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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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dass seine Taktik, einen beleidigenden Kommentar mit einem weiteren
zu übertrumpfen, unseren Täter womöglich nur noch mehr in Rage bringen würde.
    »Genau«, erwiderte Jeff. »Es
könnte ihn dazu provozieren, einen Fehler zu begehen. Vielleicht ist es auch
gar kein Mann. Womöglich ist es eine Frau. Und in dem Fall wäre sie nicht nur
eine ... du weißt schon, sondern sie hätte tatsächlich auch...«
    »Ja, ist gut, Jeff, ich denke,
ich habe verstanden.« Ich musste ihn unterbrechen, denn ein Exemplar der
seltenen Gattung Kunde hatte soeben den Laden betreten.
    Doch so leicht war Jeff nicht
vom Kurs abzubringen. »Sie wäre dann nicht nur im übertragenen Sinn eine ...«
    »Keine F-Wörter«, bat ich und
nickte in Richtung des Neuankömmlings.
    »... sondern auch im
buchstäblichen Sinn. Und jetzt, wo ich so drüber nachdenke, auch im
metaphorischen Sinn. Was ich also eigentlich neben Albert Mclntosh ist immer noch
eine Schwuchtel sprayen müsste, ist: Wer immer das dort geschrieben hat, ist eine Fotze im
übertragenen, im buchstäblichen wie auch im metaphorischen Sinn. Und außerdem sollte ich noch
schreiben: Übrigens,
nein, ist er nicht.«
    Wir würden eine deutlich
längere Überführung benötigen.
    Nachdem ich eine halbe
Ewigkeit damit zugebracht hatte, die Angelegenheit mit Jeff zu diskutieren, war
es an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. In Anbetracht des großzügigen
Gebrauchs, den Jeff üblicherweise von meinem Telefon machte, seiner
nachlässigen Einstellung gegenüber Ladendieben, seiner merkwürdigen Angewohnheit,
Freunde mit meinen Büchern zu beschenken oder seine eigenen, geheimen Vorräte
an ethisch gehandeltem Kaffee an meine Kunden zu verkaufen, ohne mir etwas von
den Einnahmen abzugeben - was den ganzen Handel in meinen Augen eher unethisch
machte -, schien es mir das Klügste, den Laden über Mittag zu schließen und ihn
einfach mitzuschleifen, allein schon, um Geld zu sparen. Außerdem geht er
einmal im Monat ins Fitnessstudio, und damit einmal mehr als ich, und wenn er
intensiv über etwas nachdenkt, runzelt er die Brauen, und seine Augen schielen
leicht, was ihn ziemlich bedrohlich wirken lässt. Auch von daher schien es mir
vorteilhaft, wenn er mich begleitete und mir wenigstens das Gefühl von Schutz
verschaffte, während ich mich von der Oase South Belfast hinüber in den Wilden
Westen bewegte.
    Wir fuhren direkt zu der
Überführung und fanden einen Parkplatz nur wenige Meter davon entfernt. Der
Kein-Alibi-Lieferwagen ist ein schwarzer VW-Bus mit den Kreideumrissen einer
Leiche und dem Schriftzug Mord ist unser Geschäft als Logo auf beiden Seiten.
Angesichts des Viertels, in dem wir uns aufhielten, war ich etwas besorgt, wir
könnten es mit einem Ansturm von Anstellungssuchenden zu tun bekommen. Doch
sehr zu meiner Erleichterung ließ man uns in Ruhe, möglicherweise wegen Jeffs
gerunzelter Brauen und schielender Augen, aufgrund derer man ihn leicht mit
einem Einheimischen hätte verwechseln können. Ich scherze natürlich, denn seit
die Katholiken hier im Westen an der Macht sind, sind ihre Brauen glatt wie
Seide, und ihre Augen blicken triumphierend geradeaus.
    Albert Mclntosh ist immer noch
eine Schwuchtel, stand in roter Farbe und riesigen Lettern quer auf der Eisenbahnbrücke.
Die Buchstaben waren wohlgeformt, was darauf schließen ließ, dass sie nicht in
Eile gemalt oder gesprayt worden waren. Dies wäre jedoch sicherlich der Fall gewesen,
hätte man die Schmierereien vom Boden aus angebracht, denn die Höhe der
Überführung machte eine lange Leiter erforderlich, die während der Aktion von
links nach rechts über die Straße hätte bewegt werden müssen. Doch selbst spät
in der Nacht herrscht hier zu viel Verkehr, um das praktikabel erscheinen zu
lassen. Außerdem war das »r« in Albert spiegelverkehrt - ein Makel, der nicht
so sehr auf mangelnde Rechtschreibfähigkeiten hindeutete, sondern vielmehr
darauf, dass der Schriftzug von oben angebracht worden war und der Künstler
beim Malen kopfüber vom Rand der Überführung gehangen hatte.
    Wir kletterten auf die
Überführung, und während wir den Fußweg neben den Gleisen einer genaueren
Inspektion unterzogen, entdeckten wir eine Spur roter Farbtropfen, die sich
entlang der Brücke hinzog und plötzlich vor einem eingezäunten Flecken Ödland
endete. Als wir unsere Gesichter gegen den Maschendrahtzaun pressten, konnten
wir zwischen zahllosen aufgerissenen Müllsäcken einen rot verschmierten,
ausgelaufenen Farbeimer

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