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BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

BASTET (Katzendämmerung) (German Edition)

Titel: BASTET (Katzendämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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meiner Kamera auf Tour. Die Wiedersehensfreude – selbst nach kürzesten Trennungen – belebte unsere Liebe sogar. Dieses Mal wusste ich jedoch von nichts. Wie ein tollwütiger Hund rannte ich durch die Zimmer, rief Feuerwehr, Polizei und alle Krankenhäuser der Stadt an; alles ohne Erfolg. Ich begann wieder an den Nägeln zu kauen, eine Gewohnheit, der ich seit meinem zwölften Lebensjahr abgeschworen hatte. In meiner Hilflosigkeit krümmte ich mich auf einem Sessel zusammen und wartete. Wartete – nicht enden wollende Stunden.
    Als Natascha am nächsten Morgen fröhlich lächelnd die Wohnungstür aufschloss, fand sie mich um Jahre gealtert: zitternd, gebeugt, mit kalkig-grauer Haut und tiefen Ringen unter den Augen. Ich hatte die ganze Nacht über keine Sekunde an Schlaf gedacht.
    Sie verstand überhaupt die ganze Aufregung nicht. Eine Besprechung mit Bekannten von der Uni hatte sich unerwartet in die Länge gezogen, und so hatte sie sich kurzerhand dazu entschlossen, bei einer Freundin zu übernachten. Ich konnte es einfach nicht fassen.
    »Es gibt Telefone!«, hatte ich sie angefahren. »Warum, verdammt noch mal hast du nicht angerufen?« Meine Nerven waren nahe daran zu reißen.
    Sie reagierte sehr kühl. »Erst einmal habe ich nicht geglaubt, dass du wegen einer solchen Bagatelle einen d e r a r t i g e n Aufstand machst, und zweitens …« Ihre Stimme wurde um einiges schärfer. »… brauche auch ich einmal ein paar andere Leute um mich herum. Manchmal möchte ich auch nur allein sein. Wir können uns doch nicht ständig auf der Pelle hängen! Ich beschwere mich doch auch nicht, wenn du zu deinen Foto-Sessions gehst!«
    »Aber im Gegensatz zu dir S A G E ich, wenn ich für eine oder zwei Nächte weg muss. Ich verschwinde nicht einfach!«
    Natascha zuckte nur verständnislos mit den Schultern. »Du hast mir etwas versprochen, erinnerst du dich? Du wolltest mich so nehmen, wie ich bin.«
    Damit hatte sie jede weitere Diskussion im Keim erstickt. Betroffen starrte ich sie an. Ich war geschlagen. Doch was spielte ich mich eigentlich auf; wir waren nicht miteinander verheiratet. Von Anfang an war mir glasklar gewesen, dass Natascha alles andere als das traute Heimchen am Herd war. Sie brauchte ihre Unabhängigkeit wie die Luft zum Atmen; eine Unabhängigkeit, die manchmal auch keine Rücksicht auf unsere Liebe nahm. Ich versuchte diese bittere Pille zu schlucken, sie blieb mir jedoch im Hals stecken.
    Immer häufiger blieb sie nun für eine, manchmal auch für zwei Nächte verschwunden. Ich unterließ es jetzt zwar, wie wild in der Gegend herum zu telefonieren, beruhigen konnte ich mich aber nicht. Stundenlang lag ich wach und grübelte vor mich hin. Tat sie das alles nur aus Trotz? Ich hatte die wildesten Vermutungen.
    Natascha hatte mir stets verschwiegen, wer diese Freundin war, bei der sie übernachtete; keinen von ihren ominösen Bekannten bekam ich jemals zu Gesicht. Betrog sie mich etwa mit einem anderen? Oder mit mehreren? Sie schirmte diesen Teil ihres Lebens so besessen vor mir ab, als gelte es ein Staatsgeheimnis zu hüten.
    Es war zum Verzweifeln.
    Vielleicht hätte ich mich eines Tages auch mit dieser Situation abgefunden; Natascha kam stets wieder zu mir zurück und unsere gemeinsamen Stunden ließen mich beinahe ihre dunkle Seite vergessen. Vielleicht wäre es mir gelungen; ich weiß es nicht. Die Entwicklung der Dinge nahm jedoch einen immer rätselhafteren Verlauf.
    Bald kam es vor, dass Natascha erst zur Mittagszeit oder am frühen Abend des darauffolgenden Tages wieder in der Wohnung auftauchte. Nicht selten machte sie dann einen abgespannten und erschöpften Eindruck. Nie zuvor hatte ich sie so gesehen. Mit tief in den Höhlen liegenden Augen, hängenden Schultern und gebeugtem Körper schleppte sie sich förmlich vorwärts. Sie bedachte mich allenfalls mit einem matten »Hallo« und verschwand dann bis zum nächsten Mittag im Schlafzimmer. Einige Male sahen ihre Kleider aus, als habe sie im Park übernachtet. Am meisten hatte mich der Anblick einer weißen Bluse im Abfall entsetzt; ein Ärmel war regelrecht zerfetzt, Knöpfe baumelten nur noch lose an einigen Fäden, braune und grüne Flecken überall. Vergeblich hatte ich jedoch nach einer anderen Farbe gesucht: Nach Rot, der Farbe von Blut.
    Die Wohnung wurde allmählich kleiner. Stück für Stück rückten die Wände näher. Alles wurde enger, bedrohlicher. Immer längere Schatten fielen in die Flure. Die Luft wurde so dick, dass ich

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