Bastarde (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
dem einzigen Ort zurück, den sie kannte und von dem sie wusste, dass sie nicht willkommen war. Sie kehrte zurück an Morphis Seite, als wären die siebzehn Jahre nie vergangen.
Morphis wollte sie nicht, aber Alara brauchte ihn. Sie brauchte jemanden, der sie befehligte. Denn ohne war sie nur eine Puppe, die in der Ecke lag und darauf wartete, dass jemand vorbeikam, an ihren Fäden zog und sie tanzen ließ. Es gab Menschen, die brauchten Führung, aber keiner brauchte sie so sehr wie Alara.
…
Nach mehreren Monaten Dunkelheit riss Alara die Augen auf. Das Licht war grell. Aus dem Schwarz wurde Weiß. Sie war wieder in der zum Tode verdammten Welt. Sie lebte.
W ER IST DER V ATER?
Serena überlegte lange, was sie den anderen erzählen sollte. Aira konnte sie die Wahrheit nicht sagen. Sie hatte Zorghk versprochen, sein Geheimnis mit ins Grab zu nehmen. Zum ersten Mal trug Serena die Last eines Geheimnisses. Sie spürte die Verantwortung und verstand, warum es nötig war. Sie trug ebenfalls etwas in sich, das geheim bleiben sollte. Je weniger von ihrem Kind wussten desto besser. Serena beschloss den anderen nichts zu sagen und zu behaupten, sie hätte nichts gefunden. Sie würden ihr glauben, weil sie ihr glauben wollten.
Bald würde ihr Bauch trotz weiter Kleidung nicht mehr zu übersehen sein. Was sollte sie nur tun? Wenn es so weiter wuchs, würde sie entweder platzen oder sehr bald gebären. Serena musste es so weit wie möglich von allen entfernt zur Welt bringen, die auch nur erahnten, wie mächtig ihr Baby war oder werden könnte. Um eine Zukunft für ihr Kind zu erschaffen, musste Serena herausfinden, wer die Drahtzieher hinter Alara waren und sie außer Gefecht setzen.
Konnte Serena mit dem Baby in den eisigen Norden zu dem Kloster, aus dem Alara stammte? Im Moment war sie unverwundbar. Sie wusste jedoch nicht, wie es nach der Geburt sein würde. Im besten Fall konnte sie die Drahtzieher vor der Geburt finden und sie mit der Macht ihres Kindes vernichten. Falls es jedoch schon vorher zur Geburt käme, hätte sie nur ihren Stab in der einen und ihr Baby in der anderen Hand.
Aber Serena konnte nicht bis nach der Geburt warten und sie konnte es nicht hier gebären. Selbst unter ihren Kameraden gab es ihm feindlich Gesinnte. Mit Schaudern dachte sie an Harils kalte Hand, die sie die Böschung herunterstieß. Haril würde dem Kind schaden wollen. Serena konnte Aira nicht aus ihren Pflichten reißen. Nicht nachdem sie erfahren hatte, welche Rolle sie in der Geschichte der Airen einnehmen würde.
Mikhael ... Vielleicht konnte sie Mikhael mitnehmen. Aber bei dem Gedanken, welchen Gefahren sie ihn damit aussetzen würde, drehte sich ihr der Magen um. Sie war im Moment vielleicht unverwundbar, er jedoch nicht. Sein Leben könnte jeden Augenblick einfach so verlöschen, sein Herz jeden Augenblick aufhören zu schlagen. Das Beste wäre wortlos abzuziehen. Nicht zu den anderen zurückzukehren, sich in Richtung Norden aufmachen und alles alleine in die Hand zu nehmen.
Aber sie hatte versprochen wiederzukommen. Mikhael wartete auf sie. Er vertraute ihr. Das Versprechen nicht einzuhalten würde bedeuten ihn zu verraten, sein Vertrauen zu verspielen und die Bande zu zerreißen, die sich zwischen ihnen gebildet hatten. Der Gedanke nicht mehr mit ihm verbunden zu sein, tat weh. So weh, dass sie tagelang mit sich haderte. Wertvolle Zeit verstrich.
Serena wollte mit ihrem Lehrer reden, Zorghk um Rat fragen. Aber das hieße ihm einzugestehen, dass sie ihm etwas verschwiegen hatte und noch schlimmer, dass sie ihn belogen hatte. Während sie unschlüssig und verwirrt ihre Möglichkeiten und die Fürs und Widers abwog, wurde ihr die Entscheidung abgenommen.
Sie rissen sie aus dem Schlaf. Klappernd in voller Rüstung kamen sie Serena holen. Prinzessin Aira wünsche sie im Palast zu sehen. Es war sicher nicht schwer einen Vostoken im Airenreich zu finden, so groß es auch war. Im Moment gab es ja nur zwei. Serena und Mikhael. Ohne Widerworte packte Serena ihre Sachen und ließ sich von den Soldaten zurück nach Magrem geleiten. Von Zorghk war nichts zu sehen. Er würde sich hüten vor den Soldaten aufzutauchen. Aus Angst erkannt zu werden, war er vermutlich in die Höhle geflohen.
Die Rückreise verlief ruhig. Keiner sprach Serena an und Serena sprach mit niemanden. In sich versunken, versuchte sie herauszufinden, wie sie von nun am Besten vorgehen sollte. Sie suchte den besten Weg für ihr Baby. Den sichersten. Als
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