Bassus (German Edition)
Gebrauch von Schröpfköpfen. Wieder betrachtete er sie misstrauisch. Sie waren die Antwort auf schmerzende Muskeln oder Gelenke, unter denen fast alle Soldaten mit zunehmendem Alter litten.
Sie wurden aber auch in allen Fällen eingesetzt, in denen Wackeron und Morvran nicht identifizieren konnten, was genau dem Patienten eigentlich fehlte. Mal wurde die Haut dabei aufgeritzt, mal nicht.
Tony hatte längst den Überblick darüber verloren, wie oft er inzwischen mit einem glimmenden Docht ein Vakuum im Glas erzeugt, es dann aufgesetzt und zugesehen hatte, wie die Haut angesogen wurde. Mit krebsroten Flecken, aber ansonsten glücklich, zogen die Patienten danach wieder von dannen. Hier ließen Morvran und Wackeron nicht mit sich reden.
„Es reinigt den Körper. Die Säfte werden wieder ins Gleichgewicht gebracht.“
„Was für Säfte denn?“
„Nun, Blut, Schleim und die schwarze und die weiße Gallenflüssigkeit.“
So ein Quatsch.
Am Nachmittag waren seine Schmerzen so stark, dass Tony nicht einmal mehr den Kopf zur Seite drehen konnte. Er machte sich jetzt ernsthafte Sorgen, dass er zum Krüppel werden könnte. In dieser Verfassung würde er jedenfalls nicht mehr zu seiner alten Kampfsportform zurückfinden. Er fühlte sich, als wäre er vierzig, nein, achtzig Jahre alt, anstatt vierzehn. Ja, inzwischen musste er vierzehn geworden sein. Sie hatten sich jedenfalls auf einen Tag geeinigt, und Bassus hatte dafür gesorgt, dass gefeiert wurde. Lauba hatte ihm sogar einen Kuchen gebacken.
Diese verdammten Schmerzen.
Schließlich gab er nach. „Morvran, es geht nicht mehr.“
„Und was schlägst du vor?“
„Du weißt schon.“
„Sprich es aus, ich will es hören.“
Tony holte tief Luft und murmelte: „Bitte lege mir die blöden Schröpfköpfe an.“
Morvran lächelte, verkniff sich aber eine Bemerkung. Flink stülpte er mehrere von den Dingern auf Tonys Nacken und Rücken.
Nach dem Schröpfen rieb Morvran ihn noch mit ätherischen Ölen ein und massierte ihn, indem er mit dem Daumen auf bestimmte Stellen drückte. Tony staunte. Die Schmerzen waren noch nicht ganz weg, aber er fühlte sich bedeutend besser. Und vor allem: Er konnte sich wieder bewegen.
Mehrere Tage später trainierte er mit Bassus und Donatus in einem der Gymnastikräume der Ala. Es gab zwar keine Fahrräder oder Crosstrainer mit Pulsmessern, aber Recks, Barren, Holzpferde und Hanteln und verschiedene Seile mit Schlingen oder Knoten.
Donatus zog sich immer wieder an einem Reck hoch, während Bassus auf einer Holzbank auf dem Rücken lag und mit schweren Hanteln in den Händen Rückenübungen machte. Wenn sie im Lager waren, betrieben sie wie alle Soldaten der Ala in ihrer Freizeit Gymnastik und Bodybuilding. Und das, obwohl alle Soldaten im Dienst bereits ein beeindruckendes Sportprogramm absolvierten. Wer neu zu einer Ala kam und noch nicht reiten konnte, musste erst monatelang an einem gesattelten Holzpferd üben, wie man von allen Seiten hinauf- und hinuntersprang und sich mit Schild und Schwert gegen bewaffnete Gegner verteidigte, die Pferd und Reiter umringten. Und für den Fall, dass sie ihr Pferd verlassen mussten, übten sie den Kampf Mann gegen Mann auch zu Boden. Den größten Teil ihrer Zeit verbrachten die Reiter jedoch auf dem Rücken der echten Tiere. In der überdachten Reithalle in den Principia oder auf dem Campus außerhalb lernten sie Kampftechniken und das Reiten in kunstvollen Formationen. Und im freien, unwegsamen Gelände übten sie, steile Berghänge schnell hinauf- und wieder hinabzureiten, Hindernisse zu überspringen und auf dem Rücken der Pferde durch Flüsse zu schwimmen. Sie waren mit ihren kleinen, aber kräftigen und flinken Tieren wie verwachsen.
Und für die Pferde standen, genau wie für die Reiter, exzellente Ärzte zur Verfügung, mit denen Wackeron und Morvran sich manchmal berieten.
Etwas neidisch sah Tony zu Bassus auf seiner Bank hinüber. Kein Wunder, dass der fast nur aus Muskeln bestand. Wenn er nicht wie fast alle Reiter einen kurz geschnittenen Vollbart tragen würde, würde er noch recht jung aussehen. Aber mit dem Bart, der grauer war als die Haare auf seinem Kopf, wirkte Bassus bedeutend älter.
In zwei bis drei Monaten wollte Tony genauso durchtrainiert sein. Als er mit einem schweren Seil zu hüpfen begann, lachte Donatus.
„Wofür ist es denn sonst?“, fragte Tony beleidigt.
Ein Reitersoldat kam und packte ein Ende des Seils.
„Dafür. Halte es gut
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