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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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angezündet.“
    Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, und Bassus war wieder Soldat. Sofort fragte er: „Das heißt, es gibt einen Kopf hinter diesen Überfällen, der noch immer sein Unwesen treibt?“
    „So ist es.“
    „Dann war er beim Überfall auf das Gut von Severus nicht dabei. Uns ist niemand entkommen.“
    Jetzt mischte sich der Praefectus ein. „Was ist das für ein Germane, der nicht selbst an den Überfällen teilnimmt, die er befiehlt?“
    Pudens führte den Gedanken fort: „Und der als Anführer respektiert wird, obwohl er selbst nicht kämpft?“
    „Auf jeden Fall muss er ein außergewöhnlich fähiger Mann sein“, sagte Trajanus, „wenn auch mit einem unbändigen Hass auf alles, was römisch ist. Hast du eine mögliche Erklärung dafür?“
    Bassus schüttelte den Kopf. „Wenn  uns ein Germane vor 20 oder 30 Jahren gehasst hätte, hätte ich es verstehen können. Aber nicht jetzt, nicht in diesen Zeiten.“
    „Vielleicht ist es etwas Persönliches“, vermutete Trajanus.
    Wieder schüttelte Bassus den Kopf. „Dann hätten wir zumindest Gerüchte gehört.“
    „Nun, wie dem auch sei“, fasste Trajanus zusammen, „wir müssen ihm auf die Spur kommen. Und da du unser bester Explorator bist, haben wir beschlossen, dir diese Aufgabe zu übertragen.“
    Bassus wusste: Wenn es nicht bald gelang, diesen raubenden und mordenden Germanen aufzuspüren, würden sie Strafexpeditionen durchführen. Und dann konnte es entlang des Rheins bald wieder vorbei sein mit den guten Beziehungen zwischen Römern und Germanen.
    „Gut. Was soll ich tun?“
    Trajanus sah den Praefectus an und neigte kurz den Kopf. „Du bist der Kommandeur dieser Ala.“
    Auch der Praefectus neigte den Kopf, jedoch länger und ehrerbietiger.
    Dann sagte er: „Dein Vorschlag, mit Tony in der Siedlung zu wohnen, ist gar nicht so schlecht. Du könntest dich von dort aus viel besser umhören. Und wenn du nicht gerade selbst mit Donatus unterwegs bist, kannst du tagsüber hier im Lager neue Exploratores ausbilden.“
    Der Praefectus stand auf, und auch Bassus stand stramm.
    „Dies ist daher mein Befehl, Titus Flavius Bassus: Du stehst nach wie vor als Explorator im Dienst der Ala Noricorum. Aber sobald es Tony besser geht, ziehst du mit ihm in die Siedlung.“

                                                            IX        
     
    Harpalos lief vorne. Er schien sich darauf zu freuen, die neue Wohnung besichtigen zu dürfen. Tony und Bassus folgten ihm etwas langsamer, denn es war sehr glatt.
    Bassus zog seinen Mantel noch enger um sich. Es war bitterkalt. Bei jedem Schritt knirschte der gefrorene Schnee unter den Sohlen seiner Caligae. Die dicken Filzsocken, an die er sich jeden Winter von Neuem gewöhnen musste, scheuerten noch an seinen Schienbeinen.
    Tony schien dieses Problem nicht zu haben. Er stapfte in seinen neuen Fellstiefeln stoisch neben ihm her. Bassus hatte sie erst gestern gekauft, genau wie die langärmelige Wolltunika und die warmen Hosen mit den langen Beinen. Und er hatte sich gefreut: Dies ist also mein neues Leben. Ich sorge dafür, dass ein dreizehnjähriger Junge warm angezogen ist und ein Dach über dem Kopf hat. Und der Junge spricht kaum mit mir.
    Er versuchte es noch einmal:„Du wunderst dich sicher darüber, dass in dieser kleinen Siedlung so viele Menschen aus allen Teilen des Imperiums leben? Man würde doch eigentlich erwarten, dass es hier nur Germanen und Kelten gibt, nicht wahr?“
    Aber Tony blickte nicht einmal auf, sondern starrte auf den Boden vor seinen Füßen.
    „Hast du gehört, was ich gerade gesagt habe?“
    Jetzt sah der Junge ihn an. Sein Blick war jedoch so stumpf, dass es Bassus das Herz zusammenzog.
    „Du hast gesagt, dass hier neben Germanen und Kelten Menschen aus allen Regionen des Imperiums leben“, wiederholte Tony mechanisch. Und sofort wandte er sich wieder dem schneebedeckten Boden zu.
    Aber wenigstens schien er zuzuhören. Diese Siedlung würde schließlich sein neues Zuhause sein. Es gab so viele Dinge, die Bassus ihm erzählen wollte, damit Tony begriff, mit was für einem Menschenschlag er es hier zu tun hatte.
    „Viele von ihnen sind Angehörige von Reitern der Ala. Manche der Frauen und Kinder sind den Soldaten sogar aus so weit entfernten Gegenden wie Asia oder Afrika hierher gefolgt. Sie sind keine legalen Familien, denn Soldaten dürfen erst nach 25 Jahren Militärdienst offiziell

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