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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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ein einfacher Reiter. Und weil er kaum Bedürfnisse hatte und außer Orbiana nie jemand wirklich zu ihm gehört hatte, waren seine Ersparnisse inzwischen sogar zu einer beeindruckenden Summe angewachsen.
    Orbiana! Wie sehr er sie vermisste. Sie wäre auch mit diesem neuen, zerbrochenen Tony zurechtgekommen.
    „Hilf mir, Orbiana“, flüsterte er.
    Und nach langer Zeit fühlte er auf einmal wieder ihre Gegenwart. Aus seinem tiefsten Inneren glaubte er ihre Stimme zu hören: „Hör auf, dir Gedanken zu machen. Gib einfach dein Bestes. Alles andere wird sich fügen.“
    Ein heftiger Wind kam auf. Essensgerüche wehten ihm in die Nase. Sein Magen knurrte. Er wickelte sich in seinen Mantel und lief los. Nach wenigen Schritten blieb er jedoch wieder stehen und sah in den dunklen Himmel hinauf. Die schweren Flocken fielen auf sein Gesicht und schmolzen sofort. Bart und Kopfhaare waren nach wenigen Sekunden tropfnass. Er bemerkte es nicht. Er hatte eine Idee.
     
    Ungeduldig klopfte Bassus bei Fabius Pudens an die Tür. Inzwischen hatte er vergessen, dass er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Er klopfte noch einmal. Keine Antwort.
    Er ging zu seinem eigenen Contubernium. Seine Kameraden spielten vor der Feuerstelle ein Würfelspiel. Donatus sprang auf.
    „Du musst gleich wieder los. Der Imperator erwartet dich. Unser Decurio ist schon bei ihm.“
    Während Bassus die Via Praetoria hinaufeilte, hing er seinen Gedanken nach. Alles fügte sich gut. Gleich konnte er Pudens und Nerva Trajanus seine Idee mitteilen. Nein, keine Idee. Es war ein Entschluss. Und er kam eigentlich auch nicht so plötzlich. Seit Trajanus vor wenigen Wochen verkündet hatte, dass Soldaten bereits nach 25 Jahren Militärdienst in den Ruhestand gehen konnten, hatte er immer wieder mit dem Gedanken gespielt. Und jetzt war er sicher.
    Er würde den Militärdienst quittieren und für sich und Tony in der Siedlung neben dem Lager eine Wohnung mieten. Von dort konnte Tony jeden Morgen ins Lager gehen, um seine Ausbildung im Valetudinarium zu beginnen.
    Und er selbst? Er würde endlich das Leben leben, von dem er als junger Mann immer geträumt hatte. Er dachte an die große Truhe in der Waffenkammer seines Contuberniums. Wenn er eine eigene Wohnung hätte, könnte er den Inhalt dieser Truhe endlich auspacken und auf Regalen verteilen, so dass er immer danach greifen konnte. Er fühlte sich auf einmal leicht.
    Und wer weiß? Mit der Zeit würde Tonys Seele vielleicht heilen, und er würde wieder der aufmüpfige und an allem interessierte Junge werden, der er gewesen war.
     
    Die Wachen am Praetorium stellten ihre Lanzen wortlos senkrecht. Bassus nickte ihnen zu und trat ein.
    Nerva Trajanus, der Praefectus und Fabius Pudens erwarteten ihn im Arbeitszimmer und bedeuteten ihm, sich zu setzen. Die Männer sahen ernst aus.
    „Ich habe gehört, dass Tony aufgewacht ist“, begann Trajanus. „Das freut mich.“
    „Danke. Aber es wird sicher dauern, bis er sein Erlebnis überwunden hat.“
    Trajanus lächelte. „Da mache ich mir keine Sorgen. Er ist bei dir in den besten Händen.“
    Bassus wurde auf einmal klar, was für einen großen Schritt seine Entscheidung nach 27 Jahren Militärdienst bedeutete. Er holte tief Luft.
    „Imperator. Aufgrund der neuen Situation habe ich einen Entschluss gefasst“, begann er.
    Trajanus hob die Augenbrauen und sah ihn aufmerksam an. „Nur zu, Bassus“, ermunterte er ihn.
    „Ich möchte in den Ruhestand versetzt werden und mit Tony in eine Wohnung in der Siedlung ziehen.“
    Ihm war gar nicht in den Sinn gekommen, dass es Probleme geben könnte. Doch das nun folgende Schweigen machte ihn unsicher.
    „Spricht irgendetwas dagegen?“, fragte er.
    Trajanus hob die Hand und ließ sie wieder fallen. „Ausgerechnet jetzt ist kein guter Moment für dein Anliegen“, sagte er. „Wie du sicher weißt, steht in meinem Erlass auch, dass der Praefectus dem Antrag auf Entlassung zustimmen muss.“
    „Natürlich weiß ich das.“
    „Das heißt, er kann den Antrag ablehnen, wenn der betreffende Soldat Fähigkeiten hat, die noch gebraucht werden.“
    „Ja, sicher“, antwortete Bassus zögernd und wartete gespannt ab.
    Er musste Trajanus entgegenkommen, denn der hatte sich weit über alle Verpflichtungen hinaus für ihn und Tony eingesetzt.
    „Es gab gestern Nacht wieder einen Überfall auf ein Gut“, erklärte Trajanus. „Alle Bewohner wurden getötet, auch die Frauen und Kinder. Sogar das Vieh. Danach wurde alles

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