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BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

Titel: BASTET (Katzendämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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Wahrheit. Heute würde er dafür sorgen, dass dieses verderbte Mädchen niemals mehr lachen würde. Und er würde stundenlang in ihre verfluchten, schwarzen Augen starren.
    Als Radd die Kellertür aufschloss, erwartete ihn eine böse Überraschung. Damy stand mitten im Raum. Ihre Arme hielt sie ausgebreitet, als wollte sie ihn umarmen. An ihrem eisigen Blick erkannte Radd aber sofort, dass diese Geste täuschte. Vor Schreck ließ er sein Tablett und die Lampe fallen und stolperte zwei Schritte zurück. Erst jetzt erkannte er, dass das Mädchen von einem seltsam irisierenden Licht umspielt wurde.
    »Wie … wie …?«, stotterte er hilflos. Seine Gedanken überschlugen sich in dem Versuch zu begreifen, wie sich die Gefangene hatte befreien können. Nur Sekunden später geschahen Dinge, die sein Vorstellungsvermögen vollends überfordern sollten.
    Noch während Radd nach Worten rang, schlängelte sich ein schmales Petroleumrinnsal aus der zerbrochenen Lampe auf das Mädchen zu. Die dünne, brennende Kerosin-Schlange erreichte die nackten Füße und kletterte wie ein lebendiges Reptil an den Beinen empor. Mit wachsendem Entsetzen beobachtete Radd, wie sich das Feuer unter dem Nachthemd nach oben schlängelte, in Brusthöhe teilte und zuckend auf die immer noch ausgestreckten Hände zulief. Damy verharrte dabei auch weiterhin in ihrer statuenhaften Haltung. Mit keiner noch so winzigen Regung ließ sie erkennen, ob sie die Hitze der Flammen spürte.
    Radd glaubte, in einem Albtraum gelandet zu sein. Längst hatte er aufgegeben, das ganze Geschehen begreifen zu wollen. Allein, dass der dünne Stoff des Nachthemdes bislang kein Feuer gefangen hatte, war für ihn schon wundersam genug.
    Auf den Handflächen des Mädchens hatten sich die Feuerschlangen nun zu kleinen Kugeln zusammengerollt, zu kleinen Sonnen, in der Größe von Tennisbällen. Radd sah die Bewegung nicht, doch plötzlich wurde einer der Bälle in seine Richtung geschleudert. Er dachte nicht einmal daran, dem Geschoss auszuweichen.
    Die Miniatur-Sonne traf ihn genau zwischen den Beinen, wo sie augenblicklich seine Hose entzündete. Schon nach wenigen Augenblicken wurden die Schmerzen unerträglich. Schreiend und wild mit den Armen schlagend warf sich Radd auf den Boden. Wie ein Epileptiker wälzte er sich hin und her, doch es wollte ihm nicht gelingen, die Flammen zu ersticken. Stattdessen fraß sich das beharrliche Feuer langsam einen Weg bis hinauf zu seiner Brust.
    Das feuerschleudernde Mädchen achtete kaum auf den Mann, der so bizarr von der Rolle des Täters in die Rolle des Opfers übergewechselt war. Mit noch immer versteinerter Miene warf sie den zweiten Feuerball gegen die Decke ihres Gefängnisses und verließ den Keller.

    Mit unmenschlichen Kräften musste es Radd gelungen sein, die Kellertreppe zu erklimmen. Damy war kaum aus dem Haus getreten, als der brennende Mann schreiend durch die Haustür stürzte. Das barfüßige Mädchen drehte sich ruhig um. In einer ihrer Hände hatte sich plötzlich ein Feuer in der Größe eines Basketballs gebildet. Ein Junge aus der Nachbarschaft namens Malcolm DiLucca sah, wie daraufhin ein feuriger Meteor auf das Haus zuraste und den schreienden Joseph Radd mit sich ins Innere riss. Genau in dem Moment, in dem das Mädchen ungerührt seinen Weg fortsetzte, gab es eine lautlose Explosion, und das ganze Haus verschwand hinter einer gigantischen, blutroten Feuerwand.
    Trotz seiner Angst folgte DiLucca der Fremden ein Stück die Straße hinauf. Zu seinem Schrecken musste er mit ansehen, wie sich das Feuer nach und nach über ihre Arme bis hinauf zum Kopf ausbreitete. Noch bevor sie die Waller Street erreicht hatte, stand die junge Frau praktisch halb in Flammen. Und trotzdem ging sie unaufhaltsam weiter.
    Vermutlich irrte Damy den ganzen Tag über in der Stadt umher, am Samstag allerdings erreichte sie schließlich das Haus ihrer Familie. Niemand weiß, was sie in den Ruinen gesucht und was sie dort gefunden haben mag. Zeugen glauben eine kleine Statue erkannt zu haben. Ihr Vater, Julius William Blatchford, hatte viele Fundstücke seiner archäologischen Grabungen im Haus aufbewahrt; ob es sich um ein derartiges Artefakt gehandelt haben mag, lässt sich nur mutmaßen. In ihrer Trauer, vielleicht aber auch um Spuren zu verwischen, beschied die brennende Frau den Ruinen des Blatchford-Anwesens dasselbe Schicksal wie zuvor dem Haus in der Pierce Street.

    Es ist anzunehmen, dass viele der Hausbrände, die nach dem 22.

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