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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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her.
    Über eine Strecke von etwa
hundert Metern lieferten wir uns ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
    Dann riss mein Fahrer
plötzlich das Steuer herum, rammte den Laguna am vorderen rechten Kotflügel,
mit exakt so viel Wucht, dass er aus der Bahn gedrängt wurde, ein hölzernes
Gatter durchbrach und in ein mit reifem Blumenkohl bestandenes Feld
geschleudert wurde.
    Mein Fahrer stoppte mit
kreischenden Bremsen.
    Setzte mit Vollgas zurück.
    Bog in das Feld ab und pflügte
mit heulendem Motor auf unseren Widersacher zu. Pflanzliche Schrapnelle spritzten
um uns herum auf.
    Der Laguna war etwa hundert
Meter weiter mitten im Feld stehengeblieben, seine Vorderräder drehten sich
nutzlos im Schlamm.
    »Jetzt haben wir dich!«,
brüllte mein Fahrer, während wir rutschend direkt neben Fahrertür zum Halten
kamen. Überraschend behände sprang er aus dem Wagen. »Kümmern Sie sich um das
Mädchen«, zischte er, »den Kerl überlassen Sie verflucht nochmal mir!«
    Mit wenigen Sätzen war er bei
seinem Kofferraum und riss ihn auf. Er zog den Radmutterschlüssel hervor. Die
Fahrertür des Laguna öffnete sich gerade, aber mein Fahrer schlug zuerst zu,
drosch durch das Fenster und der Kreatur direkt auf den Schädel.
    »Du krankes Arschloch, du
beschissenes, krankes Schwein!«, brüllte mein Fahrer.
    Ich lief hinüber zum Laguna
und riss die Hintertür auf. Alison lag mit dem Gesicht auf dem Sitz; sie hatte
alles vollgekotzt. Sie stöhnte. Ich zerrte sie heraus, und sie ließ sich in den
Blumenkohl fallen.
    »Bitte ...«, murmelte sie,
»lass mich ... lass mich einfach liegen...«
    Ich schüttelte und schubste
sie, bis sie sich hinkniete. Erneut übergab sie sich. Ich griff ihr unter die
Achseln und flüsterte ihr aufmunternde Worte ins Ohr, woraufhin sie mir
mitteilte, ich
solle mich verpissen und sie in Ruhe lassen, was nicht unbedingt die von
mir gewünschte Reaktion war, aber immerhin ein Hinweis darauf, dass es sich
immer noch um die alte Alison handelte und ich sie nicht verlieren würde. Ich
packte sie unter den Armen und zerrte sie zurück zum Taxi. Während der ganzen
Zeit hörte ich klatschende Geräusche; es hörte sich an wie in Rocky, wenn Sylvester Stallone auf
die gefrorene Rinderhälfte einprügelt. Das Monster würde nicht sehr hübsch
aussehen, wenn mein Fahrer mit ihm fertig war. Unter Umständen war er dann
nicht mal mehr am Leben.
    Ich zog es vor, nicht
hinzusehen.
    Beim Anblick von Blut falle
ich sofort in Ohnmacht.
     
    Wenn man aus den Craiganlet
Hills herunterkommt, liegt das Ulster Hospital nur ein paar Hundert Meter
entfernt. Was bedeutete, dass wir es eher in Sekunden als in Minuten
erreichten, bedingt vor allem auch durch den Fahrstil meines Chauffeurs.
    Wir hielten in der Parkbucht
für Notfälle. Mein Fahrer spähte nach hinten zu Alison und dann zu mir. Sein
Gesicht war blutbespritzt. Ebenso wie sein Hemd und seine Hände. Er sah aus,
als hätte er im Schlachthaus ein Vollbad genommen. Er lächelte. Er war
eindeutig verrückt. Dennoch hatte er das Leben meines Mädchens gerettet.
    »Das macht siebenundsechzig
Pfund sechzig«, erklärte er.
    Ich starrte ihn an. Er starrte
zurück. Alison stöhnte.
    Mein Fahrer zwinkerte. »Nur 'n
Scherz«, winkte er ab. »Das war unbezahlbar! Wie ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit!
Schaffen Sie Ihr Mädel da rein und sorgen Sie dafür, dass sie wieder in Ordnung
kommt.«
    Er streckte mir seine Hand
hin. Sie war mit Blut, Schlamm und Blumenkohl bedeckt, und ein abgebrochener
Zahn stak aus einem seiner Fingerknöchel. Trotzdem ergriff ich sie, und wir
verabschiedeten uns mit einem männlichen Händedruck.
    Ich habe seinen Namen nie
erfahren.
    Und er meinen auch nicht.
    Es ist schon eine verrückte
Welt, in der wir leben.
     
    Das Taxi fuhr davon. Ich
setzte Alison am Bordstein ab, da sie nicht alleine laufen konnte, rannte in
die Notaufnahme und kehrte mit einer Schwester und einem Rollstuhl zurück. Ich
erklärte ihr, Alison sei meine Freundin, und jemand hätte ihr Betäubungsmittel
in den Drink gekippt, aber die Schwester verdrehte nur die Augen.
    »Sind Sie sich da sicher?«,
fragte sie. »Denn neunundneunzig Prozent aller Frauen, die hier auftauchen und
behaupten, man hätte ihnen Betäubungsmittel in den Drink gekippt, sind einfach
nur stockbesoffen.«
    »Ich bin mir sicher«, zischte ich.
    Ich folgte ihr durch die
Schwingtüren. Dabei vermied ich es tunlichst zu atmen. Ich wollte um jeden
Preis vermeiden, mir irgendwelche Krankheitserreger einzufangen.

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