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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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an meinen PC, fest entschlossen, mich
nicht von der Stelle zu bewegen, bis ich den Fall der jüdischen Musikanten gelöst
hatte.
     
    38
     
    Ich habe immer schon gewusst,
dass man nur lange genug auf Zahlen oder Buchstaben oder eine Kombination aus
beidem starren muss, bis sich irgendwann zwangsläufig Muster ergeben. In diesem
Fall dauerte es fünf Tage und Nächte. Ein Tsunami hätte die anderen britischen
Inseln, ein Virus die gesamte Zivilisation auslöschen können, nichts hätte
mich von meinem Platz weggelockt. Mein Hochsicherheitsbunker ist wasserdicht,
und ich bin gegen alles geimpft, sogar gegen die Nebenwirkungen von
Schutzimpfungen.
    Jeff lief zu Hochform auf.
Statt seiner üblichen Aushilfstätigkeit arbeitete er von neun Uhr morgens bis
sechs Uhr abends, und das ohne Aussicht auf zusätzliche Entlohnung. Selbst als
einer seiner Kollegen von amnesty international anrief und ihn beschwor, an
einer besonders wichtigen Protestveranstaltung teilzunehmen (ich glaube, es
ging um einen Kenianer, der ausgebürgert werden sollte, obwohl er ein guter
Basketballer war), blieb er auf seinem Posten und betonte, dass meine
Ermittlungen und mein aufopfernder Feldzug gegen das Böse wesentlich wichtiger
waren. Respekt! Er wimmelte Nachfragen von Kunden ab, beantwortete sämtliche
Anrufe und schleppte dabei die ganze Zeit den Hurly-Schläger und das Schlachtermesser
mit sich herum. Bevor er abends verschwand, eilte er noch zu Starbucks, kaufte
Kaffeebecher in der richtigen Reihenfolge und besorgte Sandwichs bei Subway,
bevor er mich in der Festung einschloss. Wenn er am Morgen zurückkehrte,
bestand er als Erstes darauf, mich in den Hinterhof zu führen, damit ich dort
ein wenig frische Luft schnappte. Ein wenig war es so, als ließe man einem
Einzelhäftling die notwendige Leibesertüchtigung zukommen; nur dass in diesem
Fall der Häftling förmlich hinausgeprügelt werden musste, und, sobald er
draußen war, sofort wieder verzweifelt in seine Zelle zurückdrängte. Ich
wusste, dass ich dicht davor war, den Fall der jüdischen Musikanten zu lösen.
    Alison, die Femme fatale,
versuchte mich mehrfach von meinem Arbeitsplatz wegzulocken, aber ich blieb eisern.
Anfänglich kniff sie mich noch in die Wange und schickte mir erotische E-Mails,
in den letzten paar Tagen jedoch stand sie in ihrer Mittagspause nur noch im
Laden herum und beobachtete mich. Mehrfach ertappte ich sie dabei, wie sie mit
Jeff tuschelte. Offensichtlich machten die beiden sich Sorgen über die
Intensität meiner Ermittlungen, sie schienen zu befürchten, eine solche Konzentration
wäre nicht gesund für mich. Aber ich wusste, es war der einzig gangbare Weg.
Ich schätze, Alison fühlte sich auch ein wenig ausgeschlossen. Denn ich ließ
sie nicht wissen, was ich herausfand oder nicht herausfand; ich bezog sie nicht
in die Ermittlungen ein, wies ihr keine Aufgabe zu. Ich konnte nicht. Denn
alles fand nur im Kopf statt. In meinem Kopf. Dort vernetzten sich sämtliche Schaltkreise.
    Am dritten Tag bemerkte
Alison: »Soll ich mal bei deiner Mutter anrufen?«
    »Nein, ihr geht's gut.«
    Meine Augen wandten sich keine
Sekunde vom Bildschirm ab. Ich war ungepflegt und unrasiert, stinkig und
schwitzig. Die Tränensäcke unter meinen Augen hatten das Aussehen und die Größe
von gebrauchten Teebeuteln. »Es macht mir wirklich nichts aus. Vielleicht freut
es sie, wenn...«
    »Lass sie in Ruhe.«
    »Ich versuche doch nur...«
    »Bitte...«
    Als ich zwanzig Minuten später
zufällig den Blick hob, war sie verschwunden.
    Jeffs Miene war düster. »Sie
ist stinksauer auf dich. Wenn du sie weiter so behandelst, bist du sie
schneller los, als dir lieb ist. Du solltest ihr ein paar Blumen schicken.«
    Ich wandte meine
Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu. Alison würde mich ohnehin verlassen.
Es war unvermeidlich. Ich glaubte nicht an die Behandle-sie-mies-und-sie-fressen-dir-aus-der-Hand-Schule
der Liebe; ich
glaubte überhaupt nicht an Liebe, Punkt. Blumen deprimierten mich, außerdem
war ich gegen die meisten allergisch.
    »Willst du, dass ich ihr ein paar schicke ...?«
    »Nein. Lass es.«
    Er ließ es. Ich arbeitete
weiter, die ganze Nacht hindurch. Am nächsten Mittag kam sie nicht herüber.
Jeff warf mir diesen Hab-ich's-dir-nicht-gesagt-Blick zu, verkniff sich aber
jeden Kommentar.
    Ich konzentrierte mich darauf,
alles von mir fernzuhalten.
    Wie ich später erfuhr,
kreuzten an diesem Tag auch meine Botanic-Avenue-Hilfspolizisten im Laden auf
und verlangten

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