Bastard
andeuten, der Nanosprengstoff könnte dem Toten von einem Flybot verabreicht worden sein? Befürchtest du, der oder die abtrünnigen Wissenschaftler hätten so etwas getan?«
»Transportieren und auslösen. Nanosprengstoffe, Drogen, Gifte. Wie ich bereits sagte, sind, was die Fähigkeiten dieses Roboters anbelangt, deiner Phantasie keine Grenzen gesetzt. «
»Ich brauche die Aufnahmen der Überwachungskameras, auf denen zu sehen ist, wie Blut aus dem Leichensack austritt. « Ich suche die Dateien in meinem Computer. »Ich muss mich deshalb doch nicht an Ron wenden, oder?«
Lucy umrundet den Schreibtisch und tippt ihr Systemadministrator-Passwort in meine Tastatur ein. Nun habe ich uneingeschränkten Zugang zu meinem Königreich.
»Ein Kinderspiel.« Sie betätigt eine Taste, um eine Datei zu öffnen.
»Niemand kann ohne dein Wissen an meine Dateien heran.«
»Nicht im Cyberspace. Allerdings habe ich nicht die Möglichkeit, festzustellen, ob jemand in der wirklichen Welt in deine Privatsphäre eingedrungen ist, insbesondere da ich nicht die ganze Zeit hier oben bin. Genau genommen sogar meistens nicht, weil ich, wenn möglich, von außerhalb arbeite«, erklärt sie. Doch ich bin nicht sicher, ob ich ihr die Ahnungslosigkeit abnehme.
Offen gestanden, glaube ich ihr kein Wort.
»Aber auf deine passwortgeschützten Dateien hat niemand Zugriff«, fährt sie fort, was ich ihr wiederum glaube. Lucy würde so etwas niemals zulassen. »An die Kameras kommst du von überall heran. Selbst von deinem iPhone aus, wenn
du das möchtest. Du brauchst nur einen Internetzugang. Ich habe das hier vorhin entdeckt und gesichert. 17 Uhr 42. Um diese Zeit wurde die Nahaufnahme von einer Überwachungskamera in der Anlieferungszone gemacht.«
Sie klickt auf Play und stellt den Ton lauter. Ich beobachte, wie zwei Mitarbeiter in Winterjacken einen Rollwagen mit einem schwarzen Leichensack darauf über den grau gekachelten Flur im Erdgeschoss schieben.
Räder klappern, als sie den Wagen vor der Kühlkammer abstellen. Nun sehe ich auch Janelle, gedrungen, mit kurzem, braunem Haar, ziemlich durchsetzungsfähig und, wenn ich mich recht entsinne, mit erstaunlich vielen Tätowierungen verziert. Fielding hat sie eingestellt.
Janelle öffnet die massive Tür aus Edelstahl. Ich höre einen zischenden Luftstrom.
»Legen Sie ihn …« Sie zeigt mit dem Finger. Ich stelle fest, dass sie ihre Jacke anhat. Die Jacke ist dunkel, auf der Rückseite prangt das Wort FORENSIK in großen grellgelben Buchstaben. Sie trägt Tatortkleidung, einschließlich einer Baseballkappe mit der Aufschrift CFC, so als wollte sie gleich hinaus in die Kälte oder käme gerade von dort.
»Auf die Bahre dort?«, fragt der Fahrer, während er und sein Kollege den Leichensack vom Rollwagen heben. Der Sack biegt sich beim Tragen durch, denn die Leiche darin ist so beweglich wie ein Lebender. »Scheiße, er tropft. Verdammt. Hoffentlich hat er kein Aids oder so was. Auf meine Hose und auf die Schuhe. Mist.«
»Die untere.« Janelle lotst sie zu einer Bahre in der Kühlkammer. Sie macht Platz, ohne sich um das Blut zu kümmern, das aus dem Leichensack rinnt und Flecken auf dem grauen Boden hinterlässt. Offenbar bemerkt sie es gar nicht.
»Janelle die Große«, merkt Lucy an, als das Video unvermittelt stoppt.
»Hast du das Dienstbuch da?« Ich möchte gern nachschauen, wann die Ermittlerin – sprich: Janelle – gestern zur Arbeit erschienen und wieder gegangen ist. »Anscheinend war sie am Abend zum Dienst eingeteilt.«
»Das fleißige Bienchen hat am Sonntag Doppelschicht geschoben«, erwidert Lucy. »Sie hat Randy vertreten, der eigentlich am Wochenende Spätdienst hatte, sich aber krankgemeldet hat. Was heißt, dass er zu Hause geblieben ist, um Football zu sehen.«
»Hoffentlich nicht.«
»Und jetzt ist der liebe Randy wegen des Wetters nicht hier. Angeblich ist er zu Hause auf Bereitschaft. Muss nett sein, einen Geländewagen mit nach Hause nehmen zu dürfen und dafür bezahlt zu werden, dort herumzusitzen«, fährt Lucy fort. Ich höre Verachtung aus ihrem scharfen Ton heraus und erkenne sie auch in ihrer versteinerten Miene. »Ich denke, da steht dir ein gutes Stück Arbeit bevor. Vorausgesetzt, dass du es dir endlich abgewöhnst, Ausflüchte für andere Leute zu suchen. «
»Für dich suche ich keine.«
»Weil es keine gibt.«
Ich betrachte die Eintragungen, die Janelle gestern gemacht hat, ein Formular auf meinem Videoschirm, in dem nur wenige
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