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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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beleidigende Graffiti entfernen zu lassen, um anschließend die
Überführung heimlich zu observieren. Auf die Art ließ sich der Phantomsprayer
womöglich auf frischer Tat ertappen, falls er oder sie wieder zuzuschlagen
wagte, was vermutlich mitten in der Nacht geschah, wie das bei Tunichtguten,
Schurken und ... ähm... Scharlatanen so üblich ist. Gegen die Observation
sprach allerdings, dass es sich um eine besonders finstere Ecke der Stadt
handelte, die Standheizung im Kein-Alibi-Lieferwagen defekt war, ich nachts
nicht sehr gut sehe und meine Antidepressiva verlangen, früh ins Bett zu gehen
und zumindest zu versuchen, etwas zur Ruhe zu kommen. Außerdem war ich nicht
sonderlich scharf auf eine physische Konfrontation mit meiner Nemesis. Mir
ging es mehr um den psychologischen Wettstreit. Meine Waffe war die logische
Deduktion, seine ein haariger Pinsel. Doch wenn ich in einem Fall einmal nicht
persönlich ermitteln kann, dann besteht immer die Möglichkeit, meine
geschätzte und breitgestreute Klientel einzuspannen - gewissermaßen als meine
verlängerten Augen und Ohren in der Stadt. Aus meiner Sicht ein Minimum an
Entschädigung für die zahllosen Stunden, die ich auf sie verschwendet habe.
    Da ich ziemlich neu in diesem
Geschäft bin, halte ich es außerdem nicht für unter meiner Würde, mir bei alten
Hasen Rat einzuholen. Und wenn ein solcher nicht verfügbar ist, konsultiere
ich eben meinen Assistenten Jeff. Eigentlich arbeitet er dienstags und
donnerstags für mich; wobei es wohl zutreffender wäre, zu sagen, er schaut zweimal
die Woche hier vorbei, um dann die meiste Zeit am Telefon zu hängen und gelangweilten
Politikern im Namen seiner amnesty-Ortsgruppe die Ohren abzukauen. Seit dem Tod
von General Pinochet ist Jeff allerdings etwas kleinlaut geworden.
Menschenrechtsverstöße unter Pinochets Regime waren Jeffs Spezialgebiet, und
nun, wo der General weg ist, richtet sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf
aktuellere Skandale im Nahen Osten, und Jeff ist zu einer Randfigur
abgestempelt. Er hat die Kardinalsünde begangen, jegliche Entwicklung in
Richtung demokratischer Verhältnisse zu ignorieren, und sich damit selbst in
die Position eines ewig Gestrigen manövriert, der immer noch verzweifelt darauf
hofft, dass irgendein noch viel schlimmerer Despot in Santiago die Macht
übernimmt und ihn damit aus der Bedeutungslosigkeit holt. Ich dachte, Jeff in
diesen Fall mit einzubeziehen, könnte ihn vielleicht von seiner persönlichen
Flaute ablenken; so wie ich es bereits erfolglos probierte, indem ich jedesmal
»Don't Cry for Me, Chile« summte, wenn ich an ihm vorbeiging.
    Also skizzierte ich Jeff den
Fall. Woraufhin er mich mit einer Reihe hartnäckiger Fragen löcherte. Er wollte
die genaue Lage der Überführung wissen und ob sich darauf noch weitere
Graffiti befanden (was nicht der Fall war); er fragte mich nach Albert
Mclntoshs Privatleben (verheiratet, drei Kinder), seinem Sozialleben (Golfclub,
Rugbyclub), seinem Geschäft (profitabel) sowie seinen religiösen Überzeugungen
(immer wichtig in dieser Stadt, protestantischer Atheist). Er wollte wissen, ob
es verärgerte Angestellte gab (darüber war mir nichts bekannt), unzufriedene
Kunden (schwer zu sagen), und ob mir Mr. Mclntosh etwas über eventuelle Leichen
im Keller oder ein Doppelleben anvertraut hatte - aber nein, so wie es aussah,
war Albert Mclntosh ein mustergültiger Bürger, und niemand hatte etwas
Schlechtes über ihn zu vermelden - abgesehen natürlich von unserem Phantomsprayer.
    Im Gegenzug befragte ich Jeff,
wie denn im Licht all dieser Informationen unser nächster Schritt aussehen
könnte. Wobei ich ihn gleichzeitig freundlich daran erinnerte, dass ich
gelegentlich unter stressbedingten Anfällen von Platzangst litt.
    Jeff nickte eine geraume
Weile, bevor er mich an seiner großen Weisheit teilhaben ließ.
    »Es ist eine sehr lange
Überführung«, erklärte er, »also würde ich nachts dort raufklettern und direkt
neben seiner Schmiererei in noch größeren Buchstaben sprayen: Wer das geschrieben hat, ist
eine Fotze.«
    Ich dachte gründlich darüber
nach, bevor ich antwortete. »Jeff, wenn du schreibst, wer das geschrieben hat, bezeichnest du dich ja
indirekt selbst als eine ... na ja, du weißt schon.«
    »Oh ... stimmt. Dann schreib ich eben: Wer immer das dort geschrieben
hat, ist eine Fotze, und mach dann einen kleinen Pfeil in Richtung von Albert Mclntosh ist immer noch
eine Schwuchtel.«
    Irgendwie hatte ich den
Eindruck,

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