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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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Reitersoldaten. Und auf dem Tisch lag eine nackte Gestalt. Wackeron war über sie gebeugt und versorgte ihre Wunden. Wie unter Zwang ging Tony auf den Tisch zu. Aber Morvran trat ihm in den Weg. Sanft nahm er ihn bei den Schultern und dirigierte ihn zu einem Hocker.
    „Es ist Donatus“, raunte er ihm zu. „Er hat sehr viel Blut verloren. Seine Kameraden beten für seine Rettung.“
    Tony war, als würde sein Inneres zu Eis werden.
    „Und Bassus?“, fragte er.
    „Von ihm fehlt jede Spur.“
    „Aber da draußen steht Teres.“
    „Wir fanden ihn bei Donatus und dessen Pferd.“
    „Bassus und Donatus waren nicht zusammen?“
    „Sie wurden getrennt. Wir wissen nicht, wohin sie Bassus verschleppt haben.“
    „Er lebt also noch?“
    Morvran zögerte einen Moment. „Die Ala wird alles unternehmen, um ihn zurückzubringen“, sagte er. Dann sah er Tony genauer an. „Möchtest du, dass ich dir ein stärkendes Getränk braue?“, fragte er besorgt.
    Tony schüttelte den Kopf.
    „Möchtest du dich einen Moment hinlegen?“ Morvrans Stimme kam auf einmal von sehr weit her.
    „Nein, ich ...“
    Dann wurde es schwarz.
    Später entdeckte er in der Ferne eine schwach beleuchtete Türöffnung und ging darauf zu.
    Lieblicher Gesang kam ihm entgegen. Oder war es das Geräusch des Windes, der auf einmal von dort herwehte und an seinen Kleidern zerrte? Tony hielt sich mit beiden Händen an den Türpfosten fest. Er wollte nicht in den Sog dieses Windes geraten. Nicht so schnell jedenfalls.
    Er musste zuerst nachdenken.
    Wollte er wirklich dorthin? Während er noch überlegte und seine Finger immer fester in die Türpfosten krallen musste, packte ihn jemand von hinten um die Taille und zog ihn zurück, Millimeter für Millimeter. Die Person besaß ungeheure Kräfte. Tony half ihr, indem auch er sich gegen den Sog stemmte. Als sie einige Meter zurückgelegt hatten, schloss sich zwischen den Pfosten plötzlich mit dumpfem Knall eine eiserne Tür. Augenblicklich hörte der Sog auf. Und gleich danach verschwand auch die Tür. Es war wieder schwarz.
    Auf seinem alten Krankenbett kam er zu sich. Er war so müde, dass er nicht einmal mehr die Hand heben konnte. Morvran stand vor ihm. Noch nie war er Tony so erhaben vorgekommen.
    „Warum hast du mich nicht gehen lassen?“
    Morvrans unergründliche Gletscheraugen sahen ihn seltsam unberührt an.
    „Weil deine Reise noch nicht zu Ende ist, Tony. Noch lange nicht.“
    „Ich kann nicht mehr.“
    Morvran setzte einen Becher mit heißer Brühe an seine Lippen. „Trink.“
    Das Zeug schmeckte bitter, doch er spürte, wie mit jedem Schluck, der seine Kehle hinunterrann, neue Stärke zurückkehrte.
    „Ihr glaubt, dass Bassus tot ist, nicht wahr?“
    Morvran ließ sich Zeit. Dann sagte er: „Bevor sie Donatus an den anderen Ort brachten, hat er gesehen, wie sie Bassus zur einer Hinrichtungsstätte führten.“
    Tony klammerte sich an die Wolldecke. „Was haben sie mit ihm gemacht?“
    „Das möchtest du nicht wissen, glaube mir.“
    „Ich muss es wissen. Bitte.“
    „Sie haben sich bei Bassus für einen langsamen und qualvollen Tod entschieden.“
    Oh Gott, nein!
    „Und Donatus hat dabei zugesehen?“
    „Er hat gesehen, wie sie damit anfingen. Dann haben sie Donatus an einen anderen Ort gebracht.“
    Tonys Herz schlug schneller. „Das muss nicht heißen, dass sie die Sache auch durchgezogen haben.“
    Morvran schwieg.
    Tony rappelte sich auf.
    „Wo willst du hin?“, fragte Morvran.
    „Ich muss nach Hause zu Micon. Er macht sich Sorgen.“
     
    Micons Hände zitterten. „Wenn sie begonnen haben, den Herrn zu töten, warum sollten sie damit wieder aufgehört haben?“
    Tony betrachtete seine eigenen Hände und sah zu seiner Überraschung, dass sie ebenfalls zitterten. Er konzentrierte sich. Das Zittern hörte auf.
    „Sie könnten unterbrochen worden sein. Oder sie wollten ihn nur foltern, um ihm Informationen zu entlocken.“
    Aber Micon schien seine Worte nicht gehört zu haben. „Er ist tot“, klagte er.
    Tony wusste selbst nicht, warum er auf einmal so wütend wurde. „Jedenfalls geht auch die Ala davon aus, dass er noch leben könnte, und unternimmt alles in ihrer Macht Stehende, um ihn zu finden.“
    „Natürlich tun sie das. Aber nicht, weil sie glauben, dass er noch lebt. Sie wollen seine Leiche zurückbringen, damit er in Ehren bestattet werden kann.“
    „Das wäre doch auch schon etwas“, murmelte Tony, „dann hätten wir wenigstens Gewissheit.“
    Micons

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