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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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hinterher, der
mittlerweile nur noch ein Pünktchen am Horizont war. Ihre Wangen waren gerötet.
»Von allen Juwelieren in der Stadt sucht sich Mark Radeks Sohn ausgerechnet
meinen Laden raus, bringt mich mit seinem Charme zum Schmelzen und will mit mir
ausgehen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei um einen Zufall
handelt? Ist das nicht sehr merkwürdig? Ist das nicht verdammt gruselig? Und
kurz nachdem ich ihm einen Korb gegeben habe, geht dein Lieferwagen in Flammen
auf, mit dir am Steuer; zumindest hat er das geglaubt. Jagt dir das keinen
kalten Schauer den Rücken runter?«
    »Doch, tut es.« Tat es
tatsächlich. »Aber das habe ich nicht gemeint. Hast du den Spiegel bemerkt, den
Rückspiegel?«
    » Was?«
    »Daran hing etwas. Ein
Wunderbaum-Lufterfrischer. Dieselbe Marke, dieselbe Größe und dieselbe Farbe
wie die an Malcolm Carlyles Leiche. Und die Radek-Familie besitzt ein Autohaus
und damit Zugang zu wahren Wäldern von Wunderbaum-Lufterfrischern.«
    Wir blickten einander an.
    »Scheiße«, konstatierte sie.
    »Scheiße«, pflichtete ich bei.
     
    37
     
    In unserem Geschäft nennen wir
so etwas einen Durchbruch. Im Geschäft eines Privatdetektivs, will ich damit
sagen. Im Buchhandel wäre es bereits als Durchbruch zu erachten, wenn die
Kunden nicht dauernd übers Wetter jammern würden. Ich brauche wohl nicht zu betonen,
dass wir uns, obwohl unser neuer Hauptverdächtiger längst außer Sichtweite
war, sofort aus dem Staub machten. Eigentlich hatte ich vor, mich in meinen
Hochsicherheitsbunker zu verkriechen, um diesen bis zur nächsten
Jahrtausendwende nicht mehr zu verlassen; aber Alison fuhr uns zu dem Parkhaus
in der Great Victoria Street, und von dort gingen wir zu Fuß zum Holiday Inn.
Ein wenig hatte ich gehofft, wir würden uns dort ein Zimmer mieten, stattdessen
schob sie mich in die Lounge links neben der Rezeption, wo sie Kaffee und
Sandwichs bestellte.
    Während wir so dasaßen und auf
unser Mittagessen warteten, entfuhren uns beiden immer wieder dieselben Worte:
»Verfluchte Scheiße.«
    Nachdem die Sandwichs vertilgt
waren und ich meinen Kaffee unberührt gelassen hatte - denn natürlich war es
kein Starbucks -, wandten wir uns endlich den katastrophalen neuen
Entwicklungen zu.
    »Mark Radek«, begann ich.
    »Und sein Sohn Karl.«
    »Der
Wunderbaum-Lufterfrischer.«
    »Wenn ich mit ihm ausgegangen
wäre, wäre ich womöglich nie mehr zurückgekehrt.«
    »Wenn du mit ihm ausgegangen
wärst, würden wir nicht hier sitzen.«
    »Er hätte mich umgebracht.«
    »Ich hätte dich umgebracht.«
    »Wie süß von dir. Aber ich bin
mir nicht sicher, ob du zu so etwas imstande bist.«
    »Es würde dir nicht gefallen,
wenn ich wütend werde.«
    »Ich bin mir nicht mal sicher,
ob du mir gefällst, wenn du friedlich bist.«
    »Du liebst mich.«
    »Die Liebe ist ein seltsames
Spiel. Er schien so ein netter älterer Herr zu sein.«
    »Ein netter älterer Herr mit
deutschem Akzent, das ist eine üble Kombination.«
    »Aber das bedeutet noch lange
nicht, dass er selbst in die Sache verwickelt ist. Es kann auch nur der Sohn
sein.«
    »Wer immer der Mörder ist, er
hat Ausdauer, Cleverness und Kaltschnäuzigkeit bewiesen. Wäre es Fritz allein
um die Wahrung des Geheimnisses gegangen, hätte er eigentlich als Erstes die
Quelle beseitigen müssen. Anne Radek. Die Aufseher in Purdysburn sind nicht
mehr als verfettete Ex-Schülerlotsen, und er hätte ohne Schwierigkeiten
hinein- und wieder hinausgelangen können. Aber der Fall liegt anders, wenn es
sich um seine Frau handelt ...«
    »Oder seine Mutter.«
    »Oder die beiden arbeiten Hand
in Hand.«
    »Ich habe Karl für warm und
charismatisch gehalten, aber hast du bemerkt, wie abweisend er im Wagen gewesen
ist? Er hat mich nicht mal angesehen. Dabei bin ich so hübsch.«
    »Und sein Dad ist so von
unserer Ahnungslosigkeit überzeugt, dass er einfach auf einen kleinen Plausch
zu uns rüberrollt, obwohl wir in Wahrheit die ganze Zeit auf seiner Todesliste
stehen.«
    »Er hat keine Ahnung, mit wem
er es zu tun hat.«
    »Wir auch nicht. Aber wir
werden es rausfinden.«
    »Bist du dir sicher?«
    Ich nickte. Ich war mir
sicher. Fakten ermitteln, das hatte ich drauf. Ich kannte mich im Internet aus.
Ich konnte auf die Datenbank meiner treuen Kunden zurückgreifen. Und, falls
alle Stricke rissen, waren da immer noch meine Botanic-Avenue-Hilfspolizisten.
Das Entsetzen, das ich beim Anblick des am Rückspiegel baumelnden
Wunderbaum-Lufterfrischers verspürt

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