen.“
„Tony, bitte, du wirst hier mehr Zeit verbringen als ich. Denn du weißt, ich werde viel unterwegs sein.“
Tony kraulte Harpalos den Kopf.
„Kann ich dann das Zimmer mit der Abendsonne haben?“, fragte er schließlich schüchtern. „Wackeron und Morvran wollen mir medizinische Schriften mitgeben, damit ich abends noch darin lesen kann. Da hilft es, wenn es länger hell ist.“
Obwohl Bassus genau wusste, wo welche Himmelsrichtung war, spielte er den Ahnungslosen. „Klar. Wo ist denn hier eigentlich Osten und Westen?“
Jetzt blickte Tony auf. „Hier ist Osten, und da ist Westen“, sagte er und deutete.
„Das mit der Abendsonne ist dann dieses Zimmer, oder?“
„Sieht so aus.“
Kaum hatten sie wieder das warme Krankenzimmer im Valetudinarium betreten, kletterte Tony auf sein Bett. Er war kreidebleich.
Von Wackeron wusste Bassus, dass der Junge fast jede Nacht von Alpträumen gequält wurde und schweißgebadet aufwachte.
Es half nichts, das heikle Thema musste angeschnitten werden. Bassus wappnete sich innerlich. Es ging darum, dass er Tony nicht allein lassen wollte in der neuen Wohnung, wenn er auf seinen Kundschaftermissionen war. Er hatte sich genau überlegt, wie er Tony seinen Plan erläutern konnte, und jetzt hoffte er, dass es klappte.
„Tony, da ist noch etwas, das ich mit dir besprechen muss.“
Tony sah ihn höflich, aber ohne Interesse an.
„Natürlich sind wir beide selbst in der Lage, unsere Wohnung sauber zu halten und Essen zuzubereiten. Auch um unsere Kleider können wir uns selbst kümmern.“
Jetzt hatte er Tonys volle Aufmerksamkeit. Er schien alarmiert zu sein.
„Nach deiner furchtbaren Erfahrung mit Perpenna dachte ich, dass wir wenigstens einem armen Teufel helfen sollten.“
„Wie meinst du das?“, fragte Tony vorsichtig.
„Nun, es gibt nur eine legale Art, wie man jemandem helfen kann, der sich in den Händen eines Sklavenhändlers befindet.“ Er sah Tony fest in die Augen. „Indem man ihn kauft und gut behandelt.“ So, jetzt war es heraus.
Doch Tony überraschte ihn. Plötzlich waren seine Augen wach. „Können wir nur einen kaufen?“
Bassus verstand. „Im Moment können wir uns leider nur einen leisten.“
„Schade. Aber besser einer als gar
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