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Bastard

Bastard

Titel: Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ihr. »Wäre in diesem Fall nicht anzunehmen, dass der Betreffende die vom Kopfhörer aufgezeichneten Videos per Fernbedienung gelöscht oder sie wenigstens von Festplatte und SD-Karte beseitigt hätte? Würde so ein Mensch nicht sichergehen wollen, dass wir die Aufnahmen nicht finden, anstatt uns die Anhaltspunkte frei Haus zu liefern?«
    »Kommt drauf an.« Lucy umfasst einen Griff am Rumpf, steckt die Fußspitze in eine eingebaute Stufe und klettert hinauf.

    »Wenn du die Täterin wärst?«, beharre ich.
    »Wenn ich die Täterin wäre?« Sie löst Schließen und Bolzen und öffnet eine Luke in der leichten Außenhaut aus Aluminium. »Solange ich sicher sein kann, dass nichts Wichtiges oder Belastendes aufgenommen wurde, würde ich nichts löschen.« Mit einer kleinen, aber starken SureFire-Taschenlampe untersucht sie Motor und Aufhängung.
    »Warum nicht?«
    Ehe sie antworten kann, nähert sich Marino. »Ich geh noch mal verschwinden«, sagt er zu niemandem im Besonderen. »Wenn sonst noch jemand muss, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt. « Als ob er der Chefsteward wäre, der uns daran erinnert, dass es im Helikopter keine Toilette gibt. Offenbar möchte er bei mir um gut Wetter bitten.
    »Danke, alles bestens«, antworte ich ihm. Er überquert die Rampe und kehrt zum Terminal zurück.
    »Wenn ich die Täterin wäre, hätte ich nach dem Tod des Mannes Folgendes getan.« Lucy lässt den grellen Lichtstrahl weiter über Schläuche und Kabel gleiten und vergewissert sich, dass nichts locker oder beschädigt ist. »Ich hätte die Videos sofort heruntergeladen, indem ich mich in die Webcam einlogge. Und falls ich nichts Besorgniserregendes entdeckt hätte, hätte ich alles gelassen, wie es ist.«
    Sie klettert noch ein Stück höher, um Hauptrotor, Mast und Taumelscheibe zu untersuchen. Ich warte, bis sie wieder unten ist. »Warum?«, frage ich dann.
    »Überleg mal.«
    Ich umrunde mit ihr den Helikopter, damit sie auf der anderen Seite hinaufsteigen und nach dem Rechten sehen kann. Sie scheint meine Fragen beinahe komisch zu finden, so als läge die Antwort auf der Hand.
    »Wenn die Videos nach dem Tod des Opfers gelöscht werden, heißt das, dass wir es ganz sicher mit einem Verbrechen
zu tun haben, richtig?«, stellt sie fest und leuchtet sorgfältig unter die Haube.
    Danach springt sie hinunter auf die Rampe.
    »Natürlich hat er die Filme nach seinem Tod nicht selbst löschen können«, meine ich erst jetzt, denn ich möchte sie nicht ablenken, damit sie sich beim Herumklettern auf dem Helikopter, insbesondere in der Nähe des Rotormasts, nicht noch verletzt. »Und deshalb würdest du die Videos nicht anrühren, falls du den Mann ausspioniert hättest und wüsstest, dass er tot ist oder dass du ihn selbst umgebracht hast.«
    »Wenn ich ihn ausspioniert und verfolgt hätte, um ihn zu töten? Nein, natürlich nicht. Ich würde die letzten Videoaufnahmen auf der Festplatte belassen. Und den Kopfhörer würde ich auch nicht vom Tatort entfernen.« Wieder leuchtet sie mit der starken Taschenlampe den Rumpf ab. »Denn sicher haben ihn Leute im Park oder auf dem Weg dorthin mit dem Kopfhörer gesehen, weshalb man sich fragen würde, wo das Ding jetzt steckt. Es ist nämlich ziemlich groß und auffällig. «
    Wir gehen um die Nase des Helikopters herum.
    »Außerdem müsste ich mit dem Kopfhörer auch das Satellitenradio mitnehmen. Dazu wäre ich gezwungen, in seiner Jackentasche herumzuwühlen, um es herauszuholen. Das kostet Zeit und ist recht aufwendig, wenn er am Boden liegt. Und ich würde riskieren, dass mich jemand dabei beobachtet. Und was ist mit den älteren Dateien, die irgendwo gespeichert sind, vorausgesetzt, er wurde bereits seit einer Weile ausspioniert? Wie würden wir es uns erklären, wenn wir zu Hause auf seinem Computer oder auf einem Server Videos fänden, es jedoch nirgends ein Aufnahmegerät gibt? Kennst du den Spruch?« Sie öffnet eine Wartungsluke über dem Pitotrohr und leuchtet hinein. »Jedes Verbrechen zieht ein zweites nach sich. Auf die Tat selbst folgt der Versuch, sie zu vertuschen.
Also ist es klüger, Kopfhörer und Videodateien nicht anzurühren und die Polizei oder Leute wie dich und mich in dem Glauben zu wiegen, er habe sich selbst gefilmt, was ja auch Marino annimmt. Doch ich bezweifle es.«
    Sie schließt die Batterie wieder an. Ihre Begründung, warum sie sie abklemmt, sobald sie den Helikopter, ganz gleich wie lange, aus den Augen lässt, lautet, dass jemand ins Cockpit

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