Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Halbling wäre es nirgends willkommen. Wer auch immer seine Macht zu spüren bekommen hat te, fürchtete es. Von allen Rassen waren Airen Magie gegenüber am skeptischsten eingestellt. Auf die Senjyou konnte sie nicht zählen. Es blieb nur Mikhael.
Sie musste aus dem Airenreich weg, bevor allgemein bekannt wurde, dass sie schwanger war. Serena fasste eine Entscheidung. Es war eine gefährliche, aber sie hatte keine andere Wahl. Hier konnte sie nicht bleiben. Sie würde in den Norden zum Kloster Morphirium reiten. Wenn sie un terwegs ihr Kind bekäme, sollte es so sein. Unterwegs war es sicherer als hier am Hofe. Vor allem wollte Serena weit weg von Haril. Wer weiß, was er tun würde, wenn er ihr Kind in die Hände bekäme.
Im Palast von Magrem angekommen, wurde sie stürmisch von Aira begrüßt. Lachend und strahlend lief sie ihr entgegen. Sie war gewachsen, nein sie war herangewachsen. Man sah bereits Funken des Wissens und der Weisheit in ihren Augen. Die zukünftige Königin der Airen hieß Serena, geboren aus den Lenden einer leblosen Puppe, mit einem warmen und herzlichen Läche ln willkommen. In der Vostokensprache, die man ihr verboten hatte im Palast zu benutzen, flüsterte sie: „Ich habe dich vermisst.“
Serena presste Aira fest an ihre Brust und dachte daran, wie schwer es für sie sein musste. Alles war neu, überwältigend und die auf ihren kleinen Schultern bald lastende Verantwortung groß.
„Du hast nach mir schicken lassen?“, fragte Serena und schob Aira etwas von sich weg, um ihr forschend in die Augen schauen zu können. Schuldbewusst senkte Aira den Kopf, schob ihre Unterlippe vor und verteidigte sich vorwurfsvoll: „Du warst Wochen weg, ohne jede Nachricht. Ich habe mir Sorgen gemacht. Dir hätte sonst was passiert sein können.“ Dann umarmte Aira Serena wieder stürmisch und ihre kleinen Finger gruben sich tief in Serenas Umhang.
„Du darfst mich nie wieder so lange alleine lassen“, flüsterte Aira leise aber bestimmend. Serena konnte sich bereits jetzt vorstellen, wie Aira zukünftig ihre Untergebenen herumkommandieren würde. Aus dem scheuen Airenmädchen, das nie den Blick vom Boden nahm, war in kurzer Zeit eine willensstarke junge Frau herangewachsen. All das Blut und die Lehrstunden hatte sie heranwachsen lassen. Eine Airenkönigin, die von Vostoken und Senjyou in einer wichtigen Phase ihres Lebens geprägt worden war.
Mögen die Götter ihr Herz urteilsfrei und allen Rassen gegenüber offen halten. Auch wenn sie viel Leid unter den Vostoken erfahren hatte, so waren doch die ersten Bande, die sie zu jemanden geschlossen hatten, mit Serena und Mikhael gewesen, mit Vostoken und kurz darauf mit Senjyou. Airas Herz hing vor allem an Haril. Diese Verbindungen waren bereits kurz nach ihrer Ankunft mit Argwohn von den Airen beobachtet worden. Mikhael hatte einmal die Vermutung geäußert, dass die Airen Aira einen so straffen Unterrichtsplan gaben, ums sie von ihnen zu entfremde. Man hatte auch Serenas Abreise mit wohlwollenden Augen verfolgt.
Mikhael ... Bei dem Gedanken an ihn klopfte Serenas Herz schneller. Sie schielte über Airas Schulter und tatsächlich, da stand er. Unverändert, beobachtete er sie mit einem Lächeln. Sanft schob Serena Aira von sich und strich ihr über den Kopf. Dann ging sie auf Mikhael zu. Der Wunsch bei ihm zu sein wurde so groß, dass jeder Herzschlag, den sie von ihm entfernt war, unendlich schien und ohne es selbst zu merken, begannen ihre Füße sich schneller zu bewegen, bis sie sich rennend in seine Arme warf.
Er empfing sie mit ausgestreckten Armen und warf sie hoch in die Luft. Als sie wieder sicher in seinen Armen landete, drückte er sie fest an sich und flüsterte ihr ins Ohr: „Du hast zugenommen“, bevor er seine Lippen auf ihr Ohr presste. Ihr wurde heiß und kalt. Hätte er sie nicht festgehalten, wären ihr die Beine eingeknickt. Die Reise war wohl anstrengender gewesen, als sie gedacht hatte. Dann ließ er sie los und trat etwas bei Seite. Auch die Senjyou waren gekommen, um Serena willkommen zu heißen.
Mit eifersüchtigen Adleraugen beobachtete Mikhael, wie Serena als Nächstes von Malhim in die Arme genommen wurde. Der Senjyou bettete sein Gesicht in ihr Haar und küsste sie auf die Wange. Als er sie losließ, stellte sich Mikhael neben Serena und bedachte Malhim mit einem vernichtenden Blick. Die anderen Senjyou verbeugten sich leicht zur Begrüßung vor ihr, auch Haril. Dann begleitete die alte Gruppe Serena auf ihr
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