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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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Durnomagus, als er Tony peinlicherweise Unterwäsche kaufte und darauf bestand, dass er genau die Sachen trug, die er ihm ausgesucht hatte. Angeblich waren sie wärmer als diejenigen, die Tony gefallen hätten.
    Außerdem hatte Bassus außerhalb der Armee keine Interessen. Wenn nicht gerade seine Freunde zu Gast waren, verbrachte er seine Freizeit meistens in Tavernen.
    Die meisten Soldaten konnten nicht einmal lesen oder schreiben. Und sicher traf das auch auf Bassus zu. Es machte deshalb keinen Sinn, mit ihm über naturwissenschaftliche oder gar philosophische Fragen zu diskutieren.
    Auch über das Medaillon sprachen sie nicht mehr. Seit Tony es zurückbekommen hatte, trug er es wieder Tag und Nacht. Nie wieder sollte es ihm jemand wegnehmen können! Denn in der Römerzeit hielt ihn nichts . Selbst seine Ausbildung als Arzt nicht.
    Daran war vor allem die Tatsache schuld, dass es die Sklaverei gab. Bassus behandelte Micon zwar wie ein Familienmitglied, aber es war nur eine Frage des Glücks, ob ein Sklave einen humanen Herrn fand. Sklaven hatten kein Recht auf eine gute Behandlung. Ihr Herr oder ihre Herrin durfte sie unbehelligt quälen oder gar töten - genau wie Väter ihre Kinder.
     
    Windböen peitschten Eisregen an das kleine Fenster, dessen dickes Glas die Umgebung draußen nur verzerrt darstellte. Micon und Bassus hatten die Ritzen im Rahmen zwar mit Wolle abgedichtet, aber trotzdem zog es. Leider half die frische Luft nicht, den Leichengeruch zu vertreiben, den er immer noch ständig in der Nase hatte. Und das trotz der Duftsäckchen auf seinem Kopfkissen, die Morvran regelmäßig für ihn herstellte.
    Aber eigentlich hatte er sie Bassus zu verdanken. Eines Abends hatte Bassus auf dem Nachhauseweg vom Lager gefragt: „Tony, hast du manchmal das Gefühl, den Geruch aus Perpennas Verlies immer noch zu riechen?“
    Tony war erleichtert gewesen, dass er darüber sprechen konnte, ohne das Thema von sich aus anschneiden zu müssen, und gab es sofort zu: „Nicht nur manchmal. Die ganze Zeit.“
    Danach hatte Bassus mit Wackeron und Morvran gesprochen. Das Ergebnis waren die Duftsäckchen.
    Ja, seltsam, dass dies ausgerechnet Bassus aufgefallen war und nicht Wackeron oder Morvran, die doch viel mehr Zeit mit ihm verbrachten. Andererseits, Bassus war Kundschafter. Er hatte eben gelernt, alles sehr genau zu beobachten.
    Im tiefsten Inneren war Tony davon überzeugt, dass er den Leichengeruch erst dann loswerden würde, wenn er wieder in seiner eigenen Zeit war. Auch dafür war es deshalb wichtig, dass er zurückkehrte.
    Vor allem jedoch musste er Roland zur Strecke bringen. Das war der einzige Sinn, den sein Leben hatte.
    Oft hatte er nachts von ihm geträumt, und jedes Mal hatte Roland sich in Perpenna verwandelt. Gegen den Sklavenhändler konnte niemand etwas unternehmen, aber Roland durfte nicht ungestraft davonkommen.
    Tony wickelte sich noch fester in seine Wolldecke. Das war kein Wetter, um sich im Freien aufzuhalten. Trotzdem musste Bassus heute Nacht zusammen mit Donatus wieder zu einem Kundschaftergang aufbrechen. Da es noch keine Brücke über den Rhein gab, würden sie mitten in der Nacht von einem Boot der Flotte hinübergerudert werden. Tony war froh, dass er kein kämpfender Soldat, sondern Arzt werden würde. Und gut, dass er seine Schriftrolle hatte. Endlich gelang es ihm, sich in den Text zu versenken.
    Später hörte Tony draußen jemanden rufen. Als er einen Sichtfleck in die Eisblumen am Fenster gehaucht hatte, konnte er den vermummten Donatus sehen, der mit einer Fackel in der Hand auf seinem Pferd saß. Neben ihm warteten Bassus‘ Pferd Teres und ein Packpferd. Es schneite heftig. Tony winkte. Die vermummte Gestalt winkte zurück.
    Fast wäre er über seine Wolldecke gestolpert, als er zur Tür lief. „Bassus!“ rief er, „Donatus ist da!“
    Bassus war erst kurz vorher nach Hause gekommen. Er roch noch immer nach Taverne, nach Holzfeuer und verkochtem Eintopf. Wie Donatus trug er mehrere Lagen von Kleidungsstücken und einen Umhang aus Fell. Aber es war klar, dass die beiden bald völlig durchnässt sein würden.
    „Selbst bei diesem Wetter?“, fragte Tony.
    „Wir haben unsere Befehle.“
    „Ihr werdet eine Lungenentzündung bekommen.“
    Bassus lächelte. „Es ist doch ein angehender Arzt im Haus, so viel ich weiß.“
    „Und er meint, dass ihr hier bleiben solltet.“
    Bassus wandte sich zum Gehen. „Vale, Tony.“
    „Vale, Bassus.“
    Kurz danach schloss Micon die Haustür

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