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BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

Titel: BASTET (Katzendämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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kennengelernt.« Sie sprach auch jetzt mit dem Rücken zu mir. Es klang, als habe sie Probleme, ihre Zunge zu bewegen. Wie in Zeitlupe umklammerte sie die innere Klinke und drückte die Tür zu. »Mein Vater hat die Bastet«, den Rest hörte ich nur noch undeutlich, »meiner Mutter zum Hochzeitstag geschenkt.«
    Eine ganze Weile stand ich noch nachdenklich vor der verschlossenen Tür. Lag irgendwo in ihren Worten der Schlüssel, mit dem ich das Wesen dieser rätselhaften Frau ergründen konnte? Vielleicht hätte ihn der geniale Mr. Holmes gefunden, in meinem Kopf war allerdings nur ein dumpfes Rauschen. Ein Geräusch, welches auf der anderen Seite der Tür durch das Laufen der Dusche seine Entsprechung fand.

    Ich höre sie wieder, ganz deutlich. Schritte, leise, knirschend. Sie sind direkt unter dem Fenster. Gierig ziehe ich an der Zigarette, die Glut wird leuchtend orange. Diesmal unterdrücke ich den Trieb, das Vordach abzusuchen. Ich habe es schon viermal vergeblich getan. Du wirst ohnehin nichts finden , sage ich mir. Und wenn …
    Vielleicht ist es dieses ›wenn‹, was mich nun wie ein schweres Gewicht auf das Bett presst. Was wäre, wenn ich dort unten die ›Andere Natascha‹ entdeckte? Der Gedanke macht mir Angst. Natascha besaß noch viele andere Gesichter (oder Masken?), und vielleicht ist es nur gut, wenn ich nicht alle gesehen habe. Ihr Versprechen: »Warte! Ich lass' Dich nicht allein!« – Ich verfluche meine Treulosigkeit, aber in meinen Ohren haben ihre Worte nun einen bedrohlichen Klang angenommen. Ich hole kräftig aus und schlage mir mit der flachen Hand übers Gesicht. Die Kippe verschwindet wie ein erlöschender Komet im Dunkel. »Verdammtes Schwein!«, brülle ich unter Tränen. Wieder schlage ich zu. »Du verdammtes, elendes Schwein!!« Niemand darf die Erinnerung an Natascha unbestraft besudeln. Vor Scham und Selbstekel heulend, vergrabe ich mein Gesicht im Kissen. »Natascha!«, schluchze ich. »Oh, Natascha, bitte vergib' mir!«
    Die Schritte unter meinem Fenster werden lauter, unruhiger. Vielleicht bilde ich mir das alles aber auch nur ein. Es sind nur die Katzen. Streunende Katzen.
    Ich erinnere mich, dass ich Natascha einmal fragte, warum sie bei all ihrer Katzenliebe nicht selbst ein eigenes Haustier besaß. Ich traf eine wunde Stelle.
    »Ich hatte einmal eins. Calamity. Ein kleines, schwarzes Kätzchen. Sie ist mir entlaufen.« Ihr betrübter Blick hatte mich geschmerzt. »Überall habe ich nach ihr gesucht, aber vergeblich. Wahrscheinlich ist ihr etwas zugestoßen.«
    Als ich sah, wie Tränen in ihren Augen glänzten, nahm ich sie ganz fest in den Arm und wiegte sie lange, wie ein kleines Kind. »Sie kommt wieder«, hatte ich ihr zugeflüstert. »Bestimmt hat sie sich nur verlaufen.« Aber sie kam nicht wieder …
    »Und Natascha kommt auch nicht wieder«, spreche ich laut mit mir selbst. »Sie ist tot, Mann. Begreif' doch endlich: TOT!!«
    Das Knirschen der Schritte auf dem Vordach verhöhnt meine Worte. Wenn sie mich doch wenigstens rufen würde. Mein Gott, wie sehr sehne ich mich nach dem Klang ihrer Stimme. Aber ich strenge meine Ohren vergeblich an. Nur das leise Knirschen; ausdauernd, beständig, fast monoton – sonst nichts.
    Ich sprach Natascha nie mehr auf ihr seltsames Verhalten gegenüber der Katzen-Figur an. Ihr verquälter Ausdruck hatte zwar eine Warnglocke in mir zum Klingen gebracht, mit der Zeit aber vergaß ich die Geschichte. Oder wollte sie vergessen. Natascha war ein feiner, kostbarer Kristall, der zu leicht zerbrechen konnte. Unsere Beziehung hätte so bleiben können bis ans Ende aller Tage, mal bewölkt, manchmal verregnet, aber die meiste Zeit über strahlendster Sonnenschein; es wäre das Paradies gewesen. Aber wahrscheinlich sind die Dinge so beschaffen, dass nichts Vollkommenes von langer Dauer ist. Irgendwo da oben (oder da unten) musste jemand sitzen, der sich die Sache mit uns eine Zeit lang amüsiert ansah, bis er sich plötzlich dazu entschloss, den Spieß umzudrehen. ( Genug Spaß gehabt, Leute. Jetzt heißt's erst mal ein paar Runden aussetzen! ) Dieser verdammte Kerl musste eine Standleitung zu mir gehabt haben.
    Es begann alles damit, dass Natascha eines Abends nicht nach Hause kam. Wir sonderten uns in der Wohnung nicht etwa vom übrigen Rest der Welt ab; Natascha war einmal für vier Tage zum Britischen Museum nach London geflogen, um alte, in den Archiven aufgetauchte Scherben zu klassifizieren, und auch ich war an einigen Wochenenden mit

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