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BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

Titel: BASTET (Katzendämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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geworden; die Konsequenzen – so schlimm sie auch sein mochten – spielten für mich keine Rolle. Alles würde ich auf mich nehmen für diesen einen Augenblick der totalen Ekstase. Nur ein Heroinabhängiger hätte meinen Zustand begriffen. Ich glaubte nicht, den Entzug dieser Wahnsinnsdroge überleben zu können. Noch am selben Tag bestürmte ich sie, bei ihr einziehen zu dürfen. Ich wollte ihr so nah wie möglich sein. Ihre Wohnung war groß genug, und meine persönlichen Sachen nahmen nur geringen Platz in Anspruch. Für meine Fotoarbeiten blieb mir ja immer noch das Atelier.
    Natascha war von der Idee meines Umzugs nicht sonderlich angetan. Bisher hatte sie stets alleine gelebt und sie wusste nun nicht, wie sie auf die Anwesenheit einer zweiten Person in ihrem Haus reagieren würde. Der wahre Grund ihres Zögerns war jedoch ein anderer. Sie hatte Angst, einen Teil ihrer Freiheit zu verlieren. Wie ein Irrsinniger sprang ich um sie herum und versuchte alles, um ihre Bedenken zu zerstreuen. Ich versprach, ihre Gewohnheiten bedingungslos zu akzeptieren; ich versprach, nie viele Fragen zu stellen; ich versprach ihr völlige Entscheidungsfreiheit. Ich versprach ihr ALLES.
    Es war ein harter Kampf, doch schließlich brach ihr Widerstand. Keine drei Wochen später richtete ich mir neben ihrem Büro ein eigenes kleines Arbeitszimmer ein. Eine Gratis-Etage im Trump-Tower hätte ich dafür sausen lassen. Ich war der glücklichste Mensch auf Erden.
    Das folgende halbe Jahr verflog wie ein einziger Tag und war doch so erlebnisreich wie ein ganzes Jahrhundert. Wir kamen vorzüglich miteinander aus; ich hielt mein Versprechen und ließ ihre Privatsphäre unangetastet; ebenso konnte auch ich – nur eine Wand von Natascha getrennt – ungestört meiner Arbeit nachgehen. Selbst wenn sie zur Uni oder zum Museum gefahren war, genoss ich den Atem der Wohnung. Auch in diesen Momenten der Ruhe verspürte ich deutlich ihre Gegenwart. Diese anregende Atmosphäre beflügelte mich zu ungeahnten Höchstleistungen; der Auftrag bei Schuster & Wolfton war erfolgreich abgeschlossen und nun stapelten sich die Aufträge plötzlich auf meinem Tisch. Selten zuvor waren die Kunden so zufrieden. Nataschas Einfluss machte sich überall bemerkbar.
    Die Nachmittage und vor allem die Nächte gehörten uns beiden allein; nicht selten allerdings brach der eine oder andere mit diesem Zeitplan; meine Arbeit litt kaum darunter.
    Mal liebten wir uns zärtlich und langsam, dann wieder wild und ungestüm, wie am ersten Tag. Die Lust überkam uns jedes Mal wie ein Rausch; nur in den wenigsten Fällen nahmen wir uns die Zeit, bis ins Schlafzimmer zu gehen. Ich lernte auf diese Weise fast jeden Winkel der Wohnung von einer recht ungewöhnlichen Perspektive her kennen. Der harte Steinboden war mir bald vertrauter als jede Matratze, mit Teppichen machte mein Rücken nur gelegentlich Bekanntschaft. Nur anhand von Form und Farbe der Zimmerdecken konnte ich manchmal bestimmen, wo wir unsere Vorstellung gaben. Mehr bekam ich oft nicht zu sehen.
    Wenn endlich der trocknende Schweiß unsere Körper kühlte, stand ich zuweilen auf (sofern ich nicht zu sehr erschöpft war) und inspizierte eingehend die jeweilige Räumlichkeit. Abgesehen von den zwei, drei unmöblierten Abstellräumen gab es sonst auf der gesamten Etage keinen Fleck, der nicht Geheimnisse und Wunder für mich bereithielt. Jeden Tag entdeckte ich etwas Neues. Für einen wissbegierigen Menschen wie mich warfen die fremden Gegenstände in den Regalen und an den Wänden eine nicht enden wollende Fülle von Fragen auf; Fragen, die mir Natascha beinahe beiläufig beantwortete. (Wenn sie dazu bereit war.) Sie saß dann meist gegen die Wand gelehnt, die Arme um die zur Brust angezogenen Beine geschlungen, den Kopf leicht zur Seite geneigt und verfolgte aufmerksam jede meiner Bewegungen. Nie konnte ich beobachten, dass unsere Liebesspiele – selbst die wildesten – sie auch nur annähernd so stark beanspruchten wie mich. Sie zeigte danach eher eine Art von besonnener Fröhlichkeit, so als habe sie gerade ein erholsames Nickerchen gehalten. Besonders diese Momente waren es aber, in denen sich ihre Zunge besonders gut löste. Liebe machte sie gesprächig.
    Ich zeigte nacheinander auf verschiedene eingerahmte Pergament- und Stoffbahnen, und Natascha erzählte mir dann in ihrem Plauderton von Hieroglyphen und von hieratischen, demotischen und koptischen Schriften. Viele ihrer Erläuterungen fielen bei mir auf

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