Bateman, Colin
haben musste, während
ich gedöst hatte. Eiswürfel klapperten in den Plastikbecher. Ich hoffte, die
Schwester trug sterile Gummihandschuhe. Alison trank gierig. Als sie fertig
war, setzte sie sich auf.
»Ich fühl mich so komisch«, erklärte sie.
»Kein Wunder.«
»Aber ich hab dich vermisst.«
Das klang schon besser. »Ich
hab dich auch vermisst.«
»Du hast gar nicht mehr mit
mir geredet. Hast mir nicht erzählt, an was du arbeitest. Das war nicht fair
von dir. Gar nicht nett. Ich hab gedacht, wir sind Partner.«
Auf keinen Fall Partner, aber
das war weder die richtige Zeit noch der richtige Ort, ihr das zu erklären. Ich
überraschte mich ständig aufs Neue - jetzt war ich sogar zur Selbstzensur in
der Lage. Ich legte meine andere Hand auf die ihre und streichelte sie
zärtlich. Offensichtlich war sie mental wieder einigermaßen zurechnungsfähig
und konnte meinen Neuigkeiten lauschen. Meinem absoluten Doppelhammer. Fall
gelöst und ihr Leben
gerettet.
Ich war schon ein toller
Hecht.
»Alison...«
Ich legte eine Kunstpause ein,
aber sie kam mir zuvor.
»Ich wollte ja nicht hinter
deinem Rücken vorgehen«, erklärte sie. »Aber du hast mich ausgeschlossen. Und
das hat mich wütend gemacht. Ich wollte dir beweisen, zu was ich imstande bin.
Deshalb habe ich das Treffen mit Max Radek arrangiert.«
»Das war dumm und leichtsinnig
von dir«, bemerkte ich, »aber auch sehr mutig.«
»Es ist mit das Aufregendste
gewesen, was ich je getan habe.«
»Wenn ich dir nicht gefolgt
wäre, wärst du jetzt tot.«
Sie schüttelte heftig den
Kopf, woraufhin sie einen Moment lang benommen wirkte. Dann atmete sie tief
durch. »Nein«, entgegnete sie sanft, »so war es nicht, bitte glaub mir. Ich hab
doch gewusst, dass er in die Morde verwickelt ist; glaubst du tatsächlich, ich
wäre mutterseelenallein mit ihm ausgegangen und hätte niemandem davon erzählt?
Wie professionell wäre das gewesen?«
Nicht sehr. Für eine Schmuckverkäuferin.
»Du meinst, du hast eine
Nachricht hinterlassen oder...«
»Nein! Herr im Himmel! Ich bin
nie in Gefahr gewesen.«
»Er hat dich unter Drogen gesetzt.«
»Damit hatte ich fast
gerechnet.«
»Aber was, wenn es Gift
gewesen wäre und du gestorben wärst?«
»Mir war klar, dass er das
nicht tun würde, oder vielmehr, ich hab es geahnt. Es wäre ja wohl kaum in
seinem Sinne gewesen, wenn ich tot am Tisch zusammengebrochen wäre. Und ein
langsam wirkendes Mittel hätte mir immer noch die Möglichkeit zur Flucht
gelassen, oder ich hätte mit dem Finger auf ihn zeigen können, bevor ich
sterbe. Nein, ich habe von Anfang an damit gerechnet, dass er irgendwas findet,
das gerade stark genug ist, um mich außer Gefecht zu setzen.«
Ich starrte sie an. »Das ist
kein Spiel, Alison. Er hat dich betäubt, er hat dich seinem Killerfreund
übergeben und...«
»Nein. Das wäre niemals
passiert. Brian war doch da, um mich zu beschützen.«
»Er... was?«
Sie lächelte verständnisvoll. »O
schau dich nur an, wie besorgt du bist. Das ist so süß von dir. Aber ich war
wirklich in Sicherheit.«
»Wiederhol bitte nochmal den
Brian-Teil.«
»Er ist so zuverlässig. Auch
wenn ich nicht mit ihm leben kann, ist er trotzdem immer für mich da. Versteh
doch, ich hätte so gerne gehabt, dass du mit mir dort bist oder mich bewachst, aber du warst ja
nicht ansprechbar. Also hab ich mit Brian verabredet, dass er Max' Auto folgt
und mich dann um eine festgelegte Zeit anruft. Ich habe Max was von einem
dringenden familiären Notfall vorgeflunkert, und Brian ist vorbeigekommen, um
mich abzuholen. Nur gut, dass er das getan hat, denn ich konnte kaum mehr
stehen.«
»Das war wirklich sehr
aufmerksam von ihm«, bemerkte ich.
»Na ja, und wenn du auch
dagewesen bist, dann war ich ja gleich doppelt abgesichert. Aber du musst ihn
doch gesehen haben? Ein schwarzer Laguna?« Ich nickte und zuckte gleichzeitig
mit den Achseln. Alison gähnte ausgiebig, und für einen Moment schien sie den
Faden verloren zu haben. »O ja ... er ist gekommen und hat mich abgeholt. Hat
mich auf den Rücksitz gelegt, aber ich war so benebelt, dass ich ihm nicht
sagen konnte, wo ich momentan wohne. Ich war so erledigt. Irgendwann muss er
aufgegeben und beschlossen haben, mich irgendwo zu seinem Haus draußen in der
Pampa zu bringen ... und ... und ... ab dem Punkt ist dann alles ein bisschen
verschwommen. Du hast gesagt, du hättest mich gerettet, aber ich war doch bei
Brian. Hat er mich hierhergebracht? Oder bist du zu seinem Haus
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