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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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hier?“
    „Er gilt als äußerst zuverlässig. Außerdem brauchen wir zumindest einige Exploratores, die in der Kultur der Germanen zu Hause sind.“
    „Aber Donatus ist ein römischer Name.“
    „Er hat einfach seinen germanischen Namen ins Lateinische übersetzt.“
    Tonys Gedanken überschlugen sich. Wie hielt Donatus es nur aus, an einer Strafaktion gegen seine eigenen Leute teilzunehmen? Und umgekehrt, wie hielten seine römischen Kameraden es aus, dass ein Germane zu ihnen gehörte, dessen Stammesgenossen ihre Kameraden gequält hatten?
    Als hätte Bassus seine Gedanken erraten, fuhr er fort: „Tony, du musst bedenken, dass die meisten Reitersoldaten keine Römer sind. Nur der Praefectus und die höheren Offiziere sind Römer, der Rest, selbst die meisten Decurionen, stammen aus Regionen, die von den Römern erobert wurden.“
    Tony erinnerte sich wieder an den Sklaven, der ihm auf dem Gut von Severus den Namen von Bassus’ Pferd Teres erklärt hatte.
    „Du bist auch kein Römer?“
    „Ich bin inzwischen römischer Bürger.“
    „Aber du bist kein Römer?“
    „Ich stamme aus Thrakien.“
    „Wo liegt das?“
    „Nördlich von Griechenland. Und es war einmal ein freies Land.“
    Zum ersten Mal sah Tony Bassus mit wirklichem Interesse an. „Wie hältst du es aus, dein Leben für Rom aufs Spiel zu setzen?“
    „Darüber werden wir uns ein anderes Mal unterhalten.“ Abrupt stand Bassus auf.
    Tony war klar, mehr würde er jetzt nicht erfahren. Aber das musste noch heraus: „Ich verstehe nicht, wie jemand sich überhaupt dazu entschließen kann, Soldat zu werden und ganze Dörfer abzuschlachten.“
    Bassus verschwand in seinem Zimmer.
     
    Am nächsten Morgen war Tony noch immer verstört. Schweigend aß er sein Frühstück.
    Bassus war ihm noch nie so fremd gewesen. Und doch waren er und die Ala Noricorum der einzige Schutz, den er hatte. Und dass er diesen Schutz brauchte, hatte er weiß Gott bitter erfahren müssen. Gleichzeitig wehrte er sich gegen diesen Gedanken. Und das konnte er nur tun, indem er sich weigerte, irgendwelche Gefühle für Bassus zu entwickeln.
    Tony stand auf. Wie sollte er sich auch einem Mann nahe fühlen, der unschuldige Menschen tötete oder in die Sklaverei schickte?
    Nach dem Frühstück ging er wie jeden Morgen, wenn Bassus nicht als Kundschafter unterwegs war, mit ihm zusammen zum Lager.
    Aber da war noch etwas, das ihn beschäftigte. Es hing mit den Brandwunden der beiden Kundschafter und dem Gespräch vom gestrigen Abend zusammen. Was war es nur? Plötzlich fiel es ihm ein: Der germanische Krieger mit der Narbe!
    Sofort fragte er Bassus: „War unter den Germanen, die beim Überfall auf Severus‘ Gut umgekommen sind, auch einer mit einer großen Brandnarbe im Gesicht?“
    Bassus blieb wie versteinert stehen. „Wie kommst du darauf?“
    „Er war einer der Männer, die ich auf dem Rückweg vom keltischen Dorf gesehen habe. Ich hatte den Eindruck, dass er der Anführer war. Müssen wir nicht weitergehen?“
    „Hast du mit Severus darüber gesprochen?“
    „Ich habe bis eben nicht mehr an ihn gedacht. Ich hatte angenommen, dass er getötet wurde.“
    „Wie alt war der Mann etwa?“, fragte Bassus.
    „Mhm, vielleicht vierzig.“
    Etwa zweihundert Meter hinter der Porta Praetoria lag die Stelle, an der sie sich sonst immer trennten. Dort bog Bassus zum Morgenappell ab, und Tony lief weiter zum Valetudinarium. Aber jetzt blieb Bassus wieder stehen.
    „Bitte beschreibe mir den Mann noch einmal, so genau du kannst.“
    Tony war selbst überrascht, an wie viele Details er sich nach der langen Zeit noch erinnern konnte. Bassus wurde immer unruhiger.
    „War der Mann nicht unter den Germanen, die wir getötet haben?“
    „Nein.“
    „Weißt du etwa, wer er ist?“, fragte Tony.
    Bassus schüttelte den Kopf. „Es kann einfach nicht sein.“
    „Was kann nicht sein?“
    Auf einmal hatte Bassus es sehr eilig und wandte sich zum Gehen. „Bis heute Abend.“
    Verdutzt sah Tony ihm hinterher.
     
    Zwei Wochen später stieß er vor dem Valetudinarium auf eine Gruppe hoch gewachsener Legionäre mit blitzblank polierten Brustpanzern aus Metall und Federbüschen auf den Helmen. Drinnen traf er einen weiteren Legionär an, einen ebenfalls sehr großen, schlanken Mann mit breiten Schultern. Er kam gerade mit Morvran aus dem Krankenzimmer, in dem die beiden verletzten Kundschafter lagen. Seine wachen, intelligenten Augen entdeckten Tony sofort und musterten ihn kurz. Der Mann

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