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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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hatte, war verflogen; es war einem
wachsenden Durst nach Wissen gewichen sowie der selbstbewussten Erkenntnis,
dass sich zum ersten Mal eine realistische Möglichkeit abzeichnete, den Fall der jüdischen Musikanten tatsächlich zu lösen, und zwar
auf meine Weise.
    »Aber jetzt«, warf Alison ein,
»muss ich zurück an die Arbeit.«
    »Das geht nicht. Nicht jetzt.«
    »Das geht sehr wohl. Und zwar
sofort.«
    »Aber was, wenn...?«
    »Wird er nicht. Das werden sie
nicht wagen. Nicht unmittelbar nach der Beerdigung. Wir haben noch eine
Schonfrist.«
    Vielleicht hatte ich ihr das
Phänomen der Eskalation noch nicht
gründlich genug erklärt. Doch dann fiel mir ein, dass Fritz bisher noch nie bei
Tageslicht zugeschlagen hatte. Und für den Fall, dass er seinen Modus Operandi kurzfristig über den Haufen
warf, würde er sicher zunächst bei Alison zuschlagen - schließlich hatte sie
Karl wiedererkannt, und das war ihm sicher nicht entgangen.
    »Okay«, stimmte ich zu, »geh
wieder an die Arbeit. Aber sei vorsichtig.«
    »Und was ist mit dir? Sperrst
du den Laden auf?«
    Eine ganze Weile schaute ich
sie an, bevor ich schließlich nickte. Ich hatte vor, mich zu verstecken, ohne
dass es danach aussah. Auf die Art war ich außerdem in der Lage, ein Auge auf
sie zu haben. Sollten die Killer irgendwann anrücken, um meine Alison zu töten,
gab mir das zumindest Zeit, mich aus dem Staub zu machen, bevor sie die Straße
überquerten, um mich abzumurksen.
     
    Jeff fungierte als mein
Bodyguard. Beziehungsweise er hing gelangweilt auf einem Stuhl neben der Tür
herum. Er wusste genau, nach wem er Ausschau halten musste, denn ich hatte ihm
Ausdrucke aus dem Netz gezeigt. Ein paar Klicks hatten mich auf die Website von
Smith Motors geführt, einem der größten Autohäuser im Norden, und mehrere
Seiten waren dem freundlichen Personal gewidmet. Es gab ein ziemlich aktuelles Foto des
Gründers Mark Radek, außerdem Aufnahmen des grinsenden Geschäftsführers Karl
Radek sowie seines Bruders Max, seines Zeichens Verkaufsleiter.
    Ich rief Alison an und
beobachtete durchs Fenster, wie sie ans Telefon ging. »Ich glaube nicht, dass
es Karl war, der dich ausführen wollte«, erklärte ich. »Wahrscheinlich war es
sein Bruder. Sie sind zwar keine Zwillinge, aber einander wie aus dem Gesicht
geschnitten. Deshalb hat er dich wohl auch nicht erkannt.«
    »Bist du sicher?«
    »Nein. Aber es ist ziemlich
wahrscheinlich. Und jetzt hör dir mal das an: Jedes Jahr reist Max für Sie
zu allen großen Automobilausstellungen - unter anderem nach London, Paris und
Frankfurt. So stellen wir sicher, dass Sie die Ersten sind, die von den
neuesten Entwicklungen in der Welt der ... Hast du das gehört?«
    »Frankfurt. Stimmt der
Zeitraum überein?«
    »Nein. Nicht wirklich. Die
Frankfurter Automobilausstellung ist die größte der Welt, sie dauert bis Ende
September. Die Buchmesse beginnt erst zwei Wochen später. Aber es bedeutet
immerhin, dass er sich dort gut auskennt. Falls er Rosemary loswerden wollte
und durch seine Mutter von ihrer Reise nach Frankfurt erfahren hat, war das die
perfekte Gelegenheit. Er konnte ihr folgen, sie alleine abpassen, erledigen und
das Land völlig unauffällig wieder verlassen.«
    »O Gott«, stöhnte Alison, »da
krieg ich eine fürchterliche Gänsehaut.«
    »Gänsehaut ist übrigens eine
unzutreffende Bezeichnung«, erklärte ich. »Dieses Phänomen tritt nur bei Säugetieren
auf, daher können Gänse sie gar nicht kriegen.«
    »Halt die Klappe«, sagte
Alison, »und ruf mich an, wenn du mehr rausgefunden hast.«
    Sie legte auf. Durch das
Schaufenster beobachtete ich, wie ein Kunde den Laden betrat und Alison sich
sofort in den Tresorraum im hinteren Teil des Ladens zurückzog, um einer
Kollegin die Bedienung zu überlassen. Kurz darauf sah ich sie aus dem
Tresorraum hervorlugen, bevor sie wieder in die Verkaufsräume zurückkehrte.
Trotz der angeblichen Schonfrist war sie ebenso nervös wie ich.
     
    Max Radek war also der Killer.
Möglicherweise in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Karl. Und vielleicht unter
dem Oberkommando ihres Vaters Mark. Oder auf eigene Faust. Oder in jeder
anderen denkbaren Kombination. Die Verdachtsmomente waren immer noch vage und
beruhten auf zufälligen Übereinstimmungen, aber in diesem Land waren viele
Patrioten schon für weit weniger eingebuchtet worden.
    Erneut war ich versucht,
Detective Robinson einzuweihen. Aber was, wenn mich das nur in weitere Kalamitäten
stürzte? Schließlich hatte

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