BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)
vorerst musst du erst einmal zu Kräften kommen. Sicherlich wird es in dem Chaos noch einige Wochen dauern, bis jeder seine Angehörigen gefunden hat. Du wirst sehen, es ist alles gut ausgegangen. Wir müssen nur etwas Geduld haben.« Bevor das Mädchen wieder eindämmerte, fragte er sie nach ihrem Namen.
»Damy«, antwortete sie schläfrig. »Mit einem ›a‹.«
Oben in der Küche bemühte sich Radd so schnell es ging, ein paar Sandwiches zu machen. Jede Sekunde zählte. Damy brauchte zwar etwas zu essen, viel wichtiger aber war es, ihre Lethargie so stabil wie möglich zu halten. Als er ihr die Brote brachte, hatte er daher auch eine Flasche Wein aus dem eigenen Vorrat dabei.
Mit sanftem Druck zwang er das Mädchen, zwei große Gläser des schweren Roten zu trinken. Damy protestierte nicht; innerhalb kürzester Zeit hatte sie mehr als die Hälfte der Flasche geleert.
Der Alkohol ließ ihren geschwächten Körper schon bald wieder in einen tiefen Schlaf fallen. Erst jetzt hielt es Radd für angebracht, Damy wie all die anderen Mädchen, die er zuvor in sein Haus gelockt hatte, zu behandeln . Aus einer Kiste holte er passende Lederriemen und Stricke und band ihre Hände und Füße fest an die Metallpfosten der Pritsche. An diesem Morgen verging sich Radd zum ersten Mal an dem Mädchen.
Seltsamerweise war bei ihm das erwartete Gefühl der Befriedigung ausgeblieben. Er war es gewohnt, dass sich die Mädchen unter ihm wild aufbäumten, dass sie weinten und gellende Schreie ausstießen, nur so fühlte er sich als uneingeschränkter Herr über Angst und Panik, als Gott. Damy hatte jedoch keinen Muskel bewegt. Während er auf ihr lag, konnte er sich sogar des abscheulichen Eindrucks nicht erwehren, eine Leiche zu schänden.
Radd führte die todesähnliche Starre auf ein Übermaß an Alkohol zurück und beschloss daher, ihr stattdessen nur noch Obstsäfte zu verabreichen.
Damy trank den Apfelsaft mit versteinerter Miene; unentwegt starrte sie dabei ihren Peiniger an. Radd war sichtlich irritiert. Dieses Schweigen war einfach unnatürlich. Und dann erst diese Augen. Es wollte ihm nie gelingen, dem Blick aus diesen funkelnden, schwarzen Kohlen lange standzuhalten. Eine Woge aus eisigem Hass schlug ihm daraus entgegen.
Als er sie gegen Mittag erneut vergewaltigte, verband er ihre Augen zuvor mit einem Schal. Auch diese Maßnahme erwies sich jedoch als wenig hilfreich. Obwohl Damy nun offenbar wieder bei klarem Bewusstsein war, änderte sich nichts an ihrem Verhalten. Nicht einmal das kleinste Stöhnen oder Jammern entrang sich ihrer Kehle.
In seiner ohnmächtigen Wut schlug und kratzte er sie, aber selbst jetzt zeigte sie keine Reaktion. Der Einzige, der nun schrie und tobte, war Radd selbst.
»Was glaubst du, wer du bist, du mieses kleines Flittchen, dass du es wagst, mir zu trotzen?«, brüllte er sie an. Er riss ihr die Binde von den Augen, doch sie starrte ihn nur stumm an. Radd traute seinen Augen nicht, als er ein schmales Lächeln auf ihren Lippen zu entdecken glaubte.
»Du … du lachst?«, ereiferte er sich mit überschlagender Stimme. »Du WAGST es, mich, deinen HERRN und GOTT auszulachen?«
Alles in ihm sehnte sich danach, dieses widerspenstige Mädchen auf der Stelle zu erwürgen. Seine Mühe mit ihr sollte sich aber bezahlt machen. Radd hatte sie nicht den ganzen Weg von Pacific Heights hierher getragen, nur um sie schon am zweiten Tag wieder zu töten. Er wollte das Geschenk, das ihm das Beben gemacht hatte, so lange wie möglich nutzen. Er wollte seinen Spaß damit haben, für viele Tage und Wochen. Wenn nicht auf diese Weise, dann eben auf eine andere.
Den Rest des Tages verbrachte er damit, seinen Frust in Wein und Brandy zu ertränken. Gegen Abend war er so betrunken, dass er nicht mehr an seinen Gast im Keller dachte.
Der Freitag dämmerte mit einem blutroten Himmel. Noch immer waren die Feuer nicht unter Kontrolle gebracht worden und fraßen sich nun zu den Millionärsvierteln am Nob Hill hinauf. Tausende von Menschen flüchteten sich zu sicheren Orten wie dem ›Presidio‹ oder dem ›Golden Gate Park‹.
Joseph Kendal Radd nahm von alledem keine Notiz. Für ihn hielt das Beben eine ganz besondere Prüfung bereit, und er würde alles daran setzen, sie glanzvoll zu meistern. Sorgfältig platzierte er die dafür notwendigen Instrumente auf einem Tablett: eine Zange, einen Hammer, eine Packung Nägel, ein stumpfes Messer, einen Schraubenzieher und ein Skalpell.
Heute war der große Tag der
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